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Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Titel: Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuseppe Furno
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reisen möchte und kein türkischer Händler, keiner ihrer Schatzmeister auf den Hoheitsgewässern dieser Insel segeln will. Und diese Insel ist venezianisches Land.«
    »Die Korsaren sind nicht unsere Männer«, sagte Mocenigo, mit einer Schlaufe seiner Weste spielend. Er bückte sich, um eine Brennnessel aus seinem Strumpf zu ziehen.
    »Sie gehen in Euren Häfen vor Anker.«
    »Sie greifen unsere Galeeren an.«
    »Das wollt Ihr Selim weismachen. Auch Rom hat seine Informanten.«
    »Zypern ist groß. Die Zyprioten hassen uns, aber wir brauchen ihre Baumwolle, wir brauchen ihr Getreide, ihr Leinen, das Öl, den Zucker, das Salz. Wir halten die Insel, weil wir die Festung Famagosta haben, der Rest ist Feindesland, einschließlich der Küsten und des Meeres, das sie umgibt. Können wir uns die Korsaren also auch zu Feinden machen?« Mocenigo sprach nun gelassener.
    »Ihr beherbergt sie nicht nur, Ihr finanziert sie auch.«
    »Und wenn es so wäre? Darf ausgerechnet Rom uns moralische Lehren erteilen?«
    Einige Augenblicke lang herrschte eisige Kälte. Dann erklärte der Nuntius, jedes Wort sorgfältig betonend: »Der Kaperkrieg der Westländer ist ein Söldnerkrieg gegen die Osmanen. Der Papst hatte Euch lediglich gebeten, die Piratenflotten im südlichen Mittelmeer zwischen Malta und Sizilien zu verstärken.«
    »Unmöglich. Wir hätten die Habsburger gegen uns gehabt.«
    »Eine Übereinkunft mit Spanien ist möglich.«
    Mocenigo schüttelte den Kopf. »Es gilt nicht nur Spanien zuüberzeugen. Ihr sprecht von großen Dingen, als wären sie ein Kinderspiel.«
    »Allein kann Venedig es nicht schaffen«, zischte der Nuntius.
    »Venedig ist immer allein gewesen.«
    »Das überrascht mich nicht. Ihr tut nicht viel, um Euch beliebt zu machen.«
    »Das ist der Preis, den man zahlt, wenn man der einzige unabhängig gebliebene Staat auf italienischem Boden ist! Wir sind wie eine Vase aus Cristalìn zwischen vielen Gefäßen aus Stein. Wenn wir seit tausend Jahren überleben, dann nur, weil wir viele Botschafter haben, viel Wasser und wenig Festland, das wir kontrollieren müssen.«
    »Von allem werdet ihr immer weniger haben. Mit der Unbeweglichkeit ihrer Diplomatie ist die Serenissima eine Kerze, die leuchtet, aber sich unterdessen verzehrt.«
    Alvise Mocenigo erschauderte, er bedeckte sein Gesicht mit der Hand, als hätte ihn eine plötzliche Übelkeit befallen. »Die Spanier wollen, dass Venedig an einem ewigen Krieg mit den Osmanen zugrunde geht«, flüsterte er mit sichtlicher Mühe. »Die Franzosen dagegen fürchten, es könnte sich mit Selim verbünden.«
    Facchinetti nickte. »Ja, aber bei diesem Spiel der Kräfte seid Ihr die Schwächeren und werdet untergehen.«
    Mocenigo hob ruckartig den Kopf und blickte ihn böse an. »Ihr lehrt mich, dass dies der Lauf der Dinge ist. Lasst mir doch wenigstens eine Illusion!«
    Diese Reaktion machte den Nuntius betroffen und augenblicklich streckte auch er die Waffen. Ihm wurde bewusst, dass er zu weit gegangen war.
    »Vergebt mir, ich habe mich hinreißen lassen   …«
    »Ihr habt das Richtige gesagt«, räumte Mocenigo ein.
    »Eine heilige Liga kann den Türken aufhalten, so hofft der Papst.«
    »Das hoffe auch ich.«
    »Warum erzürnen wir uns dann so?«, fragte Facchinetti, die Arme ausbreitend.
    »Derzeit geht es um ein anderes, brennendes Problem, kommt mit mir, hier ist der Pfad.«
    Die beiden verließen das Artischockenfeld und gingen auf das Haus zu. Mocenigo zeigte dem Nuntius ein Bäumchen an der Mauer der Villa. »Seht her, Eccellenza, ein kostbarer Keuschbaum. Meine Frau hat ihn auf Anraten ihres Lehrers in Botanik, Maestro Guilandino, von den Ufern des Flusses Archelaos kommen lassen.« Sie blieben vor dem Baum stehen. »Mit einer einzigen seiner Früchte, getrocknet und zu Pulver gemahlen, kann man die Hitze eines ganzen Trupps Janitscharen kühlen und aus der zügellosesten Hure ein züchtiges Weib machen.«
    »Der Mönchspfeffer.« Der Prälat lächelte maliziös. »Ja, die göttliche Vorsehung hat der Natur alle Antworten überlassen.« Voll Bewunderung rieb er die in der Kälte verwelkten kleinen Blätter zwischen zwei Fingern. »Und dem freien Willen die Entscheidung, sich ihrer zu bedienen. Sagt mir, welches Problem Euch plagt.«
    Alvise Mocenigo knickte einen trockenen Ast ab. »In Venedig geht der Groll um. Die Buchhändler fühlen sich verraten, eine gewisse Freiheit der Presse hatte die Regierung ihnen bisher immer gewährt.«
    »Freiheit kann ein

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