Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
Vom Netzwerk:
vorsichtig darauf achte, meine Bauchdecke, die gerade erst heilt, nicht zu sehr zu beanspruchen. Leise frage ich: » Was ist an jenem Tag geschehen, Hector? Wart Ihr es, der mich gefunden hat?«
    Er dreht sich um und wendet mir den Rücken zu. » Der General hat mich nach der Quorumssitzung aufgehalten«, sagt er. » Ich habe mich ablenken lassen. Daher bin ich Euch nicht sofort nachgegangen.« Als er sich wieder umdreht, sieht er mich untröstlich an. » Elisa, es tut mir so leid.«
    » Sagt es mir einfach.«
    Er fährt sich mit der Hand durchs Haar. » Ihr seid gegangen, und ich wollte Euch gerade nacheilen, aber der General packte mich am Arm. Er wollte mit mir einen neuen Turnus für die Wachmannschaften am Amphitheater besprechen– die Königliche Leibgarde und seine eigenen Soldaten sollen dort zusammenarbeiten. Es hat zehn Minuten oder länger gedauert, bevor ich Euch folgen konnte.«
    » Ich verstehe.«
    » Ich habe mich ablenken lassen. Das wird nicht wieder vorkommen.«
    » Ich bin nicht zornig.«
    Er seufzt, als sei er entnervt. » Ihr seid selten zornig. Selbst dann nicht, wenn Ihr es eigentlich sein solltet.«
    » Ich bin dauernd wegen irgendetwas zornig!«
    » Aber nicht wegen mir.«
    » Nein, nicht wegen Euch. Ich hatte Euch an diesem Tag gesagt, dass ich allein sein wollte, wisst Ihr noch?«
    » Ja.«
    » Wie könnte ich darüber verärgert sein, dass mein Wunsch respektiert wurde? Ich war es, die dumm gehandelt hat, nicht Ihr. Ihr habt mich gewarnt. Und das tut mir leid; ich habe viele Probleme verursacht, vor allem für Euch.« Er will protestieren, aber ich hebe die Hand und sehe ihm direkt ins Gesicht. » Glaubt Ihr, dass Luz-Manuel Euch absichtlich aufgehalten hat?«
    » Wie hätte er wissen können, dass Ihr in die Katakomben gehen würdet?«
    » Nun ja, das war mir gewissermaßen zur Gewohnheit geworden. Vielleicht hat er nur auf die richtige Gelegenheit gewartet.«
    Hector sieht in die Ferne und tippt mit den Fingerspitzen gegen den Knauf seines Schwertes. » Vor ein paar Wochen hätte ich mir das nicht im Mindesten vorstellen können«, sagt er. » Ich habe ihn immer für einen treuen Joyaner gehalten, der sein Leben für sein Land opfern würde.«
    » Und jetzt?«
    » Jetzt werde ich dafür sorgen, dass Ihr niemals unbewacht sein werdet, nicht einmal in Eurem eigenen Palast.«
    Wieder lege ich den Zeigefinger auf meinen Bauch, auf die Narbe. Wenn ich an die Klinge denke, wie sie in meinen Unterleib gedrungen ist, erschauere ich. » Wart Ihr es, der mich gefunden hat?«
    Er reibt sich den Hinterkopf, als sei er plötzlich erschöpft. » Ich habe nach Euch gerufen, aber es kam keine Antwort. Dann habe ich Euren Fuß gesehen, wie er hinter einem der Sockel hervorragte. Ich bin zu Euch gerannt, und… Gott, Elisa, ich dachte, Ihr wäret tot.«
    Ich verschränke meine Hände ineinander, um sie ruhig zu halten.
    » Ihr habt nicht mehr geblutet«, fährt er fort. » Das kenne ich aus den Schlachten; ein verwundeter Soldat hört oft auf zu bluten, wenn er stirbt. Aber dann… dann habt Ihr geatmet. Ihr habt einen langen, kräftigen Atemzug getan. Und da habe ich Euch aufgehoben und so schnell wie möglich zu Doktor Enzo getragen.«
    » Danke«, flüstere ich.
    Er sieht mich an, und ich blicke zurück. Seine Wimpern sind kurz, aber dicht, und er hat eine kleine Sommersprosse in den Fältchen am linken Auge. Seine Augen sind so tiefgründig, wie man sie sich bei einem Menschen überhaupt nur vorstellen kann, als ob eine ganze Welt in seinem Kopf verborgen ist.
    » Ich glaube, der Feuerstein hat Euch beschützt«, sagt er. » Oder hatte schon angefangen, Euch zu heilen. Enzo hat erst gemerkt, wie schlimm die Verletzung war, als er den Schorf von der Wunde gekratzt hat und den Stich säuberte. Zuerst hatte er geglaubt, die Schwellung am Kopf sei der Grund dafür, dass Ihr das Bewusstsein verloren hattet.«
    Bei seiner Schilderung klingt es so, als sei ich dem Tod nur knapp entgangen. Aber irgendetwas daran ist komisch. Irgendetwas passt nicht zusammen.
    » Kann es sein, dass mein Mörder genau wusste, wie schwer er mich verwunden kann, ohne dass ich sterbe? Gab es einen Hinweis darauf, dass er mich für tot hielt, als er mich dort liegen ließ? Dass er geplant hatte, mich lebend zu verschleppen?«
    » Nein. Wartet. Vielleicht. Euer ganzes Gesicht war voller Blut, obwohl es gar nicht in der Nähe der Blutlache lag. Und der Boden war völlig damit verschmiert. Ich dachte, es sei Euch vielleicht gelungen

Weitere Kostenlose Bücher