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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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ich mich erinnerte, wie ich mit Natalyia auf den Armen den Tempel betrat. Auch das erschien mir seltsam unwirklich, wie in einem schlimmen Traum.
    Kaum hatte ich die Halle durchquert, löste ich Seelenreißers Gurt und beeilte mich, die blutige Robe abzulegen. Ich ließ sie fallen, wo ich stand. Sollte Afala, unsere Haushälterin, sich darum kümmern, doch es war Varosch, der sich bückte und sie aufnahm.
    »Ich will dieses Ding nie wiedersehen«, sagte ich. »Von mir aus kann sie verbrannt werden.«
    »Ich weiß«, antwortete er und faltete die blutige Robe sorgsam zusammen. »Havald«, fuhr er dann fort. »Ich würde Euch gern später sprechen.«
    Ich sah ihn scharf an, denn es lag ein seltsamer Unterton in seiner Stimme, den ich nicht zu deuten wusste. Erst jetzt bemerkte ich, dass er seine feinsten Gewänder trug, zudem war er gewaschen und frisch rasiert.
    Ich nickte nur.
    »Vielleicht nach dem Tempeldienst?«, fragte er.
    Ich nickte erneut und ging in Richtung Küche, doch er legte mir die Hand auf den Arm.
    »Sie werden gern warten, bis Ihr gebadet habt.«
    Ich stand da und sah stupide auf meine blutverschmierten Arme herab. Wie konnte es sein, dass ich nicht bemerkt hatte, wie sehr ich von Blut überzogen war?
    Für eine solch schwere Wunde hatte Natalyia nicht viel geblutet, Seelenreißer hatte das meiste aufgesogen, nur ein kleiner Teil war auf meine Kleidung gelangt. Doch es war genug hindurchgesickert, um mein Unterzeug und auch meine Haut zu beflecken. Den Göttern sei Dank, dass dieses Haus ein Bad besaß!
    »Es ist nicht nötig, dass sie auf mich warten«, verkündete ich.
    »Sagt, Havald, wie geht es Euch?«, fragte Varosch vorsichtig.
    »Ihr seht doch, nicht der geringste Kratzer«, teilte ich ihm mit und ging in Richtung des Bads davon. Es war nicht weit. Nur die Treppe hinauf, dann die zweite Tür links, zwischen Leandras Gemach und dem meinen.
    »Das ist es nicht, was ich meinte«, rief er mir nach, aber ich hörte es kaum.
    Ich lag schon eine Weile im Bad, als Leandra hereinkam. Sie trug ihr weißes Kleid und ihre Perücke, komplett mit Schleier und einem feinen silbernen Band, das um ihre Stirn lag. Sie schloss die Tür, lehnte sich dagegen und musterte mich aus ihren violetten Augen.
    Manchmal erschienen sie mir wie ein Spiegel zu ihrer Seele, zu anderen Zeiten hielten sie mich hingegen fern.
    »Ist dir das Wasser nicht zu kalt?«, fragte sie.
    »Nein«, antwortete ich. Das Wasser wurde vom Brunnen im Hof hoch zum Dach gepumpt, wo es in einem schwarz gekachelten Behälter landete; von dort aus wurde es durch ein System von Röhren wieder abgelassen. Nach der Nacht war das Wasser zwar nicht ganz so warm wie am Abend, aber es reichte mir. Ich schrubbte weiter meine Arme.
    »Das ist Bräune. Die bekommst du nicht ab.«
    Ich ließ die Bürste sinken und sah auf meine Arme herab. Sie waren vom vielen Schrubben gerötet und sahen fast wund aus. Dann schaute ich hoch zu ihr.
    »Sie hat versucht dich zu töten, Havald.«
    »Das ist wohl so«, antwortete ich. Das Gefühl von eisiger Kälte, als Natalyia mir ihre Stilette in den Körper gerammt hatte, war schwerlich eins, das man leicht vergessen konnte. »Aber nur beinahe. Heute hat sie mir das Leben gerettet. Das zählt.«
    »Ja«, sagte sie, setzte sich an den Rand des Beckens und zog den Stoff ihres Kleids etwas zur Seite, damit es nicht ins Wasser geriet.
    »Hast du sie geliebt?«
    Was für eine Frage! »Ist das alles, was du wissen willst?«
    »Es ist das Wesentliche.«
    War es das? »Ich liebte sie. Nur … anders. Nicht genug.«
    Sie sah mich fragend an, dann nickte sie sachte. »Wirst du noch lange brauchen?«
    Wenn ich so weitermachte, würde ich mir noch die Haut von den Knochen schrubben. Ich seufzte und erhob mich aus dem Wasser. Sie zog scharf die Luft ein, die Augen auf meinen Rücken gerichtet.
    »Was ist?«, fragte ich. Ich wollte es nicht zugeben: Ich liebte Leandra, aber im Moment war mir ihre Anwesenheit zu viel.
    »Dein Rücken.«
    »Was ist damit?«
    »Die Narben sind verblasst.«
    »Bei manchen wurde es auch Zeit«, sagte ich und griff nach dem frischen Gewand, das Afala mir bereitgelegt hatte. Vorhin war sie wie ein stummer Geist durch das Bad gehuscht. Sie war mit absoluter Sicherheit eine Spionin Armins, meines treuen Dieners, der nun der Gemahl der Emira von Gasalabad war. Abgesehen davon war sie eine hervorragende Haushälterin.
    »Das meinte ich nicht. Die meisten der älteren Narben sind so gut wie verschwunden«, erklärte

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