Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
des Pekari-Schweins als Zuchtvieh bemüht!«
» Das ist ja ganz außerordentlich«, raune ich, mehr als nur ein wenig fassungslos. Niemals könnte ich diesen Mann heiraten. Niemals. Nicht einmal, um mein Land zu retten. Da würde ich eher abdanken.
Jemand klopft an die Tür, und Lord Liano zuckt zusammen.
Ein Wächter öffnet, gedämpft werden einige Worte gewechselt, und dann sagt der Wachmann: » Ich bedaure, Lord-Conde Eduardo, aber Euer Gnaden werden in einer sehr dringenden Angelegenheit verlangt. Es geht wohl um einen Brief von Zuhause?«
Eduardos Gesicht wird blass. Er entschuldigt sich hastig und eilt aus der Tür. Plötzlich kann ich freier atmen. Danke, Ximena.
Ich wende mich wieder an Lord Liano. » Bedauerlicherweise muss ich unser Gespräch schon so schnell wieder beenden. Mein lieber Freund, der Conde, war ein wenig voreilig, als er Euch einen Termin zusagte, da ich in wenigen Augenblicken leider eine andere Verabredung wahrnehmen muss.«
Sein Gesicht nimmt einen bestürzten Ausdruck an, wie ein Kind, dem man gerade seine liebste Süßigkeit weggenommen hat, und schnell füge ich hinzu: » Aber ich würde gern bei einer anderen Gelegenheit weiter über… die Pekari-Jagd reden. Seid Ihr für die Erlösungsgala noch in der Stadt?«
Er verneigt sich. » Selbstverständlich, Euer Majestät.«
» Dann freue ich mich darauf, Euch dort zu sehen.«
Als er verschwunden ist, wende ich mich Hector zu, der sich alle Mühe gibt, nicht in Gelächter auszubrechen.
» Das kann ich unmöglich tun, Hector. Nicht den.«
» Ihr könntet eine bessere Partie machen«, pflichtet er mir bei.
Wieder klopft es, wieder wird kurz gesprochen, und der Wächter schwingt die Tür weit auf, um Conde Tristán eintreten zu lassen.
Ein kleiner, stutzerhafter Mann, der ein Obergewand mit Puffärmeln und einen Hut mit dickem Federbusch trägt, verbeugt sich mit großer Geste. Ich will ihn gerade begrüßen, als er verkündet: » Es tritt ein: Seine Gnaden Conde Tristán, meisterlicher Reiter und Kämpfer und Zierde Selvaricas!«
Ah, also nur ein Herold.
Der Mann tritt beiseite, und nun schreitet der Conde persönlich durch die Tür. Er ist von durchschnittlicher Größe und recht schlaksig, aber er bewegt sich mit der einstudierten Eleganz eines Tänzers. Seine Züge sind ein klein wenig zu zart, um wirklich als gut aussehend durchzugehen, das schwarze Haar lockt sich im Nacken ein wenig zu hübsch, aber seine Augen leuchten warm und intelligent. Er sieht jünger aus, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Zu meiner eigenen Überraschung erwidere ich sein schüchternes Lächeln.
Er fällt auf ein Knie, richtet sich dann wieder auf, sieht mich an.
» Ähm, hallo«, sage ich lahm. » Willkommen.«
» Vielen Dank. Äh, Euer Majestät. Es ist… Ihr seid…« Er schüttelt verlegen den Kopf. » Es tut mir leid. Normalerweise kann ich mich besser ausdrücken. Es ist nur so, Ihr seid so viel schöner, als ich Euch in Erinnerung hatte.«
Meine Augen verengen sich leicht, während ich herauszufinden versuche, wie ehrlich das gemeint sein mag. Im Augenwinkel sehe ich, dass Hector sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagert und die Arme vor der Brust verschränkt.
Ich beschließe, ganz offen zu sein. » Seid nicht albern, Euer Gnaden. Ihr und ich, wir wissen doch beide, dass mein Hofstaat mich als wenig liebreizend bezeichnet.«
Er entscheidet sich ebenfalls für die Offenheit. » Das ist wahr. Dem Hofklatsch zufolge seid Ihr dicklich, ungeschickt in der Auswahl Eurer Kleidung und alarmierend unverblümt.« Sein Lächeln zeigt gerade, weiße Zähne. » Ich muss zugeben, unverblümt seid Ihr tatsächlich.«
» Ich kann Euch versichern, dass die Gerüchte auch hinsichtlich meines Geschmacks in Modefragen der Wahrheit entsprechen. Hätte ich nicht meine treu ergebenen Dienerinnen, würde ich lediglich Wüstenhosen und Obergewänder aus Ziegenhaar tragen.«
» Ich bin sicher, Ihr würdet auch darin hinreißend aussehen.«
Eigentlich hätte ich erwartet, dass er jetzt auch noch beteuert, die Gerüchte über meine Korpulenz seien frei erfunden, und ich bin teils enttäuscht und teils erleichtert, als er nicht darauf eingeht.
Jetzt weiß ich nicht, was ich als Nächstes sagen soll. Aus der Zimmerecke ist das Kratzen des Federkiels zu hören, mit dem mein Schreiber fieberhaft alle Einzelheiten unseres Treffens notiert. Ich stelle mir vor, wie er gerade Obergewand aus Ziegenhaar schreibt.
Mein Kopf dröhnt inzwischen, weil die
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