Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
Vom Netzwerk:
leise Geräusch, wie er die Luft einzieht, ist das einzige Zeichen dafür, dass ich ihn überrascht habe. » Ja, das will ich«, erwidert er ruhig.
    » Dann nehme ich dich in meinen Dienst.«
    Er streckt beide Hände aus und fasst nach dem Stoff an meiner Taille, ganz schnell, als hätte er Angst, ich würde meine Meinung ändern. Die Geste ist vertraut und beinahe ein wenig unangenehm, vor allem, als sein Daumen seitlich über meinen Feuerstein streicht, und ich höre das metallische Flüstern gezogener Dolche. Aber es ist die althergebrachte Geste eines neu eingeschworenen Vasallen und muss hingenommen werden.
    Belén verkündet: » Ich gebe mein Leben und meine Dienste in Eure Hände. Ich schwöre, Euch zu beschützen und zu ehren. Ich gehöre Euch und werde Euren Befehlen in allen Dingen befolgen. Solange ich lebe, sollen Eure Leute meine Leute sein, Eure Lebensweise die meinige und Euer Gott mein Gott.«
    Ich nehme seine Hände und helfe ihm auf die Beine, während die gesamte Runde » Selah« raunt.
    Er überragt mich, und ich starre unwillkürlich seine Augenklappe an. Er wurde gefoltert. Wegen mir. Weil er sich weigerte, mich zu verraten, nachdem er seinen Fehler erkannt hatte. Ganz spontan ziehe ich ihn an mich und schließe ihn fest in meine Arme.
    Er flüstert: » Danke, Elisa.«
    Hinter ihm erkenne ich Maras Gesicht. Auf ihren Wangen schimmern mondbeschienene Tränen.
    Nun löse ich mich aus der Umarmung und hoffe, ihm nicht zu leicht vergeben zu haben. Aber es fühlt sich richtig an. » Ich brauche deine Hilfe«, erkläre ich ihm. » Heute Nacht.«
    » Was auch immer es ist.«
    Als ich ihm von den Reitern erzähle, nickt er ohne erkennbare Überraschung. Ich muss ihm nicht einmal sagen, was er zu tun hat. Er sagt nur schlicht: » Ich bin bis zum Morgen zurück.« Damit verschwindet er in der Dunkelheit.
    » Was glaubst du, wer ist es?«, fragt Mara, als er gegangen ist.
    Ich setze mich im Schneidersitz auf den Boden. » Vermutlich Conde Eduardo. Er war sehr verärgert, als er von dieser Reise und ihrem Zweck erfuhr. Er möchte mich unbedingt mit einem Fürsten aus dem Norden verheiraten. Und er weiß, dass ich ihm Dinge verheimliche.«
    » Er weiß aber nicht von mir, oder?«, fragt Sturm mit seiner zischelnden Stimme.
    » Das gehört zu den Dingen, die ich ihm verheimlicht habe.«
    » Falls es wirklich Männer des Condes sind«, sagt Ximena, » dann könnten wir uns ihre Anwesenheit vielleicht zunutze machen. Um beispielsweise eine falsche Spur zu legen.«
    » Genau das habe ich mir auch gedacht«, erwidere ich.
    » Und was, wenn es Diebe sind?«, fragt eine Frauenstimme, die ich nicht zuordnen kann.
    Hector lacht laut auf. » Dann wären sie ziemlich verzweifelt, die armen Kerle«, entgegnet er. » Zu fünft gegen uns alle?«
    Seine Erheiterung ist berechtigt. Er und Tristán könnten wahrscheinlich ganz allein mit fünf Dieben fertigwerden. Meine Sorgen gehen hingegen in eine ganz andere Richtung, auch wenn ich es nicht ausspreche: Vielleicht könnten es Mörder sein. Vielleicht liegen sie nur auf der Lauer, kalt und geduldig, und warten auf den richtigen Augenblick, um sich in unser Lager zu schleichen.
    Vielleicht denkt Hector dasselbe, denn er sagt: » Bevor wir nicht genau Bescheid wissen, verdoppeln wir die Wachen. Elisa, würdet Ihr morgen in der Dienstbotenkutsche mitfahren, damit Ihr außer Sicht bleibt?«
    Zu gern würde ich ihm widersprechen und darauf hinweisen, dass ich wesentlich lieber auf eigenen Füßen unterwegs bin, als in einer heißen, rumpelnden Kutsche zu sitzen, aber dann fällt mir wieder ein, dass ich beschlossen habe, in diesen Fragen seinem Urteil zu vertrauen. » In Ordnung«, füge ich mich, und das ist es auch.

18

    I ch erwache, als sich eine Hand über meinen Mund legt. Aufbäumend versuche ich, von dem Eindringling wegzurutschen, mein Puls rast, und ich ziehe scharf die Luft durch die Nase ein. Jetzt passiert es endlich, wovor ich mich die ganze Zeit gefürchtet habe…
    » Elisa!«, höre ich Belén flüstern. » Ich bin’s.«
    Erleichtert entspanne ich mich wieder. Er zieht die Hand zurück: » Pssst!«
    » Was fällt dir ein!«, flüstere ich aufgebracht.
    » Ich wollte herausfinden, ob es möglich ist, an Tristáns Wachen und der Leibgarde vorbei bis in dein Zelt zu schleichen.«
    » Oh.« Ich schlage meine Decken zurück und setze mich auf, dann reibe ich mir die Arme, um die Kälte zu vertreiben. Meine Wachleute sind die Elitetruppe des ganzen Landes.

Weitere Kostenlose Bücher