Die fiese Meerjungfrau
ins Freie heraus, um zuzuhören.«
Lannadae schwamm dichter heran, durch Tränen hindurch lächelnd. »Ich danke euch. Euch allen.«
»Wie findest du dich in deine neue Rolle als Königin ein?«, fragte Danielle. »Ich weiß, wie überwältigend eine solche Veränderung sein kann.«
Lannadae strahlte. »Oh, ich bin nicht die Königin! Lirea hat diesen Titel bis zu ihrem Tod inne. Aber wenn die Königin zu alt oder zu krank ist, um zu regieren, darf ihr Gemahl in ihrem Namen handeln.«
Danielle blickte Beatrice an, sicher, dass sie sich verhört hatte. Dieses eine Mal sah Beatrice genauso überrascht aus, wie Danielle sich fühlte. »Ihr Gemahl?«
Lannadae lachte. »Ihr schaut wie Sackmäuler drein!«
»Aber sie ist doch deine Schwester!«, wandte Danielle ein.
»Ja, natürlich.« Lannadae lachte noch heftiger, bis sie sich kaum noch über Wasser halten konnte. »Ach, Danielle! Als Nächstes erwartest du wohl noch von mir, dass ich Kleider trage!«
Theodore hob eine Hand, um sein eigenes Lachen hinter einem Hüsteln zu verbergen.
»Als Gemahl obliegt es mir, mich um Lirea und unseren Stamm zu kümmern.« Lannadaes Schwänze bewegten sich leicht unter den Wellen und hielten sie dicht am Schiff. »Ich werde natürlich trotzdem Freier haben; Nixe von diesem Stamm und andere. Vielleicht nehme ich mir sogar selbst ein Männchen.« Sie errötete, was sie beinah menschlich aussehen ließ. »Nach so langer Zeit im Exil freue ich mich auf diesen Teil.«
»Was ist mit Morverens Anhängern?«, fragte Talia.
Lannadaes Lächeln erstarb. »Morverens Zauber nutzte sich binnen eines Tages ab. Ihre Umwandlung war vorübergehend gewesen, anders als die meiner Schwester. Diejenigen, die für Morveren gekämpft haben, sind verbannt worden. Und falls es noch andere gibt, die ihre Überzeugungen teilen, so haben sie sich dafür entschieden, diese Überzeugungen für sich zu behalten.«
Sie schwamm zurück zu den versammelten Undinen, nahm sich einen Speer von einer anderen Meerjungfrau und hob die Waffe zum Gruß. »Lebt wohl, meine Freunde!« Dann drehte sie sich zu den Hiladi um und grüßte diese ebenfalls.
»Werden wir dich im Herbst zur Wanderung sehen?«, fragte Beatrice.
Lannadae senkte den Speer. »Ich freue mich auf die Erdbeeren.« Und dann war sie fort. Augenblicke später war von den Undinen nichts mehr zu sehen.
»Von ihnen können wir noch lernen«, bemerkte Beatrice, indem sie ein Gähnen unterdrückte. »Ich kenne Adlige, die diese Zeremonie auf drei Tage ausgedehnt hätten!«
»Werdet Ihr Euch jetzt ausruhen, Eure Majestät?«, fragte Danielle.
»Ich habe schon viel zu viel Zeit in dieser stickigen Kajüte verbracht.« Beatrice schüttelte den Kopf. »Gebt mir den Wind und das stampfende Deck unter die Füße!«
Danielle stöhnte. »Ich denke, ich nehme das Bett.«
»Ich wollte dir noch danken, Danielle.« Beatrices Stimme war ernst.
»Schnee war diejenige, die dich aus dem Messer befreit hat. Und Talia -«
»Das habe ich nicht gemeint. Versteh mich nicht falsch - ich bin dankbar dafür, wieder frei zu sein.« Sie schaute nach hinten auf Talia und Schnee, die sich immer noch zankten. »Keine dieser Frauen vergibt ihr Vertrauen leicht, aber dir vertrauen sie. Schon einige Jahre mache ich mir Sorgen darum, was aus ihnen wird, wenn ich nicht mehr da bin. Du hast mir diese Last erleichtert. Dafür danke ich dir.«
Kichernd fügte Theodore hinzu: »Dafür und natürlich dafür, dass du uns einen totalen Krieg erspart hast.« Er gab Beatrice einen Kuss auf die Wange.
Danielle blickte nachdenklich aufs Meer hinaus. »Das ist es also, was die Königin macht? Prinzessinnen retten und Kriege verhindern?«
»Du hast doch wohl nicht etwa gedacht, bei dem Job ginge es nur um Bälle und Bankette, oder?« Beatrices Augen funkelten schelmisch.
Danielle sah den Wellen zu, die sich an der Phillipa brachen. »Lannadae ist so jung. Schnee hat gesagt, ihr Duft sei nicht stark genug, um den Stamm zu beherrschen, und sie hat so viel durchgemacht. Wird sie -«
»Lannadae ist stärker, als sie weiß. Sie hat ein gütiges Herz und sorgt sich um ihr Volk. Fürs Erste werden sie bei ihr bleiben, weil sie sich dafür entschieden haben. Weil sie wissen, dass sie zurückgekehrt ist, um sie zu beschützen.« Beatrice drückte Danielles Hand. »Sie mag sich unsicher fühlen, vielleicht sogar verängstigt, aber sie wird eine gute Königin sein.«
Danielle wurde rot. »Ich ... stelle mir vor, sie muss sich völlig überwältigt
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