Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
den Sattel abgenommen und reibt das Tier trocken. Er sieht von seiner Arbeit hoch und fängt meinen Blick mit einem zufriedenen Lächeln auf. Zumindest Hector ist nicht weiter verwundert über meine Fähigkeiten. Vielleicht ist er sogar ein bisschen stolz. Bei dem Gedanken wird mir ganz warm.
Später, als wir rund um das Lagerfeuer sitzen und Maras Suppe löffeln– keine Jerboa-Suppe diesmal, sondern eine leichte Brühe mit Linsen und getrocknetem Gemüse–, taucht die Sonne in der Ferne ins Meer. Ich achte nicht darauf, ob der Himmel sich am entgegengesetzten Horizont rötet, weil ich stattdessen nach Norden blicke. Wir sind zwar schon zu weit von Brisadulce entfernt, um noch die Stadtmauern erkennen zu können, aber ein weicher, heller Schimmer vor dem schwarzen Himmel zeigt an, wo sie sich ungefähr befinden. Ich denke an die vielen tausend Laternen, die jetzt meine Hauptstadt erleuchten. Und ich stelle mit einem Hauch von Verzweiflung fest, dass ich mich so viel glücklicher, sicherer und fähiger fühle, wenn ich von ihr entfernt bin.
Am nächsten Tag sind wir noch nicht weit gekommen, als Hector mir zuraunt: » Ich glaube, uns folgt jemand.«
Mein Kopf fährt herum, um ihn anzusehen, aber dann zwinge ich mich, starr nach vorn zu blicken. Falls man uns tatsächlich folgt, dann wäre es nicht gut, wenn man den Leibwächter der Königin dabei sieht, wie er mit einer Dienerin spricht, die der Königin auffällig gleicht.
» Seid Ihr sicher? Auf dieser Straße ist sehr viel Betrieb.«
» Nein, sicher bin ich nicht. Da ist nur etwas, das mir aufgefallen ist. Eine Gruppe Reiter hält, seit wir aufgebrochen sind, stets den gleichen Abstand zu uns. Sie haben keine Kutschen, nur Pferde. Also sollten sie viel schneller vorankommen als wir.«
» Jeder weiß, dass ich nach Süden reise. Vielleicht ist da nur jemand neugierig. Ich könnte mir vorstellen, dass wir nach einer Weile eine ganze Karawane hinter uns versammeln werden.«
» Vielleicht.« Er klingt jedoch nicht überzeugt.
» Würde es helfen, wenn ich vor statt hinter der Königinnenkutsche gehen würde?«, frage ich hoffnungsvoll. Der aufgewirbelte Staub würgt mich, und ich musste mir schon mehrmals ein Tuch um Mund und Nase binden.
» Vielleicht«, sagt er. » Obwohl ich nur ungern darauf verzichte, Euch so schön dreckig werden zu lassen. In diesem Zustand würde Euch nämlich bestimmt niemand erkennen.«
Ich werfe ihm einen bösen Blick zu. Seine Lippen zucken, aber seine Erheiterung ist nur von kurzer Dauer. » Wir werden sie im Auge behalten«, erklärt er.
» Nein.« Ich bin jetzt in der Wüste. Hier weiß ich genau, was zu tun ist. » Wir können etwas viel Besseres tun.«
» Und was?«
» Wenn sie noch immer hinter uns sind, wenn wir heute Abend unser Lager aufschlagen, dann werde ich Belén losschicken, damit er sie ausspäht.«
» Dann habt Ihr beschlossen, ihm zu trauen?«
» Ich traue seinen Fähigkeiten als Kundschafter.« Wieder denke ich an den Tag, an dem Iladro vergiftet wurde. Es war so selbstverständlich, Belén um Hilfe zu bitten. Die Situation erforderte es, und wir nahmen sofort wieder unsere alten Rollen ein, als ob nichts geschehen sei. » Und ich wage zu hoffen, dass ich im Laufe der Zeit auch das übrige Vertrauen zu ihm zurückgewinnen werde.«
Als wir uns einen Lagerplatz suchen, sind die Reiter, die Hector entdeckt hat, noch immer hinter uns, winzige schwarze Punkte am Horizont. Andere Reisende kommen und gehen, aber diese Reiter halten, wenn wir es tun, und lagern auch zur gleichen Zeit. Ihr Feuer leuchtet zu uns herüber, als die Dämmerung der Dunkelheit weicht.
Auf meine Anweisung hin verzichten wir heute alle auf ein Feuer, und daher gibt es zum Essen nur Dörrfleisch, getrocknete Datteln und Fladenbrot. Ich möchte nicht, dass irgendjemand uns aus der Ferne beobachten kann und sieht, dass wir uns beratschlagen.
Wir sitzen in einem angedeuteten Kreis, und als Licht dienen uns nur der Mond und die Sterne. Unser Trupp zählt beinahe dreißig Leute, Tristáns Gefolge eingerechnet, für dessen Mitglieder er samt und sonders persönlich bürgt. Selbst Sturm wagt sich aus der Kutsche und setzt sich zu uns. Die anderen beäugen ihn misstrauisch, rücken aber zusammen, um ihm Platz zu machen. Seine Kapuze schlägt er jedoch nicht zurück.
Ich stehe auf und sage: » Belén, komm zu mir.«
Er tritt ohne zu zögern näher und fällt auf ein Knie.
» Willst du mir noch immer die Treue schwören?«, frage ich.
Das
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