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Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition)

Titel: Die Feuer von Murano: Ein Venedig-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuseppe Furno
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Francesco gestern gesehen, aber er hat mir nichts davon gesagt.«
    In der folgenden Stille hörte man den pfeifenden Wind und das Knarren des Holzes.
    Andrea ließ den Schein der Laterne langsam ringsum über die traurige Leere wandern. »Was ist passiert?«
    Einen Augenblick schwieg Jacomo verlegen, dann nahm er Andrea, im offensichtlichen Bemühen, das Thema zu wechseln, die Laterne aus der Hand. »Gebt her!« Er hängte sie zurück an den Haken.
    »Darf ich es erfahren?«, beharrte Andrea.
    Jacomo fuhr sich mit der Hand über das Kinn. »Wir ziehen um«, sagte er unvermittelt. Seine Augen blitzten vor Energie und List.
    »Wohin?«, fragte Andrea, der diesen Ausdruck gut kannte.
    Der Glasmeister zögerte, um eine Antwort verlegen.
    »Auf die Terraferma. Wir werden eine neue Glashütte auf der Terraferma eröffnen!«
    Andrea suchte in seinen Augen nach einem Grund für die Ungeheuerlichkeit und den Widersinn dieser Antwort. »Das ist doch Unsinn!«, rief er spontan aus. »Ihr verlasst die Glashütte, die Ermonia Euch vererbt hat?«
    Jacomo setzte eine spitzbübische Miene auf, wie ein kleiner Junge, der beim Zuckerstehlen erwischt wird.
    »Ihr sagt mir nicht die Wahrheit«, fuhr Andrea in nachsichtigem Tonfall fort. »Ihr habt mir geschrieben, dass alles aufs beste läuft, dass Ihr viel Arbeit habt.« Er machte eine Pause. »Und erzählt mir nicht, dass der Rat der Zehn Euch die Erlaubnis dazu gegeben hat. Und dass der Gastalde der Zunft Euch genehmigt hat, die Hütte zu schließen, aus Murano fortzugehen und Eure Kunst und Geheimnisse nach außen zu tragen!«
    Wieder zögerte Jacomo, suchte eine plausible Antwort, nachdem er ein so unglaubwürdiges Vorhaben angekündigt hatte.
    »Ihr glaubt mir nicht?« Er schien beleidigt.
    Es war offensichtlich, dass er log.
    »Nein. Ich glaube Euch nicht«, sagte Andrea bestimmt. Eigentlich wollte er nicht streiten. Jedenfalls nicht an diesem Tag. Er ließ das Thema fallen, blickte sich um und sah den scagno . Er zog das Kästchen aus seinem Ledersack, öffnete es und holte das Dodekaeder heraus. Vorsichtig legte er es auf die Arbeitsbank. Jacomo kam näher, blieb einen Schritt davor stehen und starrte auf das zwölfseitige Gebilde aus reinstem Cristalìn.
    »Ihr könnt es ruhig in die Hand nehmen«, forderte Andrea ihn auf.
    Der Glasbläser zögerte, dann bückte er sich, nahm es und betrachtete es im Gegenlicht.
    »Ein Edelstein des Himmels   …«, flüsterte er staunend und sah Andrea an. »Woher habt Ihr ihn?«
    »Er war in der Krypta der Celestia.«
    In diesem Augenblick begann der große Brennofen zu beben, und bläuliche Flämmchen züngelten aus den Ritzen der Klappe.
    Jacomo machte Andrea ein Zeichen, still zu sein, wies auf das Dodekaeder und murmelte: »Steckt es weg.«
    Verwirrt nahm Andrea das Glas und legte es in das Kästchen zurück. Dann folgte sein Blick Jacomo, der den Stock ergriffen hatte und, sich nach allen Seiten umschauend, auf die Tür zuging, um dahinter zu verschwinden. Er hörte ihn den Riegel an der Eingangstür vorlegen. Als er zurückkam, wirkte er gelassener.
    »Ich dachte, jemand wäre hereingekommen. So stark wie diese echte Tramontana hier weht, ist sie nirgendwo sonst auf Murano.«
    Er zeigte auf das Kästchen, in das Andrea das Dodekaeder gelegt hatte. »Ohne den Timaios ist dieser Edelstein nur eine schöne Lampe, die man sich an die Decke hängen kann«, sagte er resigniert.
    Andrea schwieg, steckte nur die Hand in den Sack, zog das winzige Buch heraus und reichte es Jacomo mit einer gewissen Befriedigung. Wieder zeichnete sich fassungsloses Staunen auf dem Gesicht des Glasmeisters ab. Und wieder zögerte er.
    »Ist es das, was Ihr suchtet?«, fragte Andrea fast herausfordernd.
    Die Finger des Alten zitterten. Er nahm das Buch, schlug es auf und las. Blätterte rasch darin. Seine Miene hellte sich auf. »Das ist er!« Er blickte Andrea in die Augen. »Das ist der Timaios , den Lucia Vivarini mir hätte geben sollen. Das gestohlene Exemplar!«
    »Gestohlen von einer Nonne der Celestia und an einen Werkmeister des Arsenale verkauft«, fügte Andrea hinzu.
    Jacomo sah ihn nur an, wieder fuhr seine Hand über das Kinn.
    »Die Türken haben jahrelang danach gesucht«, sagte er mit einem Hauch Stolz in der Stimme. »Einen Edelstein des Himmels hatten sie gefunden, aber dieses Buch haben sie nie gefunden.«
    Sie blickten sich an. »Ich habe versucht, den Text damit zu entschlüsseln, wie Ihr mich gelehrt habt«, sagte Andrea und reichte Jacomo

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