Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Krone mit ihrem Gewicht so unbarmherzig gegen meine Stirn drückt. Ganz plötzlich überwältigt mich hilflose Wut angesichts meiner Lage, und ich frage offen: » Conde Tristán, weshalb seid Ihr gekommen?«
Er hat den Anstand, sich verlegen zu geben. » Ich hatte gehofft, wir könnten einander ein wenig kennenlernen. Es ist kein Geheimnis, dass mein Volk sehr davon profitieren würde, wenn ich… der Verbündete… Eurer Majestät werden dürfte. Aber es hat keine Eile. Ich würde lediglich vorschlagen, dass wir uns gelegentlich treffen und entscheiden, ob wir die Gesellschaft des anderen als angenehm empfinden.«
» Und das war es zunächst einmal? Keine Bitten um Gefälligkeiten?«
» Nun, es gäbe tatsächlich eine Kleinigkeit.«
Es hätte mich auch gewundert, wenn nicht. » Was denn?«
» Würdet Ihr mir die Ehre erweisen, bei der kommenden Erlösungsgala zwei Tänze für mich freizuhalten?«
Oh Gott, ich werde tanzen müssen. Der Gedanke war mir bisher noch gar nicht gekommen. Ich bin eine schreckliche Tänzerin.
Das Entsetzen ist mir offenbar anzusehen, denn Conde Tristán geht einen Schritt zurück und sieht ausgesprochen alarmiert aus. » Ich muss mich entschuldigen, Euer Majestät. Vielleicht war ich zu unverschämt…«
» Ja, Ihr mögt die beiden Tänze haben. Aber ich beabsichtige, Eure Ergebenheit auf die Probe zu stellen, indem ich Euch fortwährend auf die Füße treten werde.«
Echte Lachfältchen bilden sich um seine Augen. » Ich freue mich darauf. Ihr werdet vielleicht feststellen, dass es nicht so leicht ist, mir auf die Füße zu treten.«
Ich zwinge mich dazu, seinem Lächeln zu widerstehen, obwohl ich zugeben muss, dass ich ihn tatsächlich ganz sympathisch finde. Mit einer Handbewegung wende ich mich an einen der Leibwächter: » Bitte eskortiert den Conde und seinen…« Herold? Bediensteten? » …seinen Gefolgsmann wieder in seine Gemächer und sorgt dafür, dass sie alles haben, was sie benötigen.«
Falls der Conde von diesem schnellen Abschied enttäuscht ist, lässt er es sich nicht anmerken. » Bis zum Fest, Euer Majestät.« Er vollführt eine vollendete Verbeugung. Sein Bediensteter schließt sich ihm an, und dann folgen sie dem Wächter nach draußen.
Als sich die Tür geschlossen hat, sagt Hector: » Er dachte, Ihr scherzt, als Ihr drohtet, ihm auf die Füße zu treten.« Wir tauschen ein kurzes Lächeln.
Der Sekretär kritzelt einige letzte Bemerkungen zu dem Treffen auf das Pergament. Ob er alles aufschreibt, was in diesem Raum gesprochen wird?
» Herr Sekretär«, sage ich.
Er sieht mitten in einem Federstrich auf. Seine Nasenspitze ziert ein Tintenfleck. » Euer Majestät?«
» Ich bin durstig. Bitte holt mir ein Glas Wasser.«
Seinem Gesicht nach begreift er sofort, dass ich ihn lediglich loswerden will, aber er bemüht sich schnell wieder um Gleichmut. » Ja, Euer Majestät.«
Als er verschwunden ist, lehne ich mich ein wenig zurück und blicke zu Hector empor. » Was haltet Ihr vom Conde? Immerhin eine Verbesserung, verglichen mit Liano, oder nicht?« Ich massiere meine Schläfen. Das Gewicht dieser dämlichen Krone erschwert mir das Denken.
Hectors Blick scheint wie nach innen gerichtet, als er über die Frage nachdenkt. Das hat mir von je her an ihm gefallen, diese Art, sich etwas durch den Kopf gehen zu lassen. Er fühlt sich nie dazu verpflichtet, etwas zu sagen, bevor er nicht genau die richtigen Worte gefunden hat.
» Conde Tristán steht ganz oben auf Lady Jadas Liste«, sagt er schließlich, » aber ich glaube, das hat mehr mit seiner allgemeinen Beliebtheit und seinem Charme zu tun als mit seiner tatsächlichen Eignung. Selvarica ist eine kleine Besitzung im Süden, die vor allem aus Inseln besteht. Schwer zu erreichen und nicht sehr bevölkerungsreich. Ich weiß nicht, was der Conde glaubt, dem Thron bieten zu können. Meiner Meinung nach könnt Ihr es besser treffen. Und Eduardo und Luz-Manuel haben beide bereits erklärt, dass es ihnen lieber wäre, wenn Ihr Euch für jemanden aus dem Norden entscheiden würdet.«
Er sagt das so emotionslos, als ob er einen wissenschaftlichen Text zitiert. Ich blicke in meinen Schoß. » Aber was haltet Ihr von ihm?«, frage ich leise. » Was für ein Mann ist er, was glaubt Ihr?«
Sekunden verstreichen. Ich fühle Hectors Augen auf mir, aber ich bringe es nicht über mich, seinem Blick standzuhalten und konzentriere mich daher auf meine Hände und meinen Rock. Meine dunkle Haut bildet einen deutlichen
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