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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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niedertauchenden Köpfen. Aber dort, wo die Sonne nicht hinschien, jenseits der Dünung, sah er eine plötzliche Bewegung im Wasser; die messerscharfen Rückenflossen der Haie zogen schon ihre Kreise um das sinkende Schiff. Über eine Meile bis zu nächsten Küste. Sehr zweifelhaft, ob einer der Schwimmer sie erreichen würde.
    Er hob das Fernrohr, um nach der Gorgo n Ausschau zu halten; die Augen wurden ihm feucht, als er ihren plumpen, schwarzen, braun abgesetzten Rumpf erblickte und die turmhohe Segelpyramide die nächste Landspitze umrunden sah.
    Noch eine Sekunde, dachte er, und er würde zusammenbrechen und seine Gefühle vor den Umstehenden nicht mehr verbergen können.
    Da – eine Bullenstimme: »Was, zum Teufel, ist hier los?« Leutnant Tergorren tauchte mit halbem Leib aus der Niedergangsluke empor; mit seinem verquollenen, grauen Gesicht, den von Wein und Schlimmerem verklebten Haaren, sah er wie ein dem Grab entstiegener Leichnam aus.
    Bolitho verspürte eine irrsinnige Erleichterung. Ihm war, als müsse er zugleich lachen und weinen; der wüste Anblick dieses Mannes, der sich während des ganzen Kampfes hilflos in seiner Koje gewälzt hatte, gab ihm den Rest.
    Mit bebender Stimme antwortete er: »Ich bitte um Entschuldigung, daß wir Sie gestört haben, Sir.«
    Tergorren starrte ihn an und versuchte, mit seinen wütenden, blutunterlaufenen Augen wenigstens nicht zu schielen.
    »Gestört?«
    »Aye, Sir. Aber wir hatten ein Seegefecht.«
    Gelassen sagte Starkie: »Holt Mr. Eden. Ich fürchte, dem Leutnant wird wieder schlecht!«

Ehrlos
    Kapitän Beves Conway stand am offenen Heckfenster und schützte seine Augen mit der Hand gegen die blitzenden, wild flimmernden Sonnenreflexe. Vor dem Fenster der Kapitänskajüte dümpelte die rückeroberte Brigg in der Dünung, ihre bräunlichen Segel bewegten sich kaum; träge stand sie über ihrem Spiegelbild im Wasser.
    In den paar Stunden nach dem abenteuerlichen Durchbruch der Sandpipe r durch das Riff und der Vernichtung der Fregatte war der Wind abgeflaut, bis er nur noch wie ein Hauch über das Wasser wehte und die schwere Gorgo n ohne Fahrt in der Dünung lag.
    Drüben am Horizont war die Küste gerade noch sichtbar. Wie ein fahlgelber Pinselstrich lag sie da und schien in der glühendheißen, wabernden Luft ständig ihre Form zu verändern. Einzelheiten waren nicht mehr zu unterscheiden.
    Conway wandte sich langsam um und betrachtete eingehend die Männer, die am Schott beieinanderstanden.
    Tergorren, massig, mit blutunterlaufenen Augen, schwankte im langsamen Rollen der Dünung; immer noch war sein Gesicht aschfarben. Die drei Midshipmen und der Steuermannsmaat Mr. Starkie standen etwas abseits.
    Verling, der Erste Leutnant, war ebenfalls dabei; seine Nase drückte Mißbilligung aus, als der Kapitänssteward diesen Männern in ihren schmutzigen, zerrissenen Uniformen Madeira kredenzte.
    Der Kapitän nahm ein wunderbar geschliffenes Glas von einem Tablett und hielt es in das einströmende Sonnenlicht.
    »Ihre Gesundheit, meine Herren.« Er blickte einem nach dem anderen ins Gesicht. »Ich brauche nicht zu betonen, wie außerordentlich zufrieden ich bin, daß die Sandpipe r wieder bei der Flotte ist.« Er wandte sich einen Augenblick ab und horchte auf die von der Brigg herüberklingenden Hammerschläge. Schiffszimmerleute reparierten dort die Schäden, die das Geschützfeuer der Pegas o angerichtet hatte.
    »Später werde ich sie mit Depeschen für den Admiral nach Gibraltar schicken.« Eine Sekunde lang blieb sein Blick auf Tergorren hängen. »Ein vor Anker liegendes Fahrzeug zu entern, ist niemals leicht. Ein derartiges Unternehmen, in dessen weiterem Verlauf obendrein noch durch geschicktes und entschlossenes Handeln eine feindliche Fregatte vernichtet wurde, ist der besonderen Beachtung Ihrer Lordschaften wert.«
    Tergorren starrte auf einen Punkt, der irgendwo über der linken Schulter des Kapitäns liegen mußte.
    »Besten Dank, Sir.«
    Die Augen des Kapitäns glitten zu den Midshipmen hinüber.
    »Dadurch, daß Sie das alles durchgestanden haben, sind Sie der Möglichkeit, Ihre Erfahrungen in der Praxis zu verwerten, ein gutes Stück nähergekommen ein Vorteil nicht nur für Ihre Karriere, sondern für die Marine überhaupt.«
    Bolitho warf einen raschen Blick auf Tergorren. Immer noch starrte der Leutnant an die Kajütendecke, und dabei sah er aus, als sei in Kürze wieder ein heftiger Anfall von Erbrechen fällig.
    Im gleichen sachlichen Ton fuhr

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