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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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Robbenjäger waren. Das Township konnte zwar unter Wasser fahren, aber es blieb meist an der Oberfläche, während es elektrische Netze hinter sich herzog.
    »Vielleicht haben deine Eltern den Treffpunkt wegen des Nebels verlegt.«
    »Nein, ich könnte wetten, sie sind im Inneren des Wracks und warten dort auf die Drift .« Ich ließ mich zurück in den Pilotensitz fallen, steuerte den Kreuzer neben das Wrack und schaltete den Autopiloten ein. »Ich geh mal nachfragen, was Dad mit dem Anhänger machen will.« Ich kletterte aus dem U-Boot. »Vorher hole ich noch eine Harpune aus dem Heck.«
    »Du hast doch eine an deinem Halfter.«
    »Ich meine, für dich. Reine Vorsichtsmaßnahme für den Fall, dass die Surfs hier auftauchen und versuchen, sich die Ernte zu holen, ohne zu bezahlen.« Kurz darauf drückte ich ihr die Harpune in die Hand. »Weißt du noch, wie man sie lädt?«, fragte ich, als ich ihren alarmierten Blick bemerkte. Sie nickte und ich glitt auf das schmale Seitendeck des Kreuzers. »Ruf mich, wenn du irgendetwas siehst.«
    Ich betrachtete die schemenhaften Umrisse des Schiffswracks im Nebel. Die Bug- und Heckaufbauten ragten über den Wellen auf, doch das flache Deck in der Mitte lag unterhalb der Wasserlinie. Einst war dieses Wrack ein luxuriöses Transportschiff gewesen, das Passagiere nach einem geregelten Fahrplan die Ostküste hinauf- und hinunterbeförderte. Doch ein Sturm hatte das Schiff vom Kurs abgebracht und zerstörerische Wellen hatten es auf das überschwemmte Atoll geworfen. Seitdem war das Schiff seiner Samtsitze und der Lederverkleidung beraubt worden und hatte allen Glanz verloren, doch die Meereswache ließ den Schiffsrumpf, wo er war, um andere Schiffe davor zu bewahren, ebenfalls auf Grund zu laufen.
    Vorsichtig sprang ich vom Puffer des Kreuzers auf einen Vorbau des Bugturms und landete dabei bis zur Taille im Wasser. Ich kletterte auf den nächsten Vorbau, wobei ich die Löcher in dem verrosteten Rumpf als Kletterhilfe benutzte. Eine Reling gab es schon lange nicht mehr und der Schiffsboden sah alles andere als stabil aus. Ich trat durch eine Öffnung, in der einst eine Schiebetür aus Glas gewesen war, und lief schnell durch die Privatkabine in den Gang, der dahinter lag.
    Der Korridor endete in einer großen Halle in der Mitte des Bugturms. Ich lehnte mich über die niedrige Galerie und suchte nach dem gähnenden Loch, das sich ein Stockwerk tiefer im Boden befand, genau an der Stelle, wo der Heizkessel explodiert war, als das Schiff auf Grund gelaufen war. Jetzt schwappten die Wellen durch die Öffnung in das Wrack. Wenn der Anhänger nicht am Kreuzer festgemacht gewesen wäre, wäre ich dort aufgetaucht. Stattdessen erwartete ich, die Slicky in dem Loch mit dem verkohlten Rand schwimmen zu sehen, doch von unserem Nanoboot war weit und breit keine Spur. Das war eigenartig, denn meine Eltern standen unten in der Halle – genau dort, wo ich sie vermutet hatte.
    Sie sprachen mit einem drahtigen Kerl, den ich als Hadal erkannte, den Häuptling der Drift . Wie immer lief mir bei seinem Anblick ein kalter Schauer über den Rücken. Durch den Hautkrebs hatte er nur noch ein halbes Ohr, aber das war bei Weitem nicht das erschreckendste Merkmal. Diese Auszeichnung stand eher den zwei kleinen Hörnern zu, die an der linken Seite seines kahlen Schädels hervorstachen – verschrumpelt und gelb wie alte Fingernägel. Eine weitere entsetzliche Folge der jahrelangen und viel zu starken Sonneneinstrahlung. Während ich versuchte, meinen Ekel zu überwinden, bemerkte ich, dass Hadal allein war, was mir noch eigenartiger vorkam als unser fehlendes Nanoboot.
    Ich wollte schon etwas nach unten rufen, sah mich aber vorher noch einmal in der Halle um. Durch ein paar zerbrochene Scheiben in der verdreckten Dachluke fiel vereinzelt etwas Licht. Genug, dass ich einige Gestalten ausmachen konnte, die sich von allen Seiten lautlos näherten. Meine Dunkle Gabe funktionierte in der Luft nicht annähernd so gut wie unter Wasser, aber ich sandte trotzdem ein paar Klicks in ihre Richtung und wartete aufgeregt auf das Echo, das sie mir zurückwerfen würden. Das Bild, das sich daraus formte, ließ mich schaudern. Mehrere Surfs drückten sich an den Wänden entlang und kreisten meine Eltern langsam ein. Ich bezweifelte, dass Mum und Dad ihre Anwesenheit auch nur ahnten.
    Die Angreifer hatten freie Oberkörper, weshalb sie ein schärferes Echo zurückwarfen als mit Kleidung, und jeder von ihnen trug einen

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