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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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Stelle rau und schorfig, und seine Augen sind müde und blutunterlaufen. Sie sind nicht blau, diese Augen. Und sein Haar ist nicht weiß.
    Also kein Hexenmeister. Ich atme tief durch die Nase aus und genieße das Gefühl von Erleichterung.
    Dennoch hat im Verborgenen ein Invierno in meiner Stadt gelebt und eine Gruppe meiner eigenen Untertanen angeführt.
    Der Haushofmeister hält sich gerade außerhalb der Reichweite der Schwerter meiner Wächter und starrt die Kreatur an, die er zu mir hineingeführt hat. Mit einer Ruhe, die mich selbst überrascht, sage ich: » Der Sekretär wird gleich von einer Besorgung zurück sein. Bitte fangt ihn ab. Und sagt niemandem, nicht einmal Lady Jada, um wen es sich bei meinem jetzigen Besucher handelt.«
    » Jawohl, Euer Majestät.« Er zieht sich dankbar zurück.
    Den Wachen bedeute ich, sie sollen die Tür schließen und verriegeln.
    Der Invierno betrachtet mich gelassen.
    Ich bin nicht sicher, wie ich nun weiter vorgehen soll, daher sage ich: » Vielen Dank, dass Ihr gekommen seid.«
    » Eure Majestät hat es befohlen, und ich habe gehorcht.« Er spricht perfekt Plebeya, ohne jenen abfälligen Ton, wie ich ihn früher von den Animagi gehört habe.
    » Wieso sollte sich ein Invierno verpflichtet fühlen, mir zu gehorchen?«
    » Ich bin ein treuer Diener Eurer Majestät.«
    Sehr unwahrscheinlich. » Ist Lo Chato Euer Name?«
    » Es ist ein Titel.«
    » Tragen viele Inviernos den Titel Lo Chato?«, frage ich viel zu zögerlich.
    » Bei uns gibt es mehr Lo Chatos als Condes bei Euch«, erwidert er.
    Ich will ihn nicht so ansprechen. Niemals. » Und Euer Name?«
    » Mein Name bedeutet in der Sprache Gottes ›Er, der sanft mit dem Wind wogt, wird mächtig wie ein Gewittersturm‹.«
    Einer der Wächter schnaubt verächtlich.
    Der Invierno zuckt die Achseln. » Das ist ein weit verbreiteter Name in Invierne. Aber die Menschen in meinem Dorf nennen mich Sturm, wenn sie mich vertraut ansprechen.«
    » Ah, richtig. Bitte erklärt mir, wieso Ihr in einer Höhle unter dem Sumpfviertel lebt.«
    » Ich kam zunächst als Botschafter nach Joya d’Arena. Lange Jahre verbrachte ich am Hofe König Alejandros. Als der Krieg ausbrach, sah ich mich gezwungen, mich zu verstecken.«
    Der erste Teil seiner Behauptung wird leicht zu überprüfen sein. » Hector, erkennt Ihr diesen Mann?«
    Hector betrachtet ihn mit zusammengekniffenen Augen. » Nein. Obwohl, vielleicht.«
    » Vielleicht?«
    » Er könnte es sein. Es gibt gewisse Ähnlichkeiten. Der Mann, an den ich mich erinnere, hatte dunkleres Haar.«
    » Ich verstehe.« Mit geschürzten Lippen denke ich nach. Der Gesichtsausdruck des Inviernos gibt nichts preis, und er lässt schon gar keine Schlüsse auf Wahrheit oder Lüge zu. » Ihr bezeichnet Euch als einen treuen Untertanen. Das klingt mehr nach einem Überläufer als nach jemandem, der sich versteckt.«
    » Da habt Ihr recht, Euer Majestät. Ich versteckte mich nicht vor dem Volk von Joya, sondern vor meinen eigenen Leuten.«
    » Warum?«
    Seine Miene offenbart keinerlei Gefühl, als er sagt: » Ich hatte versagt, versteht Ihr. Nachdem wir uns jahrelang um einen Zugang zum Meer und um einen Hafen bemüht hatten, konnte ich keine Erfolge vorweisen. Mein Leben war verwirkt, und ich stand vor der Wahl, entehrt zurückzukehren und meiner Hinrichtung entgegenzusehen oder hier ein neues Zuhause zu finden.«
    » Ein hartes Urteil.«
    » Meinesgleichen schätzen den ehrenvollen Tod. Ich bin ein Elender, geschlagen mit dem ungewöhnlichen Verlangen, trotz der Schande meines Scheiterns weiterleben zu wollen.«
    Ich erschauere, als ich mich an die wilde Entschlossenheit erinnere, mit der sich der Animagus oben am Amphitheater verbrannt hat. Und wie sich vorher Dutzende von Inviernos den Messern der Animagi hingegeben haben, damit ihr Blut in den Sand floss und den Feuerzauber verstärkte, der unsere Stadt beinahe niederbrannte. Haben sie alle geglaubt, dass sie einem ehrenvollen Tod entgegengingen?
    » Wieso habt Ihr nicht um Asyl gebeten?«, fragt Hector. » Der König hätte es Euch gewährt.«
    » Euer König hätte mich nicht schützen können. Ich musste völlig untertauchen.« Sturm lächelt zum ersten Mal. Es ist ein langsames, eckiges Grinsen, das mir Schauer über den Rücken jagt. » Das ist Euch doch sicherlich klar? In der Stadt wimmelt es vor Spionen Inviernes.«
    Die Wächter tauschen einen erschrockenen Blick.
    Ich atme tief durch die Nase, um ruhig zu bleiben. Obwohl mein Puls rast, mache

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