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Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition)

Titel: Die Feuerinseln: Das Geheimnis von Askir 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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blickte zu Varosch hoch und erlaubte sich ein feines Lächeln. »Auch der Tempel Borons kann sich des Andrangs kaum erwehren. Man glaubt wohl, das Ende der Welt sei nahe, und so mancher will sich seine Seele erleichtern.«
    »Die Priester meines Gottes sind bekannt für ihre Geduld und Gründlichkeit«, antwortete Varosch. »Ich denke, jeder der Sünder wird Gerechtigkeit erfahren.« Er blickte zu Leandra. »Ich würde allerdings davon abraten, dass Ihr Euch ohne Eure Perücke sehen lasst.«
    Als Leandra das erste Mal Gasalabad betreten hatte, trug sie die Perücke noch nicht. Wegen ihres Haars und ihrer bleichen Haut hatte man sie für die Weiße Frau gehalten, örtlichen Legenden nach ein weiterer Vorbote der göttlichen Gerichtsbarkeit. Auch damals schon hatten sich Dutzende beim Tempel des Boron gemeldet, um ihre Sünden zu beichten.
    »Unter anderen Umständen würde es mich auch zum Lächeln bewegen«, meinte Armin betreten. »Nur ist religiöser Eifer selten von Verstand geprägt. Noch ist die Lage ruhig, doch die ersten Gerüchte kursieren bereits.« Er sah mich mit weiten Augen an. »Es ist Natalyia, nicht wahr, Esseri?«
    »Ja«, sagte ich hart. »Er wollte sie, also habe ich sie ihm gebracht.«
    »Habt Ihr sie ihm wirklich zu Füßen gelegt?«, fragte er, noch immer in diesem seltsam ergriffenen Tonfall.
    »Ja«, seufzte ich. »Ich fürchte, ich war etwas ungehalten mit ihm.« Ich zuckte mit den Schultern. »Wo ist das Problem? Die Priester werden ein Ritual für sie abhalten, und wenn Soltar gnädig ist, gibt er ihrer Seele die Gestalt einer weißen Eule. Es würde ihr gefallen.«
    »Aber sie ist aus Stein und schläft vor seinen Füßen.« Er rang mit den Händen. »Versteht Ihr nicht? Sie ist die Wächterin. Sie hält die silbernen Dolche in den Händen und wird für ihn sterben, wieder und wieder, so lange, bis der Krieg entschieden ist!«
    Während wir ihn verständnislos ansahen, weiteten sich Serafines Augen, und ihr Mund formte sich zu einem O. »Götter!«, hauchte sie. »Das Zeichen der Wächterin!«
    »Verzeiht«, sagte Leandra höflich, aber mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. »Vielleicht wäre es möglich, uns zu erklären, was genau das bedeuten soll.«
    Armin öffnete den Mund, schloss ihn wieder und sah hilfesuchend zu Serafine hinüber. »Helis?«
    Auch sie sprach eher zögernd. »Es ist eine örtliche Legende. Eine Prophezeiung.«
    Ich seufzte leise. Auch wenn sich vor Kurzem erst eine Prophezeiung scheinbar erfüllt hatte, hielt ich nicht viel von diesen Dingen. Die Essera Falah, Faihlyds Großmutter, hatte mir diese Prophezeiung übermittelt. Im Nachhinein schien sie überaus klar, aber bevor es geschehen war, war sie nicht zu deuten gewesen. Jetzt erschienen mir die Worte der Weissagung wie ein Hohn. Was nützte einem ein solches Wissen, wenn man es erst verstand, nachdem alles vorbei war?
    »Es ist eine Passage aus dem Buch der Götter.«
    »Die da lautet?«, fragte ich ungehalten.
    »Es wird eine Zeit kommen«, intonierte sie, »in der die Götter selbst miteinander im Zwist liegen. Soltar wird blutige Tränen weinen, und zu seinen Füßen wird eine reine Seele ruhen, um ihn zu schützen.«
    »Das ist Unsinn«, widersprach ich. »Ich habe die Schriften Soltars studiert. Ich habe nie eine solche Passage gelesen. Oder von einem Buch der Götter gehört.«
    »Ich habe von dem Buch gehört«, sagte Leandra überraschenderweise. »Es ist eine eher obskure Sammlung von Texten, deren Inhalt zu verworren ist, um einen Sinn zu ergeben.« Sie zuckte mit den Schultern. »Vor etwas über tausend Jahren kam jemand auf die Idee, das Gefasel von Geisteskranken niederzuschreiben, in der irrigen Ansicht, dass sich so die Zukunft offenbaren würde.« Sie schüttelte verständnislos den Kopf. »Wenn man genug Wortfetzen sammelt, wird über die Jahre das eine oder andere scheinbar einen Sinn ergeben, aber es ist und bleibt nur Zufall.«
    »Was bedeutet obskur ?«, fragte ich sie.
    Sie wirkte überrascht. Warum? Sie war es, die eine Tempelbildung genossen hatte und die schlauen Worte kannte, nicht ich.
    »Undurchsichtig.«
    »Danke«, sagte ich und wandte mich an Zokora. »Du warst im Tempel. Hat Soltar blutige Tränen geweint?«
    »Nein«, sagte sie. »Wenn doch, dann habe ich sie nicht gesehen.«
    Das bezweifelte ich, Zokora entging so gut wie nichts.
    Jetzt wandte ich mich an Armin. »Alles gut und schön, aber was hat das mit uns zu tun?«
    »Wie Ihr schon oft festgestellt habt, o Herr

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