Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
toter Mann!«
San blieb einen Augenblick stehen und brach dann in donnerndes Gelächter aus. »Wenn du doch Recht hättest … aber du irrst dich. Dieser verfluchten Sage nach wird es die Sheireen sein, die mich tötet. Doch egal wie, du gehst mir ins Grab voran.«
Kryss wich zurück, bis sein Rücken die Brüstung
streifte. »Gut, dieses Mal ist es schiefgegangen …«, stammelte er, »aber das war sicher nur Tyrashs Schuld … seine magischen Kräfte waren zu schwach, verstehst du? Nur deswegen ist es nicht gelungen …«
Das Lächeln auf Sans Gesicht erstarb.
Kryss hielt dies für ein gutes Zeichen. »Ich werde einen anderen Magier finden, einen, der über größere Kräfte verfügt. Dann versuchen wir es noch mal. Dein Meister wird zu dir zurückkommen, das schwöre ich dir, gib mir nur etwas Zeit, alles vorzubereiten.«
Unaufhaltsam rückte San weiter vor, und mit jedem Schritt färbte der unbändige Zorn sein Gesicht in einem noch dunkleren Rot.
Jetzt hatte er den König erreicht und packte ihn an der Kehle. Mit stählernem Griff hob er ihn langsam hoch, bis sein Gesicht auf gleicher Höhe wie sein eigenes war. Diese einst vollkommenen, atemberaubend schönen Züge waren furchtverzerrt.
»Du willst es also noch mal versuchen?«, schrie San ihm ins Gesicht. »Du hast Schindluder getrieben mit meinem Meister, hast ihn zu einem Los verdammt, das schlimmer ist als der Tod. Und jetzt willst du mich besänftigen, indem du mir versprichst, es noch einmal zu versuchen?«
Noch fester packte er zu, während Kryss’ Gesicht tiefblau anlief. »Nein, jetzt büßt du für das, was du getan hast. Shyra hat Recht gehabt: Du wirst dein großes Ziel nicht erreichen, sondern hier und heute sterben, und nichts, aber auch gar nichts von dem, was du geschaffen hast, wird einen Sinn gehabt haben.« Er lächelte. »Genau wie bei mir.«
Dann löste er seinen Griff, und Kryss sank röchelnd zu Boden. San holte aus und durchbohrte ihn mit einem Stoß. Dann hob er ihn an der Klinge wieder in die Höhe und genoss das Todesröcheln, und bevor der Elfenkönig seinen letzten Atemzug tat, schleuderte er ihn über die Brüstung in die Tiefe. Er sah dem stürzenden Körper nach, bis er am Boden aufschlug. Eine Blutlache breitete sich unter den zerschlagenen Gliedern aus. Wie entrückt stand San da und sah zu, wie sich der Schnee rot färbte. Aber nicht einmal einen Hauch von Erleichterung spürte er, nicht die Spur von Genugtuung. Nur Schmerz.
Auch das war zu nichts nütze. Auch das war umsonst, wie alles andere in meinem Leben auch.
Er wandte sich ab und betrat wieder den Palast. Todmüde fühlte er sich, doch mehr als die Erschöpfung oder die Wunden setzte ihm das Bild des missgestalteten Wesens zu, das vor seinen Augen verbrannt war. Aber es war nur seine eigene Schuld. Nicht nur war es ihm misslungen, Ido ins Leben zurückzuholen, durch ihn war auch noch dieses grauenhafte Wesen geschaffen worden. Alles, was er in seinem Leben angefasst hatte, war früher oder später zu Asche zerfallen. Nichts von dem, was er sich vorgenommen hatte, war ihm geglückt.
Und nun? , dachte er beklommen. Nur Finsternis und Verzweiflung sah er vor sich. Er schaute auf und verharrte. In der Mitte des Saales, den er betreten hatte, erblickte er eine Gestalt. Sie war klein, und er brauchte eine Weile, um zu begreifen, wer das war. Dann erkannte er sie. Es war Neors Tochter, das kleine ungezogene
Mädchen, das er in Jungenkleidung durch den Königspalast hatte laufen sehen zu der Zeit, als er sich dort eingenistet hatte. Mit dem Schwert in den Händen baute Amina sich jetzt vor ihm auf. Sie zitterte.
»Scher dich fort«, herrschte er sie an.
Sie schwieg.
Da hob auch San wieder sein Schwert und nahm Kampfstellung ein. »Glaubst du, ich hätte Hemmungen, ein kleines Mädchen zu töten? Ich bin der Marvash. Es gibt keine Abgründe, in die ich nicht mit Vergnügen eintauchen würde«, sagte er.
»An dem Tag, als du zu uns kamst, hat das ganze Unglück angefangen.« Ihre hohe Stimme zitterte. Doch der Schauer, der sie durchlief, kam nicht von der Furcht. Es war der pure Hass. »Ohne dich würden die Menschen, die ich geliebt und verloren habe, alle noch leben. Du hast alles zerstört.«
Er zuckte mit den Achseln. »Wie gesagt, ich bin der Marvash.«
Da schrie Amina auf und stürmte auf ihn zu. San parierte den Schlag, doch sie ließ sich nicht beirren, setzte nach, mit noch größerem Einsatz, und versuchte, eine Lücke in seiner Deckung zu
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