Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Euch auch noch nie so habe lächeln sehen.«
Unsere Blicke treffen sich. Die übrige Welt tritt zurück, und ich kann nichts anderes denken als Oh Gott, ich liebe sein Lächeln. Es schmilzt die letzten Jahre von seinem Gesicht, und ich kann den Jungen darunter erkennen, der durch die Gezeitentümpel watet und hilflose Trauben rettet. Aber was hat den Jungen so verändert? Alejandro, nehme ich an. Und der Krieg. Und ich.
» Eines Tages würde ich gern einmal nach Ventierra reisen«, sage ich.
Sein Lächeln verblasst. » Das würde ich auch gern.«
» Dann vermisst Ihr es?«
Er zuckt nur die Achseln.
Ich betrachte das Profil seines Gesichts, das plötzlich hart geworden ist. So ist es seine Art, wenn er nicht zu viel an sich heranlassen will.
» Mir war nicht bewusst, dass Ihr so viel Heimweh habt.«
Sein Kopf fährt herum. » Ich habe nicht gesagt…«
» Das musstet Ihr auch nicht.«
Jetzt hat sein Achselzucken etwas Verlegenes. » Mein Zuhause in Brisadulce gefällt mir auch.«
» Das freut mich.«
Vor uns teilen sich die Vorhänge der Königinnenkutsche, und Ximena späht nach draußen. Als sie mich sieht, setzt sie zu einem Lächeln an, das aber wieder erlischt, als sie Hector neben mir erkennt. Der Vorhang fällt zurück. Mit gerunzelter Stirn sehe ich zu der Stelle hinüber, wo sich gerade eben noch ihr Kopf gezeigt hat, und ich frage mich, was sie denken mag.
Als der Abend den Sand in Kupfer verwandelt, liegt zwar ein belebter Rastplatz vor uns, eine Ansammlung von verstreuten Lehmziegelhütten und mit Palmenblättern gedeckten Ställen, aber wir verlassen die Straße und schlagen unser Lager lieber abseits im Sand auf.
Ich öffne die Tür der Königinnenkutsche, um mein Gepäck und mein Zelt zu holen. Ximena sitzt neben der falschen Elisa und wirkt verkrampft, als ob ihr nicht wohl sei. Das Mädchen ist unter ihrem Schleier und der Krone fast geschmolzen, und unter ihren Armen haben sich große Schweißflecken gebildet. Mitfühlend verziehe ich das Gesicht. » Ich glaube nicht, dass die Krone noch erforderlich ist«, sage ich. » Und der Schleier auch nicht. Wir sind hier so weit entfernt von der Straße, da könnt Ihr die Vorhänge öffnen und Euch abkühlen.« Sie wird mit Ximena in der Kutsche schlafen, um für jeden Möchtegern-Mörder ein verlockendes Ziel zu bieten.
» Danke, Euer Majestät«, antwortet sie mit schüchterner Stimme. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, mir ihren Namen zu merken; ich will nicht, dass sie zu real für mich wird.
Unter der Sitzbank entdecke ich meine Sachen und ziehe sie hervor. » Wo soll ich mein Zelt am besten aufstellen?«, rufe ich zu Hector hinüber.
Er deutet auf eine flache Stelle und sagt: » Wir werden einen Kreis um Euch bilden.«
Ich öffne die Rolle mit dem Zeltstoff, ziehe die Stangen heraus und mache mich an die Arbeit. Meine Finger erinnern sich sofort daran, was sie zu tun haben, und ich genieße diese Aufgabe– das Knirschen des Sands, als ich die Stangen aufstelle, das Geräusch der Leinwand, die im Wind flattert. Den Eingang lasse ich offen und binde die Zelttür an der Seite mit den extra dafür angebrachten Schlaufen fest. Dann suche ich in meinem Gepäck nach Flintstein und Stahl, bevor ich die übrigen Sachen im Zelt verstaue. Es ist Zeit, das Lagerfeuer in Gang zu bringen, falls Mara das nicht schon getan hat.
Urplötzlich ragt jemand vor mir auf, und fast hätte ich Flintstein und Stahl fallen gelassen.
Conde Tristán sieht mich mit großen Augen an. » Ich habe noch nie erlebt, dass jemand sein Zelt in einer solchen Geschwindigkeit aufgestellt hat. Ich wusste nicht, dass Ihr das könnt.« Um uns herum werden jetzt weitere Zelte errichtet, darunter auch ein größeres, das sich Belén und Alentín teilen werden.
Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. » Habt Ihr geglaubt, ich hätte als Anführerin der Malficio nur dagesessen und gestickt? Oder vielleicht Oden an den Sonnenuntergang verfasst?«
Er fährt sich mit der Hand durchs Haar. » Nein. Ich hatte wohl eher an… administrative Aufgaben gedacht.«
» Ich kann auch Feuer machen, ein Kaninchen häuten, essbare Pflanzen suchen und kleinere Wunden versorgen.« Es ist ein großartiges Gefühl, so schamlos mit meiner Geschicklichkeit anzugeben. » Oh, und ich kann auch ganz bestimmt wilde Tiere in die Flucht schlagen, indem ich einen Stein mit einer Schleuder in die entsprechende Richtung schieße.«
Ein paar Schritte entfernt hat Hector einem nervösen braunen Wallach
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