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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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aufgeregter. Sie ist eine fürchterliche Klatschbase, und ich frage mich, ob Luz-Manuel sie gerade deswegen ins Quorum eingeladen hat, weil er hofft, dass sie dafür sorgen wird, dass sich die Frage meiner Regentschaft überall in der Stadt verbreitet. Ebenso wie der Grund für diese Diskussion, dass ich nämlich nicht in der Lage bin, allein zu herrschen.
    Conde Eduardo blickt in die Ferne und reibt sich den kurzgeschnittenen Bart. Schließlich sagt er: » Es gäbe noch eine andere Möglichkeit.« Er stützt sich mit den Ellenbogen auf den Tisch und fasst jedes Quorumsmitglied fest ins Auge, dann richtet er den Blick auf mich. » Meine verehrte Königin, es ist an der Zeit, dass Ihr einen Gemahl wählt.«
    Ah, darauf läuft es also hinaus. Die Regentschaft wurde nur deshalb erwähnt, um mir eine Ehe als Alternative schmackhaft zu machen. Vielleicht haben sie es unter sich schon vorab so besprochen.
    » Oh ja!«, ruft Jada. » Jemand, dessen Urteilskraft weithin anerkannt ist. Alle Menschen würden Eure Herrschaft als Königin akzeptieren, wenn Ihr einen starken Fürsten als Gatten an Eurer Seite hättet, selbst nach den heutigen Ereignissen.«
    Leise erinnert Hector: » Der König ist erst fünf Monate tot.«
    » Die Königin hat die offizielle Trauerzeit hinter sich«, erklärt Conde Eduardo wegwerfend. Er wendet sich wieder an mich. » Ich möchte nicht schlecht von den Toten reden, aber unsere Nation hat mit Alejandro und Nicolao zwei schwache Herrscher gehabt. Schon vor dem Krieg stand unser Land vor dem Abgrund. Euer Majestät, ich bitte Euch, denkt zuerst an Euer Volk. Bitte wählt entweder einen Regenten oder einen starken Gatten und bringt dem Land die Stabilität, die es so dringend braucht.«
    » Den größten politischen Vorteil hättet Ihr, wenn Ihr jemanden aus den Nordgebieten ausersehen würdet«, erklärt der General. » Der Norden hat die größte Last des Krieges tragen müssen.«
    » Ich könnte eine Liste mit möglichen Kandidaten erstellen«, schlägt Lady Jada vor. » Wir könnten bei der nächsten Sitzung darüber sprechen. Spontan fällt mir Lord Liamo von Altapalma ein. Und natürlich Conde Tristán von Selvarica, der zwar ein Fürst aus dem Süden ist, aber trotzdem nicht unberücksichtigt bleiben sollte. Und dann…«
    Ich bringe es nicht über mich, Jada weiter dabei zuzuhören, wie sie sämtliche Fürsten des ganzen Königreiches durchgeht. Zwar weiß ich schon eine ganze Weile, dass ich zum Segen von Joya d’Arena wieder heiraten sollte. Aber jetzt, da mir diese Perspektive so direkt vor Augen steht, will ich es nicht. Ich möchte wieder jemanden lieben, so wie ich einst Humberto liebte, oder zumindest eine solche Freundschaft erfahren, wie sie am Schluss zwischen Alejandro und mir bestand.
    Und ich möchte nicht die Königin dieses großartigen Landes sein, nur, weil jemand meine Hand hält, sondern, weil ich das allein schaffen kann. Ich. Elisa.
    Aber ich willige ein, mir Lady Jadas Liste bei unserem nächsten Treffen anzusehen, weil ich nicht weiß, was ich sonst sagen könnte. Es gibt mir zumindest Zeit, meine Möglichkeiten auszuloten.
    Unser Gespräch wendet sich jetzt dem Wiederaufbau zu. Entlang der Karawanenstraße liegen seit dem Vormarsch des Feindes noch immer ganze Dörfer in Schutt und Asche. Die Trümmer aufzuräumen und die Häuser und Straßen wieder in Ordnung zu bringen, verschlingt allmählich Unsummen. Der Höhenweg nach Puerto Verde ist aufgrund des ungewöhnlich schlechten Wetters der letzten Jahre beinahe unpassierbar. Die Gilden der Gerber und Weber stehen kurz vor dem Aufstand, weil Häute und Wolle knapp werden, seit sich Basajuan von Joya d’Arena abgespalten hat und nicht länger verpflichtet ist, Schafe an die Hauptstadt zu liefern.
    Das Land liegt in Trümmern. Zwar haben wir den Krieg gewonnen, aber unsere Kassen sind leer, unser Heer ist geschwächt, das Volk hat seinen Kampfeswillen verloren. Die heutige Geburtstagsparade war dazu gedacht, den Menschen wieder Hoffnung zu geben und um zu demonstrieren, dass wir nach und nach wieder zum Alltag zurückfinden.
    Meine alberne Krone fühlt sich unerträglich an, während ich über die vielen Herrscher nachdenke, die in den zurückliegenden Jahrhunderten vor mir in diesem Raum und an diesem Tisch gesessen haben. Hat irgendeiner von ihnen das Land in einer ähnlich auswegslosen Situation übernommen? Waren unter ihnen Kinder, wie ich eines bin?
    Ich kann meine Erleichterung nicht verbergen, als das Treffen

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