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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hierbleibt.«
    Die braunen Augen der Frau weiteten sich, und sie wäre zusammengebrochen, hätte der Mann sie nicht aufgefangen. Sein schmaler Mund bewegte sich unablässig, als bete er, könne die Worte aber nicht herausbringen.
    Rand blickte hinunter, um zu sehen, was den Mann so erschreckte. Seine Hand war weit genug aus dem Ärmel gerutscht, um den Drachenkopf mit der goldenen Mähne freizulegen, der ein Teil seiner Haut war. »Ich werde Euch nichts tun«, sagte er noch einmal, ging weiter und ließ sie dort zurück. Er mußte sich um Rahvin kümmern, mußte Rahvin töten. Und dann?
    Kein Geräusch außer dem Knarren seiner Stiefelsohlen auf den Fliesen. Und tief in seinem Kopf murmelte ein schwaches Stimmchen traurig etwas von Ilyena und Vergebung. Er strengte alle Sinne an, um festzustellen, ob Rahvin die Macht benutzte, ob sich der Mann mit Energie aus der Wahren Quelle vollsog. Nichts. Saidin versengte seine Knochen, ließ sein Fleisch erfrieren, brannte in seine Seele hinein, aber von außen her war es schwierig, so etwas festzustellen, bis man nahe genug war. Ein Löwe im hohen Gras, so hatte Asmodean es einst beschrieben. Ein räudiger Löwe. Sollte er Asmodean der Liste jener hinzufügen, die nicht hätten sterben sollen? Oder Lanfear? Nein. Nicht...
    Er hatte nur den Bruchteil einer Sekunde der Vorwarnung, um sich platt auf den Boden zu werfen; eine hauchdünne Scheibe Zeit zwischen dem urplötzlichen Wissen, daß Stränge der Macht verwoben wurden, und einem armdicken Strahl weißen Lichts, flüssigen Feuers, der die Wand durchschnitt und wie eine Schwertklinge hindurch schoß, wo sich sein Brustkorb befunden hatte. Wo dieser Strahl im Korridor auftraf, hörten Wände und Stuckfriese, Türen und Wandbehänge einfach auf zu existieren. Durchtrennte Wandteppiche, Steinbrocken und Gips regneten auf den Fußboden herab.
    Also keine Spur von der Furcht der Verlorenen vor dem Gebrauch des Baalsfeuers. Wer hatte ihm das gesagt? Moiraine. Sie hätte es sicherlich verdient gehabt, weiterzuleben.
    Baalsfeuer erstrahlte aus seinen Händen. Ein gleißendweißer Lichtbalken, der in die Richtung wies, aus der jener andere Strahl kam. Dieser erlosch, als der seine die Wand durchdrang und purpurne Lichtreflexe in seinen Augen hinterließ. Er ließ seinen Strahl wieder verlöschen. Hatte er es endlich geschafft?
    Also stand er etwas mühsam auf und lenkte einen Strang aus Luft, der die kaputten Türen mit solcher Gewalt aufbrach, daß ihre Reste aus den Scharnieren gefetzt wurden. Der Raum dahinter war leer. Es war eine Art von Wohnzimmer, in dem man einige Stühle vor einem mächtigen Marmorkamin aufgestellt hatte. Sein Baalsfeuer hatte einen Teil eines Torbogens herausgeschnitten, der in einen kleinen Innenhof mit einem Springbrunnen führte, und auch noch einen Teil der Säulen aus den Arkaden jenseits des Brunnens. Rahvin war allerdings nicht auf diesem Weg geflohen, noch war er in diesem Baalsfeuerstrahl ums Leben gekommen. Ein Rückstand lag noch in der Luft, ein verblassender Überrest verwobener Stränge aus Saidin. Rand erkannte das wohl. Es unterschied sich von dem Tor, das er benützt hatte, um nach Caemlyn zu kommen, oder von dem Kurzen Weg, durch den er in den Thronsaal gekommen war. Es war ihm mittlerweile klar, was er da gewoben hatte. Doch in Tear hatte er bereits einmal einen solchen Weg erlebt, wie ihn Rahvin gewählt hatte, und er hatte ihn dort selbst schon einmal benützt.
    Jetzt wob er die gleiche Art von Strängen. Ein Tor, oder zumindest eine Öffnung, ein Loch in der Wirklichkeit.
    Auf der anderen Seite gab es diesmal keine Schwärze. Es war sogar so, daß er den Übergang überhaupt nicht bemerkt hätte, wäre da nicht sein Wissen um diesen Weg gewesen und hätte er nicht das Gewebe wahrnehmen können. Vor ihm lagen die gleichen Torbögen, die auf den gleichen Innenhof mit dem gleichen Springbrunnen führten, und dahinter die gleichen Arkaden. Die durch sein Baalsfeuer sauber herausgeschnittenen Teile tauchten einen Moment lang wieder auf, füllten die Lücken, und verschwanden dann wieder. Wo immer dieses Tor hinführte, es war auf jeden Fall ein anderer Ort, eine Art Spiegelbild des Königlichen Palastes, so wie es damals ein Spiegelbild des Steins von Tear gewesen war. Er bedauerte ein wenig, nie mit Asmodean darüber gesprochen zu haben, als er noch die Möglichkeit dazu hatte, aber er hatte es nicht fertiggebracht, mit irgend jemanden über jenen Tag zu sprechen. Es war auch nicht so

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