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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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Kassen sind leer. Und wir hätten keine Möglichkeit, mit ihnen in Verbindung zu bleiben. Es ist viel zu weit, sogar für Tauben.«
    Die Hilflosigkeit auf den Gesichtern der Anwesenden lässt den Sitzungsraum noch enger und heißer erscheinen. Ich wünschte, ich hätte einen Fächer mitgenommen.
    » Wir haben ein dringlicheres Problem«, sagt Conde Eduardo. » Fünf Monate nach der Schlacht von Brisadulce begann sich unsere Nation allmählich wieder zu erholen. Das hier ist ein heftiger Rückschlag. In dem Chaos, das auf die heutigen Ereignisse folgte, kamen mehrere Menschen ums Leben.«
    Ein schreckliches Gefühl breitet sich in meinem Magen aus. Ich erinnere mich an die Panik, die Menge, die durchgehenden Kutschpferde. Mir war nicht klar, dass in meiner unmittelbaren Nähe Menschen starben. Vielleicht war das der wahre Plan der Inviernos, und sie wollten uns so viel Angst einjagen, dass wir uns selbst verletzen.
    Conde Eduardo fährt fort: » Das könnte vielleicht sogar dazu führen, dass fehlgeleitete Stimmen den Kopf der Königin fordern.«
    » Das wäre nun aber wohl doch zu stark!«, protestiert Lady Jada.
    Der Conde zuckt die Achseln. » Wenn sie glaubten, dass es ihre Brüder und Schwestern, ihre Söhne und Frauen retten würde, Ihre Majestät den Inviernos auszuliefern, dann würden sie es verlangen. Ihr habt doch gesehen, wie sie heute Morgen den Palast gestürmt haben.«
    Dieselben Menschen, die mich bei der Parade noch bejubelten, die meinen Namen skandierten und mich als ihre Heldin feierten. Ximena hatte recht.
    Lady Jada wendet sich an mich. » Könnt Ihr nicht einfach«, sie macht eine vage Handbewegung, » irgendwas mit Eurem Feuerstein machen? Und sie schlagen, so wie letztes Mal?«
    Ich schrumpfe ein wenig auf meinem Kissen. » Wenn ich das doch nur könnte, Lady Jada. Damals hatte ich ein Amulett und einige alte Steine von längst verblichenen Trägern. Jetzt habe ich nur noch meinen eigenen. Vater Nicandro und ich versuchen gemeinsam herauszufinden, wie man seine Kraft nutzen kann.« Ich verzichte darauf, an dieser Stelle weiter darauf einzugehen, dass es mir bisher nur gelungen ist, den Stein höchstens leicht zu erwärmen.
    General Luz-Manuel beugt sich vor, und seine Augen glühen. » Ich habe eine Idee.« Er ist ein Vollblutpolitiker, und er macht eine perfekte Pause, bevor er weiterspricht: » Euer Majestät, wir müssen über die Regentschaft reden.«
    Meine Handflächen sind plötzlich schweißnass, und ich wische sie an meinen Knien ab. » Ich bin nicht die Regentin des Prinzen«, sage ich und tue so, als würde ich das Ganze missverstehen. » Es ist ganz allein meine Entscheidung, ob ich den Thron für Rosario freigebe, wenn er mündig wird. Der König hat mich zweifelsfrei zu seiner Erbin und zur regierenden Königin bestimmt.« Ich bin stolz auf meine feste Stimme.
    » Der König lag auf dem Sterbebett und litt entsetzliche Qualen. Er war möglicherweise nicht ganz bei sich. Ihr seid so jung, Euer Majestät, Ihr seid selbst noch nicht mündig. Und noch dazu eine Ausländerin. Viele stellen Euer Anrecht auf den Thron infrage. Und dann noch dieser schreckliche Zwischenfall heute– Ihr müsst einsehen, dass Ihr einen Regenten braucht. Es würde das Volk wirklich sehr beruhigen.«
    Ich gebe mir alle Mühe, ihn nicht anzustarren. » Ich habe für diese Nation gekämpft wie eine Einheimische!«
    Er nickt feierlich. » Eure Taten waren ein großer Beitrag zu den allgemeinen Anstrengungen.« Ich balle die Fäuste angesichts seines herablassenden Tonfalls. » Aber es kommen schwere Entscheidungen auf Euch zu, beispielsweise, wenn es darum gehen wird, für den Wiederaufbau die Steuern zu erhöhen. Ihr werdet die Erfahrung machen, dass Eure Heldentaten keine Rolle mehr spielen, wenn die Menschen den Gürtel enger schnallen sollen. Sie werden Euch die Schuld geben, Majestät, nur Euch allein. Sie werden verlangen, dass wir Euch dem Feind ausliefern.«
    Zwar weiß ich, dass mir mein Quorum wenig Respekt entgegenbringt. Aber das hier hatte ich trotzdem nicht erwartet. General Luz-Manuels Worte treffen mich vor allem deswegen so hart, weil er recht hat. Ich bin noch ein Kind, ein unerfahrenes noch dazu. Schön, ich habe eine kleine Rebellion in der Wüste angeführt, die Animagi von Invierne mit meinem Feuerstein geschlagen– das war sicherlich beeindruckend. Aber mit wahrer Herrschaft hatte das nichts zu tun.
    Lady Jadas Blick gleitet vom General zu mir, und ihre Augen werden immer größer und

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