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Die Feuer des Himmels

Die Feuer des Himmels

Titel: Die Feuer des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Reisig. Wenn sie ihn auch vielleicht nicht fürchteten, behandelten sie ihn trotzdem manchmal wie eine giftige Wüstenschlange, mit der sie notgedrungen leben mußten. Was auch Aviendha in ihm sehen mochte, es hinderte sie nicht daran, ihn anzugreifen, wann immer ihr danach zumute war, und das war meistens der Fall.
    Das war schon ein eigenartiger Rückhalt für ihn, doch verglichen mit dem Rest, war es tatsächlich eine Art von Rückhalt. Sie hatte ihm gefehlt. Er hatte sogar Blumen für sie gepflückt - die Blüten, die in der Umgebung Rhuideans auf Dornbüschen wuchsen - und sich dabei blutige Finger geholt, bis er begriff, daß er es mit Hilfe der Macht einfacher tun konnte. Er hatte sie ihr bringen lassen; ein halbes Dutzend Mal. Töchter des Speers hatten sie überbracht, weil er sie nicht den Gai'schain anvertrauen wollte. Natürlich hatte sie niemals irgendein Anzeichen von Dankbarkeit geäußert.
    »Danke schön«, sagte er schließlich, wobei er auf die Decken deutete. Das schien ihm wenigstens ein neutrales Gesprächsthema. »Ich schätze, bei den Nächten hier kann man gar nicht genug davon haben.«
    »Enaila hat mich gebeten, sie Euch zu bringen, als sie herausfand, daß ich Euch besuchen wollte.« Ihre Lippen zuckten und sie begann, amüsiert zu lächeln. »Einige der Speerschwestern waren besorgt darüber, daß es Euch nicht warm genug sein könne. Ich soll dafür sorgen, daß Ihr heute Feuer macht; letzte Nacht habt Ihr das nicht getan.«
    Rand spürte, wie er rot anlief. Sie wußte Bescheid. Na ja, ist ja eigentlich klar. Die verdammten Töchter erzählen ihr heutzutage vielleicht nicht mehr alles, aber sie bemühen sich auch nicht, irgend etwas vor ihr zu verbergen. »Warum wolltet Ihr mich sehen?«
    Zu seiner Überraschung verschränkte sie die Arme unter der Brust und ging zweimal nachdenklich durch den Raum, bevor sie stehenblieb und ihn anfunkelte. »Das hier war nicht als Geschenk gedacht, um Aufmerksamkeit zu erregen«, sagte sie anschuldigend, wobei sie ihr Armband in seine Richtung schüttelte. »Das habt Ihr praktisch zugegeben.« Das entsprach der Wahrheit, doch hatte er gefürchtet, sie werde ihm ein Messer in die Rippen rennen, wenn er keinen Rückzieher machte. »Es war einfach ein närrisches Geschenk von einem unwissenden Mann, dem völlig egal war, was meine... was die Speerschwestern davon halten würden. Also, dann hat dies auch keine Bedeutung.« Sie zog etwas aus ihrer Gürteltasche und warf es auf die Steppdecke neben ihn. »Jetzt hebt eben das eine das andere auf.«
    Rand hob auf, was sie ihm hingeworfen hatte, und drehte es in seinen Händen hin und her. Es war eine Gürtelschnalle in Gestalt eines Drachen, kunstvoll aus gutem Stahl getrieben und mit Gold eingelegt. »Danke schön. Es ist schön. Aviendha, es gibt nichts, was Ihr damit aufheben oder wiedergutmachen müßtet.«
    »Wenn Ihr es nicht gegen meine Schuld aufwiegen wollt«, sagte sie mit fester Stimme, »dann werft es weg. Ich werde auch etwas anderes finden, um meine Schulden zu begleichen. Es ist nur eine Nichtigkeit.«
    »Wohl kaum eine Nichtigkeit. Das habt Ihr extra anfertigen lassen.«
    »Glaubt ja nicht, daß es irgendeine Bedeutung hat, Rand al'Thor. Als ich... den Speer aufgab, meine Speere, meine Messer« - unbewußt berührte sie mit der Hand ihren Gürtel, wo gewöhnlich ein Messer mit langer Klinge gehangen hatte -, »nahm man mir sogar die Pfeilspitzen ab und gab sie einem Schmied, um daraus einfache Dinge zum Verschenken zu machen. Das meiste habe ich Freundinnen gegeben, aber die Weisen Frauen zwangen mich, ihnen die drei Männer und die drei Frauen zu nennen, die ich am meisten hasse, und sie sagten mir, ich solle jedem davon persönlich ein aus meinen Waffen angefertigtes Geschenk geben. Bair sagt, daraus lerne man Demut.« Hochaufgerichtet und mit funkelnden Augen und so, wie sie die Worte förmlich ausspuckte, war sie keineswegs ein Abbild von Demut. »Damit Ihr nicht glaubt, es bedeute etwas.«
    »Es bedeutet also nichts«, sagte er und nickte traurig. Nicht, daß er dem Geschenk gern eine Bedeutung beigemessen hätte, wirklich nicht, aber es wäre ja doch schön gewesen, glauben zu können, daß sie in ihm langsam einen Freund sah. Es war absolut idiotisch, ihretwegen eifersüchtig zu werden. Wer mag ihr das gegeben haben? »Aviendha? War ich einer von denen, die Ihr so haßt?«
    »Ja, Rand al'Thor.« Mit einemmal klang ihre Stimme heiser. Einen Moment lang wandte sie ihr Gesicht ab, hatte die

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