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Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Titel: Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuseppe Furno
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strengen Gesetze gegen übertriebenen Luxus herausgeputzt, eine Weile auf der Schwelle stehen, um sich zur Schau zu stellen und bewundern zu lassen. Zu diesem Verweilen berechtigte sie, dass sie nach Freunden und freien Plätzen Ausschau halten mussten. Die Vornehmsten unten den Vornehmen, die Mächtigsten unter den Mächtigen, die Eitelsten unter den Eitlen taten freilich so, als schirmten sie sich vor den Blicken ab, als scheuten sie das Aufsehen, wohl wissend, dass die Kameraden der Accesi, die nur darauf warteten, sie zu empfangen, ihnen bald entgegeneilen würden, um sie in allen Ehren zu begrüßen, womit sie Anlass zu noch mehr Neugierde und Kommentaren geben würden.
    Eben das war es, was zu seinem Leidwesen auch Andrea geschah. Nicht dass er eine besonders auffällige Kleidung gewählt hätte, im Gegenteil, er hatte die dunkle Jacke, das Hemd und die Kniebundhosen mit schwarzen Strümpfen anbehalten, in denen er Sofia abgeholt hatte. Über diesem Anzug trug er zum Schutz den langen Mantel und einen Hut aus dunkler Wolle, die Krempe tief in die Stirn gezogen. Sofia, eingehüllt in ihren Mantel aus dunkelroter Seide mit Kapuze, den Andrea ihr zusammen mitdem Kleid gekauft hatte, stand ihm in nichts nach. Tatsächlich war auf dem Weg zum Theater alles glattgegangen, obwohl es auf dem Campo San Cassiano von Venezianern wimmelte, alle Fenster, Balkone und Altane mit Teppichen geschmückt und der Platz mit Kerzen festlich erleuchtet war.
    Bis dort war es einfach gewesen, niemand hatte das Paar bemerkt, das dicht beieinander blieb, während es sich vom Menschenstrom treiben ließ. Auch danach hätte es keine Probleme geben müssen, denn Andrea hatte sich bis in die Vorhalle des Klosters hinein von dem Strom umgeben lassen. Am Eingang hatte er im Gedränge nur zeigen müssen, dass er keine Waffen unter dem Mantel trug, ein flüchtiger Blick der Wachen auf die Einladung, zwanzig Golddukaten für die Opfer der Explosion, und sie waren eingetreten.
    Doch genau dort, auf der Schwelle zur Vorbühne ereignete sich das, was Andrea nicht vorhergesehen hatte.
    »O heiligste, himmlische Jungfrau!«, flüsterte Sofia und hinderte ihren Kavalier am Weitergehen, indem sie seinen Arm ergriff.
    »Was habt Ihr?«
    Andrea sah sie an. Sofort bemerkte er in ihrem von der Kapuze halb verdeckten Gesicht die vor Staunen weit geöffneten Augen.
    »Eine ganze Stadt in einem Haus!«, brachte sie heraus, und hingerissen von dem außergewöhnlichen Bühnenbild, in dem Padua sich durch geschickte perspektivische Zeichnung förmlich bis zum Horizont erstreckte, streifte sie sich in einer unwillkürlichen Geste die Kapuze ab, als könne sie so besser sehen.
    Es war, als würde ein warmer Sonnenstrahl durch Unwetterwolken brechen und auf die Männer in Sofias Nähe fallen, worauf diese sich dankbar der Lichtquelle zuwandten. Sofia bewunderte staunend die magische Szenerie, ohne die ebenso bewundernden Blicke zu bemerken, die sie selbst auf sich zog, und das männliche Publikum hatte, geblendet von so viel Schönheit,nur Augen für sie. Natürlich blieb dies Schauspiel weder Andrea noch den neben ihren Männern sitzenden adeligen Damen verborgen, welche nun ebenfalls hinsahen, einige mit strenger Miene, andere überrascht und bewundernd.
    Schön war Sofia wirklich: Die im Nacken zusammengebundenen Haare hoben jedes Detail ihrer anmutigen und gleichzeitig ungekünstelten Gesichtszüge hervor, während das prächtige Kleid den perfekten Körper, die Harmonie seiner Formen und Bewegungen hervorhob. Von Blicken ging das Publikum nun zu Bemerkungen über, und die leise gehauchten Worte wurden zu einem Wind, der noch mehr Männer und eifersüchtige Gattinnen ergriff.
    Binnen kurzem wurde Sofia zur eigentlichen Attraktion, und nachdem die erste Verwunderung abgeklungen war, wandten die Blicke sich, teils neugierig, teils neidisch, unvermeidlich dem glücklichen Kavalier zu. Die Ersten, die ihn erkannten, entfachten ein Feuer, das sich rasch ausbreitete. Aus den Kommentaren wurde ein anschwellendes Stimmengewirr, in den ersten Reihen lächelte man, während das Augenzwinkern nun von grüßendem Winken abgelöst wurde, welches Andrea erwidern musste, so dass auch Sofia den allgemeinen Aufruhr endlich bemerkte.
    »Sie grüßen uns, was soll ich machen?«, fragte sie erschrocken, während sie ihren Blick über die vielen Menschen schweifen ließ, die sie willkommen hießen.
    »Erwidert den Gruß«, flüsterte Andrea ihr zu, sein Widerstreben hinter einem

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