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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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aus dem Norden viel geeigneter wäre.«
    Ich danke ihm für seinen Rat und versichere ihm, dass ich meine Wahl gut überdenken werde.
    In der Nacht vor unserem Aufbruch bin ich dankbar für die Dunkelheit und das Alleinsein. Ich liege lange wach und denke an Alejandro. Zwar habe ich nicht die geringste Absicht, Tristán zu heiraten, aber alle anderen sind davon überzeugt. Eine Träne rinnt meine Wange hinab, als mir durch den Kopf geht, wie leicht mein verstorbener Ehemann zu ersetzen ist. Alles um mich herum ist von seiner Gegenwart durchdrungen. Ich sehe ihn überall, in den dunklen Hölzern und den juwelenartigen Farbtönen seines Gemachs, in dem kürzlich erst in Auftrag gegebenen Porträt, das in der Königshalle hängt, im Gesicht seines Sohnes. Und dennoch gibt ihn der Hof so schnell auf. Wenn ich wirklich einmal heirate, dann wird es sein, als ob auch diese Phantomerinnerung wahrlich und wahrhaftig ausgelöscht sein wird.
    » Elisa?« Ich spüre, wie die Matratze nachgibt und eine kleine Gestalt über das Bett zu mir kriecht.
    Ich hebe die Bettdecke ein wenig an und lasse Rosario darunterschlüpfen. Er robbt an mich heran, und ich lege einen Arm um ihn.
    » Weiß deine Kinderfrau, dass du hier bist?«
    Er zuckt fühlbar die Achseln, was soviel heißt wie, sie weiß es nicht. Ich drücke meine Lippen gegen seine Stirn.
    » Du gehst wieder weg«, sagt er anklagend.
    » Ja.«
    » Ich will mit.«
    Ausreden gehen mir durch den Kopf. Aber ich beschließe, bei der Wahrheit zu bleiben, wie ich das ihm gegenüber aus irgendeinem Grund immer tue. » Schlechte Menschen wollen mir wehtun. Und deswegen darf ich nicht zulassen, dass mein Erbe mit mir reist. Es ist wichtig, dass du hier in Sicherheit bleibst.«
    » Werden sie dich töten?«
    » Ich hoffe nicht. Ich werde um jeden Preis versuchen, am Leben zu bleiben.«
    » Hector wird auf dich aufpassen.«
    Ich lächele. » Ja, das wird er ganz bestimmt.«
    » Kommst du wieder?«
    » Auch das werde ich um jeden Preis versuchen, das verspreche ich.«
    Er bewegt sich ein wenig, und seine kalten, nackten Füße treten gegen mein Bein, aber ich beherrsche mich und rücke nicht von ihm weg. Er sagt: » Du hältst deine Versprechen immer.«
    Ich halte den Atem an. Das ist etwas, das ich ihm vor langer Zeit einmal gesagt habe. Damals hatte ich keine Ahnung, wie wichtig es für ihn sein würde, für einen Jungen, dem man immer wieder leere Versprechungen gemacht hatte. » Das tue ich.«
    Er bleibt so lange still, bis ich schließlich überzeugt bin, dass er eingeschlafen ist, aber dann flüstert er so leise, dass ich mich anstrengen muss, um ihn zu verstehen: » Ich will nicht König sein.«
    Das dringt wie ein Dolch in meine Brust, denn es gibt mir das Gefühl, als hätte ich versagt. Natürlich will er nicht König sein. Natürlich hat er Angst. Ich weiß, wie schwer es ist, so lange in Angst zu leben. Es tut mir so leid, Rosario.
    Nachdem ich mich gefasst habe, sage ich: » Ich glaube, du würdest der größte König in der Geschichte Joya d’Arenas sein, falls du dich doch dazu entschließen sollest. Aber ich werde dich nicht dazu zwingen. Du musst nicht, wenn du nicht willst.« Meine Höflinge würden einen kollektiven Herzanfall bekommen, hätten sie mich gerade gehört, aber ich könnte den Jungen wirklich niemals gegen seinen Willen auf den Thron bringen.
    Er schnieft. » Versprich mir das.«
    » Ich verspreche es dir. Aber du musst mir auch etwas versprechen.«
    » Was denn?«
    » Versprich mir, dass du mit niemandem darüber reden wirst, bevor ich nicht zurück bin.« Gerüchte über meine Abdankung, die im Land die Runde machten, wären so ziemlich das Letzte, was ich jetzt brauchen kann. » Kein einziges Wort. Und wenn irgendetwas schiefgeht oder wenn dir etwas Angst macht, während ich weg bin, dann möchte ich, dass du zu Hauptmann Lucio gehst, Hectors stellvertretendem Kommandanten, und genau das tust, was er dir sagt. Er wird dir helfen. Falls du Lucio nicht finden kannst, dann geh zu Matteo. Er hält sich mit Königin Cosmés Delegation in den Gemächern der Würdenträger auf.«
    Seine großen Augen schimmern im Dunkeln. » Versprochen.«
    Ich möchte ihm keine Angst machen, aber diese Sache ist enorm wichtig. Und deswegen hake ich noch einmal nach: » Was habe ich gesagt, zu wem sollst du gehen, wenn etwas passiert?«
    » Zu Hauptmann Lucio oder zu Matteo.«
    » So ist es richtig.« Ich ziehe ihm die Decke über die kleinen Schultern. » Wie wäre es, wenn du

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