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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schon anfangen, einen Strang der Macht zu weben, um Moghediens Zunge zu fesseln, doch dann lächelte sie. Sie war ja direkt mit Moghedien verknüpft und konnte die andere beherrschen. Moghedien quollen fast die Augen heraus, als sie selbst die Stränge wob, die ihren eigenen Mund verschlossen, und sie diese dann abnabelte. Nynaeve fügte auch noch etwas hinzu, um ihr die Ohren zu verschließen, und dann wandte sie sich an Birgitte. »Was denkst du?«
    »Elayne wird das Herz brechen. Sie liebt ihre Mutter.«
    »Das weiß ich!« Nynaeve atmete erst einmal tief durch. »Ich werde mit ihr weinen, und jede Träne wird ernst gemeint sein, aber jetzt muß ich mir über Rand Gedanken machen. Ich denke, sie hat die Wahrheit gesagt. Ich konnte es beinahe spüren.« Sie packte die silbrige Leine unterhalb ihres Armbands und schüttelte sie. »Vielleicht ist es so, und vielleicht war es nur Einbildung. Was glaubst du?«
    »Daß sie die Wahrheit gesagt hat. Sie war noch nie besonders tapfer, wenn sie nicht eindeutig die Überlegene war oder glaubte, sich entsprechende Vorteile verschaffen zu können. Und du hast ihr auf jeden Fall Angst eingejagt!«
    Nynaeve verzog das Gesicht. Jedes Wort Birgittes brachte eine weitere Zornblase in ihrem Bauch hervor. Sie war noch nie besonders tapfer, wenn sie nicht eindeutig die Überlegene war. Das konnte auch auf sie zutreffen.
    Sie hatte Moghedien mächtig Angst eingejagt. Das war richtig, und sie hatte jedes Wort ernst gemeint, das sie gesagt hatte. Aber jemanden zu verprügeln, wenn es sein mußte, war eben doch nicht das gleiche, wie jemandem mit Folter zu drohen, zu spüren, wie man jemanden liebend gern gefoltert hätte. Das war selbst im Falle Moghediens eine ganz andere Sache. Und nun stand sie da und versuchte, etwas zu umgehen, von dem sie wußte, daß sie es tun mußte. Nicht sehr tapfer, es sei denn, sie war so eindeutig überlegen, daß sie nichts zu furchten hatte. Diesmal brachte sie selbst die Zornblase hervor. »Wir müssen nach Caemlyn. Ich jedenfalls. Mit ihr. In meinem Zustand bin ich wahrscheinlich nicht einmal stark genug, um mit Hilfe der Macht ein Blatt Papier zu zerreißen, aber durch den A'dam kann ich mir ihre Kraft zunutze machen.«
    »Du wirst aber nicht in der Lage sein, von Tel'aran'rhiod aus etwas in der wachenden Welt zu beeinflussen«, sagte Birgitte ruhig.
    »Das weiß ich! Ich weiß, aber ich muß doch etwas unternehmen.«
    Birgitte legte den Kopf in den Nacken und lachte schallend. »O Nynaeve, es beschämt mich ja so, mit einem Feigling wie dir etwas zu tun zu haben.« Mit einemmal riß sie überrascht die Augen auf. »Es war wirklich nicht mehr viel von deinem Schlaftrunk übrig. Ich glaube, ich wa...« Mitten im Wort war sie plötzlich verschwunden.
    Nynaeve atmete tief ein und löste die Stränge um Moghedien. Oder besser, sie ließ Moghedien das tun.
    Beim Benützen des A'dams war das wirklich schwer zu unterscheiden. Sie wünschte, Birgitte wäre noch da. Ein zweites Paar Augen. Eine, die Tel'aran'rhiod wahrscheinlich besser kannte, als sie es jemals kennen würde. Eine, die tapfer und mutig war. »Wir machen einen kleinen Ausflug, Moghedien, und Ihr werdet mir mit aller Euch zur Verfügung stehenden Kraft helfen. Falls ich durch irgend etwas überrascht werde... Es genügt wohl, Euch zu sagen, daß alles, was derjenigen zustößt, die dieses Armband trägt, auch der mit dem Halsband zustoßen wird. Nur etwa zehnmal so stark.« Moghediens kreidebleiches Gesicht zeigte deutlich, daß sie ihr glaubte. Und das war auch gut so, denn sie hatte ihr die Wahrheit gesagt.
    Noch ein tiefer Atemzug, und Nynaeve begann im Geist das Bild des einzigen Orts in Caemlyn aufzubauen, den sie gut genug kannte, um sich daran zu erinnern: den Königspalast, in den Elayne sie mitgenommen hatte. Dort mußte sich Rahvin befinden. Aber in der wachenden Welt, nicht in der Welt der Träume. Trotzdem mußte sie etwas unternehmen. Ihre Umgebung in Tel'aran'rhiod veränderte sich.

KAPITEL
55

    Verbrannte Fäden
    R and blieb stehen. Ein langer Rußfleck an der Wand des Korridors bezeichnete die Fläche, an der ein halbes Dutzend wertvoller Wandbehänge zu Asche verbrannt waren. An einem weiteren züngelten schon die Flammen empor. Von einer Anzahl kostbar eingelegter Truhen und Tische waren nur noch qualmende Reste zu sehen. Er hatte das nicht verursacht. Dreißig Schritt weiter lagen Männer in roten Uniformjacken mit Brustharnischen und Gitterhelmen vom Todeskampf verkrümmt auf

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