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Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Titel: Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuseppe Furno
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gefährliches Prinzip sein, Messer Procuratore.«
    »Auch sie zu verweigern kann Risiken bergen.«
    Der Nuntius sah in prüfend an. »Es dünkt mich seltsam, ausgerechnet Euch so sprechen zu hören.«
    »Ich mache mir Sorgen, das gebe ich zu: draußen die Türken, im Inneren die Ketzer.«
    »Seht Ihr denn nicht, dass es sich um ein und dasselbe Übel handelt?«, ereiferte sich Facchinetti. »Dies sind Zeiten, da der Staat gesund und stark sein muss, also rettet der Kampf gegen die Ketzerei den Staat. Wer kein guter Christ ist, kann kein guterBürger sein, und wenn das Kreuz fällt, fällt auch der Thron. Seht Euch an, was in Frankreich mit den Hugenotten geschieht. Das ist das Ergebnis der Toleranz.«
    »Denkt Ihr, ich sei nicht Eurer Meinung?« Auch Mocenigo hob die Stimme. »Seit zwei Jahren diene ich der heiligen Sache als Savio für Ketzerei! Aber die Stadt kocht wie ein Topf mit siedendem Wasser, von den unteren bis in die oberen Stände! Die Juden murren, denn sie haben die Verbrennung von achttausend ihrer heiligen Bücher im vergangenen Jahr nicht verwunden. Und die Hinrichtungen von Baldo Lupetino, Bartolomeo Bartocci, von Carnesecchi, Spinola und den anderen, von denen man weiß, aber über die man nicht spricht, haben viele empört. Dieser Ketzer Andrea da Ponte schickt aus Genf ununterbrochen Aufrufe zur Gedankenfreiheit. Und jetzt kommt noch das Problem Teofilo Panarelli hinzu.«
    »Nun, Panarelli hatte seine venezianischen Freunde verführt. Da Panarelli verschwunden ist, sind auch seine Schüler verschwunden!«
    »Verschwunden? Und was sagt Ihr zu der Buchhandlung von Andrea Arrivabene?«
    »Alte Geschichten.«
    »Alte Geschichten? Ganz Venedig ist verseucht mit den Büchern, die er importiert hat!«
    »Finden wir sie und verbrennen sie«, gab Facchinetti ungerührt zurück. Mocenigo bebte wie ein am Hanfseil zerrender Stier. »Die Inquisition arbeitet erfolgreich, in Venedig und überall. Ich habe vielversprechende Informationen von den Inquisitoren über die bevorstehende Verhaftung einer Schar Ketzer in Viadana.«
    »Bei Euch würde sogar ein Heiliger die Geduld verlieren, Eccellenza!«, platzte Mocenigo heraus. »Mir geht es nur um Venedig. Der Rat der Zehn hat beschlossen, dass für alles ein Zensurvermerk erforderlich ist, und dem Inquisitor gestattet, den Zollinspektionen eingeführter Bücher beizuwohnen. Die venezianischen Buchhändler fühlen sich von der Kirche geknebelt. Das alles ist eine Frage der Methoden und des Maßes. Venedig ist nicht Rom, und Seine Heiligkeit muss das verstehen!«
    Facchinetti, der sich bis jetzt zurückgehalten hatte, riss die Augen auf und zeigte die Zähne. »Der Heilige Vater versteht und segnet, daran solltet Ihr nicht zweifeln, lieber Freund!«, sagte er, die Hände auf der Brust zur Faust ballend. »Doch diese gar so bittere Medizin wird das Übel heilen, das Venedig befallen hat!«
    »Von welchem Übel sprecht Ihr?«
    Der Nuntius schloss die Augen und trat einen Schritt zurück, wie eine Schlange, die sich aufbäumt, um im nächsten Moment vorzuschnellen. Tatsächlich zuckte er mit Schultern und Kopf nach vorn. »Dass Ihr Euch Gottes nur entsinnt, wenn sein Strafgericht über Euch kommt!«, erklärte er entschlossen.
    »Das nun wieder!«, erregte sich der Prokurator. »Venedig hat mehr Kirchen als Rom! Und es gibt keinen Tag, an dem der Allerhöchste nicht angerufen würde!« Er wollte fortfahren, als er den Blick des Nuntius bemerkte, der sich auf einen Punkt hinter ihm richtete. Mocenigo wandte sich um. Auf der Schwelle der Tür zum Garten stand eine Frau um die fünfzig mit schönen, feinen Zügen. Sie hielt eine Laterne in der Hand und war in ein helles Gewand gehüllt, was ihr das Aussehen einer Tempelpriesterin verlieh. Besorgt beobachtete sie die beiden Männer.
    »Loredana, meine Liebe.« Alvise ging ihr entgegen.
    »Es wird bald Nacht, ich bringe Euch die hier«, sagte sie lächelnd und reichte ihrem Mann die Laterne.
    »Danke. Habt Ihr der Dienerschaft frei gegeben?«
    »Ja, ich selbst werde Euch das Abendessen servieren«, sagte sie, »wenn es zur Komplet läutet.«
    »Wir werden pünktlich sein, ich verspreche es Euch.«
    Sie beugte sich vor und streifte sein Gesicht mit den Lippen. »Streitet nicht. Ich fürchte diesen Mann, er kann Euch schaden«, sagte sie flüsternd.
    Mocenigo lächelte sie zärtlich an. »Seit Jahren diskutiere ichmit ihm, und hier bin ich, meine Liebe, noch immer lebendig.« Er kehrte zum Nuntius zurück. »Kommt,

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