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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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unternommen.
    Er hatte dieses Gebäude als Quartier ausgewählt, weil es unbeschädigt war und nahe dem großen Platz lag. Die hohen Decken ließen selbst am heißesten Tag noch etwas wie Kühle erahnen, und die dicken Wände hielten bei Nacht die schlimmste Kälte ab. Natürlich war es anfangs nicht das Dach der Töchter des Speers gewesen. Eines Morgens war er aufgewacht und hatte das Gebäude einfach besetzt vorgefunden: Töchter in jedem Zimmer der ersten beiden Stockwerke und ihre Wächterinnen an seiner Tür. Er hatte eine Weile gebraucht, bis ihm klar wurde, daß sie dieses Gebäude als Dach für ihre Gemeinschaft hier in Rhuidean in Anspruch genommen hatten und doch erwarteten, daß er weiterhin darin wohnte. Tatsächlich wären sie bereit gewesen, ihr Dach überallhin zu verlegen, wo er sich aufhielt. Deshalb hatte er sich an einem anderen Ort mit den Clanhäuptlingen treffen müssen. Wenigstens hatte er es fertiggebracht, sie zu überzeugen, unterhalb des Stockwerks zu bleiben, in dem er selbst schlief. Das hatte sie unwahrscheinlich erheitert. Selbst der Car'a'carn ist kein König, rief er sich trocken ins Gedächtnis zurück. Zweimal bereits war er nach weiter oben umgezogen, als sich die Anzahl der Töchter ständig erhöhte. Gelangweilt versuchte er auszurechnen, wie viele noch ankommen müßten, bis er schließlich auf dem Dach schlief.
    Das war besser, als immer daran denken zu müssen, wie er sich wieder von Moiraine hatte provozieren lassen. Er hatte sie eigentlich über seinen Plan im Ungewissen lassen wollen bis zu dem Tag, an dem er mit den Aiel ausrückte.
    Sie wußte eben genau, wie sie seine Gefühle manipulieren konnte, wie sie ihn so wütend machen konnte, daß er mehr sagte, als ihm lieb war. Ich bin doch früher nie so wütend geworden. Warum habe ich solche Schwierigkeiten, mich zu beherrschen? Nun, sie konnte jedenfalls nichts unternehmen, um ihn zurückzuhalten. Er glaubte zumindest nicht, daß es eine Möglichkeit gab. Er mußte aber nächstens rechtzeitig daran denken, bei ihr einfach vorsichtiger zu sein. Seine ständig wachsenden Fähigkeiten ließen ihn ihr gegenüber leichtsinnig werden, doch wenn er auch viel stärker war, hatte sie viel mehr Erfahrung, und die konnte ihn Asmodean nicht lehren.
    Auf gewisse Weise war es weniger wichtig, wenn er Asmodean seine Pläne wissen ließ, als sein Vorhaben der Aes Sedai zu enthüllen. Für Moiraine bin ich immer noch ein Schafhirte, den sie zum Besten der Burg benützen kann, aber für Asmodean bin ich der einzige Ast, an dem er sich in der rasenden Flut festklammern kann. Seltsam, wenn er bedachte, daß er einem der Verlorenen wahrscheinlich eher vertrauen konnte als Moiraine. Andererseits, er konnte wohl beiden nicht gerade weitgehend trauen. Asmodean. Wenn seine Bindung an den Dunklen König ihn gegen die Verderbnis Saidins hatte schützen können, dann mußte es auch eine andere Möglichkeit geben, das zu erreichen. Oder Saidin zu reinigen.
    Das Problem war, daß die Verlorenen vor ihrem Überlaufen zum Schatten zu den mächtigsten Aes Sedai im Zeitalter der Legenden gehört hatten, als Dinge noch selbstverständlich waren, von denen heutzutage die Weiße Burg nur träumen konnte. Wenn Asmodean nicht wußte, wie man Saidin reinigte, dann ging es vielleicht überhaupt nicht. Aber es muß einen Weg geben! Irgend etwas kann das vollbringen. Ich werde nicht bloß dasitzen und darauf warten, wahnsinnig zu werden und zu sterben.
    Das war doch alles einfach idiotisch. Die Prophezeiung hatte ihm ein Zusammentreffen am Shayol Ghul vorhergesagt. Wann, das wußte er nicht, aber hinterher würde er sich keine Gedanken mehr darüber machen müssen, ob er nun wahnsinnig würde oder nicht. Er schauderte und wollte schon seine Decken über sich ziehen.
    Das leise Geräusch von Schritten im Flur ließ ihn hochfahren. Ich habe es ihnen doch gesagt! Wenn sie nicht...! Die Frau, die nun die Tür aufdrückte und mit Armen voll von dicken Wolldecken in den Raum trat, war keine, die er hier erwartet hätte.
    Aviendha blieb gleich hinter der Tür stehen und betrachtete ihn mit kühlen, blaugrünen Augen. Sie war eine mehr als nur hübsche Frau, etwa gleich alt wie er, einst eine Tochter des Speers, doch dann hatte sie den Speer aufgegeben, um eine Weise Frau zu werden. Das war noch gar nicht lange her. Ihr dunkelrotes Haar reichte ihr noch nicht ganz bis auf die Schultern, und das gefaltete braune Tuch, das sie um den Kopf gebunden hatte, war eigentlich

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