Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

mir war klargeworden, dass ich nicht dazu geschaffen war, ein Kommando zu führen. Eine andere Aufgabe wartete auf mich.
    Ich verspürte die Verpflichtung, für all die Toten zu leben, die bei den Ereignissen eine wichtige Rolle gespielt hatten und die mit der Zeit in Vergessenheit zu geraten drohten. Für meine Großmutter, die sich für uns geopfert hatte, für Baol und seinen Heldenmut, der mir die Verwirklichung meines Vorhabens und mein Überleben ermöglichte. Für Adhara und Amhal, die still und leise ihr Leben gegeben hatten zum Wohl der Aufgetauchten Welt.
     
    Ich kann gut singen und Laute spielen und verstehe mich darauf, Reime zu schmieden. Dass die Feder einmal meine Bestimmung werden sollte, hätte ich selbst nicht gedacht. Dabei lag es gar nicht so fern, denn schon als kleines Mädchen habe ich mich gern bei meiner Mutter verkrochen und meine Abenteuerbücher verschlungen.

    Heute ziehe ich mit meiner Laute durch Schenken und Gasthäuser und singe für alle, die mir zuhören wollen. Jeden Abend erzähle ich eine andere Geschichte. Ich singe von Nihal und Dubhe, von Sennar, Ido und Learco. Von allen Helden, die die Aufgetauchte Welt groß gemacht und ihr Leben geopfert haben, um deren Schönheit zu verteidigen. Und ich singe auch von Livon, Soana oder Eleusi, von all den einfachen, bescheidenen Personen, die mit ihrer aufrichtigen Hingabe die großen Heldentaten erst möglich machten. Letztendlich handelt es sich doch um eine einzige große Geschichte der Aufgetauchten Welt.
    In der ersten Zeit wurde ich manchmal noch als die junge Prinzessin erkannt, die den Leichnam ihrer königlichen Großmutter in die Heimat zurückgebracht und mit ihrem Mut die verzagten Einwohner Neu-Enawars aufgerüttelt hatte. Doch ich stritt dann immer alles ab und zog bald zu einem anderen Wirtshaus weiter. Heute kommt das nicht mehr vor.
    Hin und wieder lässt mein Bruder nach mir suchen, um sich mit mir zu treffen. »Schade, du wärest eine so gute Königin geworden«, höre ich dann von ihm, worauf ich ihm antworte: »Deine Aufgabe ist es, die Zukunft aufzubauen, meine, die Erinnerung an die Vergangenheit wachzuhalten.«
     
    Zu lange hat der Kreislauf der aufeinanderfolgenden Sheireens und Marvashs die Geschichte dieser Welt bestimmt. Von Freithars Zeiten an, der sich durch den Tod zum Gott erheben wollte, ist alles, was hier geschah, der perversen Logik dieses ewigen Wechselspiels
gefolgt. Manchmal betrachte ich mich und die Menschen um mich herum und denke, dass wir nur ein Spielball der Götter sind. Aber dann erinnere ich mich an diese Szene, die sich mir ins Gedächtnis eingebrannt hat: Adhara und Amhal, Sheireen und Marvash, Arm in Arm, wie sie gemeinsam San besiegen. Es gibt den freien Willen tatsächlich, man muss ihn sich, manchmal unter furchtbaren Schmerzen, selbst erkämpfen. Das Schicksal hat keine Macht über uns, wenn wir nur den Mut finden, uns gegen es aufzulehnen.
    Ich glaube, dass Adhara die letzte war. Dass dieses grausame Spiel zu Ende ist. Dass fortan die Aufgetauchte Welt nur noch denen gehört, die sie bewohnen.
    Und die sie lieben.
    Amina

Register
    Adhara
junge Frau, die durch die Magie der Sekte der Erweckten mit dem Ziel geschaffen wurde, eine neue Sheireen zu werden
Adrass
der Erweckte, der Adhara erschuf
Ael
elfischer Geist des Wassers
Amhal
Einst angehender Drachenritter, schloss sich San an und wurde zum zweiten Marvash. Als Belohnung für seine treuen Dienste stattete ihn Kryss mit dem Ghour-Talisman aus, der all seine Gefühle auslöschte.
Amina
Tochter von Fea und Neor, Enkeltochter von Dubhe, Zwillingsschwester von Kalth
Ashkar
Katalysator, ein magisches Artefakt, das bestimmte Zauber aufnehmen und verstärken kann
Aster
Halbelf, der hundert Jahre zuvor den Versuch unternahm, die gesamte Aufgetauchte Welt zu unterwerfen. Auch er war ein Marvash.
Baol
Dubhes Adjutant
Barmherzige
Überlebende der Seuche, die sich um die Erkrankten kümmern
Dakara
Gründer der Sekte der Erweckten
Dessars
von einer Sheireen in ferner Vergangenheit
Lanze
benutztes Artefakt
Devhir
Vater von Kryss, der ihn hinrichten ließ, um selbst den Thron von Orva zu besteigen
Dohor
Vater von Learco, grausamer König des Landes der Sonne, der die gesamte Aufgetauchte Welt in seine Gewalt zu bringen versuchte
Dubhe
Königin des Landes der Sonne, einst eine sehr gewiefte Einbrecherin, die auch in der Kunst des Meuchelmords ausgebildet wurde. Während ihrer Regierungszeit Gründerin und Anführerin des Geheimdienstes der