Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)
Besatzung und der Soldaten und einen hochgewachsenen Mann, der sich nur dazu herabließ, Angus huldvoll zuzunicken, und uns anderen wenig Aufmerksamkeit schenkte. Einzig auf Leandra ruhte sein Blick einen Moment länger. Dann war das Schiff vorbeigefahren.
»Wir können sicher sein, dass jeder, der uns tötet, vom Turm oder der Schlange, oder auch von beiden, reich belohnt wird«, meinte Leandra nachdenklich, als wir dem Schiff nachsahen. Sie wandte sich an Deral. »Wie schwer wird es werden, unerkannt an Janas vorbeizusegeln?«
Der kratzte sich am Hinterkopf. »Janas besitzt eine Seefestung in der Mündung des Gazar. Sie dient zum Schutz des Hafens, aber sie deckt nicht die gesamte Flussbreite ab … der Gazar ist dort noch breiter«, fügte er erklärend hinzu. »Es wird möglich sein. Es kommt auch darauf an, wie viele wissen, wer wir sind und wem die Lanze des Ruhms gehört. Janas unterhält auch eine kleine Flotte von Jagdbooten, leichten schnellen Ruderbooten für zwanzig Ruderer, die wenig Tiefgang besitzen, wendig sind und mit einer kleinen Balliste ausgerüstet wurden. Wenn man ihnen den Auftrag erteilt hat, uns aufzubringen, wird es sehr schwer werden. Es ist nicht vorhersehbar, wann und wo sie auf Jagd sind. Ich hörte, man würde ihren Kurs jeden Tag neu auswürfeln.«
»Ich nehme an, diese Boote dienen dem Schutz vor Piraten?«, fragte ich nach.
Deral lachte bitter. »Angeblich, ja. Man könnte behaupten, dass sie ihre Wirkung nicht verfehlen, denn schon seit Jahrzehnten gab es in der Umgebung von Janas keinen Piratenüberfall mehr. Es dürfte eher damit zu tun haben, dass der Turm und die Piraten schon seit Jahren unter einer Decke stecken. Die Feuerinseln sind kein besonders fruchtbarer Ort, und das, was dort angebaut wird, reicht nicht, die Piraten zu versorgen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sie ihre Lebensmittel aus Janas beziehen.«
»Also unterstützt der Turm die Piraten und gibt sich nicht einmal Mühe, es zu verbergen?«, fragte Varosch erstaunt.
»Genau so ist es«, meinte Deral bitter. »Die Sklavenhändler, die Piraten und der Turm, sie arbeiten Hand in Hand. Mehr als ein gutes Schiff ging deshalb schon verloren. Es ist ein profitables Geschäft für den Turm, man kann im Hafen von Janas einen offiziellen Schutzbrief kaufen, der den Piraten Vergeltung androht, sollten sie ein Schiff mit einem solchen Brief entern. Tatsächlich ist es eher so, dass die Piraten informiert werden, welches Schiff keinen Schutzbrief kauft. Meist wissen sie zudem noch genau, was jedes ihrer Opfer geladen hat. Und manch ein Seemann, der den Angriff auf sein Schiff überlebte, fand sich dann als Sklave auf dem Markt in Janas wieder.«
»Da wir nicht in Janas anlegen, wird man uns dort auch nicht an die Piraten verraten können. Bleibt die Gefahr, dass wir ihnen zufällig begegnen.«
»Den Göttern sei Dank besitzen sie nur wenige Schiffe, die schnell genug sind, um uns einzuholen«, meinte Deral.
»Aber sie besitzen solche Schiffe?«, fragte ich nach.
Derals Gesicht verdüsterte sich. »Zwei oder drei werden es sein. Wenn wir auf eins von denen treffen, werden wir es kaum überleben. Piraten haben meist eine Besatzung, die gut drei- oder viermal so groß ist wie unsere.«
»Wenn es also dazu kommt, bleibt nur die Wahl, zu sterben oder als Sklave zu enden«, stellte Leandra fest. »Keine guten Aussichten.«
»Ha!«, meinte Angus. »Das sehe ich anders! Ich habe einst ein solches Piratenschiff mit weniger als zehn Mann geentert, und wir waren siegreich.«
»Wie viele sind gestorben?«, fragte Serafine spitz.
»Alle«, erklärte Angus stolz. »Wir ließen keinen der Piraten am Leben.«
»Ich meinte Eure Verluste«, erklärte Serafine.
»Bis auf zwei gingen meine Freunde alle zu Soltar. Aber bei den Göttern, was war das für ein glorreicher Kampf! Wir haben zu ihren Ehren Met aus den blutigen Schädeln unserer Feinde getrunken.«
»Das ist ekelerregend«, rief Leandra, deren Gesicht fahl geworden war. Auch Serafine schluckte.
»Wenn der Met gut genug ist, schmeckt man das Blut nicht so sehr«, erklärte Angus unbewegt. »Man gewöhnt sich daran.«
»Danke«, meinte Leandra leise. »So genau habe ich das nicht wissen wollen.« Sie eilte mit raschem Schritt davon.
»Was hat sie?«, fragte Angus und hob den Arm, um an seiner Achsel zu riechen. »Ich habe mich doch gewaschen!«
»Verstehe ich das richtig?«, fragte Leandra etwas später, als sie ihre Fassung wiedererlangt hatte. »Die Varlande, aus
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