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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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Kapsel zurückklappte.
    Gemmas Skimmer war kurz vorher angekommen und sie wartete bereits auf mich, als ich die Leiter zum Feuchtraum hinaufkletterte.
    Ich machte mich darauf gefasst, dass sie die Arme um mich werfen oder weinen würde. Stattdessen bot sie mir ihre Hand, die ich voller Dankbarkeit ergriff. Mehr hätte ich nicht verkraftet, dann hätte ich die Beherrschung verloren und ich wollte nicht, dass das hier geschah, obwohl es fast Mitternacht war und sich nur noch eine Handvoll Menschen in der Ausrüstungsbucht aufhielten.
    Als Kommandantin Revas auf den Rand des Moonpools trat, eilte sofort ein Gardist zu ihren Diensten herbei. Sie ignorierte ihn und blieb neben mir stehen. »Ty, das alles war ein abgekartetes Spiel – die Entführung, Hadal als Bösewicht hinzustellen – nur wegen eines Indizes würde ich noch keine voreiligen Schlüsse ziehen. Und das solltest du auch nicht.«
    Ich nickte. Aber wenn jemand tatsächlich Beweise zurücklassen wollte, würde er sie dann auf den Meeresboden werfen, wo sie von der Ebbe fortgeschwemmt werden konnten?
    Lars wartete ebenfalls auf dem Zugangsdeck. Er war wahrscheinlich so schnell wie möglich hergekommen, nachdem er Kommandantin Revas’ Anruf erhalten hatte. Mit ernstem Gesicht kam er auf uns zu.
    »Weiß Zoe es?«, fragte ich ihn.
    »Nein. Ich dachte, sie sollte es von dir erfahren.«
    Er hätte mich genauso gut bitten können, sie mit einer Harpune aufzuspießen. Wie sollte ich es fertigbringen, meiner kleinen Schwester solchen Kummer zu bereiten? Kummer, über den sie nie hinwegkommen würde.
    »Ihr zwei habt bei uns immer ein Zuhause«, fuhr Lars fort. »Das weißt du.«
    »Danke.« Ich klang wie ein schlechter Schauspieler aus einem Wandertheater – nichts von alldem fühlte sich echt an. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich tatsächlich an den Tod meiner Eltern glauben sollte. Und ich wollte nicht, dass mich irgendwer zum Trauern drängte oder mir falsche Hoffnung machte.
    »Wir werden unsere Farmen zusammenlegen, sodass der Staatenbund keinen Anspruch auf euer Land erheben kann, weil ihr minderjährig seid«, fuhr Lars fort. »Nicht nach all der Arbeit, die deine Eltern hineingesteckt haben, um es zu kultivieren.«
    Ich nickte und spürte, wie ich innerlich seinen Worten nachgab.
    Ein Gardist kam durch die Ausrüstungsbucht auf Kommandantin Revas zu und die beiden entfernten sich von uns, um etwas zu bereden.
    Ich folgte ihnen, denn ich musste wissen, worum es ging. Außerdem war das eine gute Gelegenheit, um der Diskussion darüber zu entgehen, was ich nach Mum und Dads Tod als Nächstes tun sollte.
    »Haben Sie die Drift gefunden?«, fragte ich.
    Der Gardist schien über meine Unterbrechung ziemlich aufgebracht zu sein, aber Kommandantin Revas erwiderte ruhig: »Noch nicht. Wir haben ein Koordinatennetz um den Müllstrudel erstellt, ausgehend von der Stelle, wo du die Nomad gefunden hast. Wir haben an der nördlichen Seite mit der Suche begonnen und fahren Meile für Meile in Richtung Süden ab.«
    »Wir werden bis morgen Früh nicht mal ein Zehntel des Strudels abgesucht haben«, sagte der Gardist zu ihr. »Wir gehen davon aus, dass uns keine größere Zeitspanne bleibt, bis die Kälte sie tötet – bei Tagesanbruch. Vorausgesetzt, sie haben genügend Sauerstoff. Wenn sie den Reservegenerator nicht in Betrieb nehmen konnten, sind sie bereits tot.«
    Ich schauderte. Bis Tagesanbruch war es nicht mehr lange.
    »Lassen Sie das!«, befahl Revas dem Gardisten, der dabei war, ihren Skimmer aus dem Moonpool zu ziehen. »Ich fahre noch einmal raus. Und Sie kommen mit mir«, sagte sie zu dem Mann.
    »Helfen wir bei der Suche?«, fragte er.
    »Nein, wir verhaften Bürgermeister Fife. Ich kann ihm die vermissten Townships zwar nicht anlasten, zumindest noch nicht, aber ich kann ihn festnehmen, weil er Tiere hält, die zu Hadals Tod geführt haben. Und auf der Fahrt von hier bis Rip Tide fallen mir ganz bestimmt noch ein paar andere Gründe ein.«
    »Stiehlt Fife den Surfs vielleicht einen Teil ihrer Rationen?«, fragte Gemma.
    Revas schüttelte den Kopf. »Diesen Verdacht hatte ich auch. Aber nein, er hat ihnen nichts weggenommen. Der Staatenbund hat die Rationen der Surfs tatsächlich schon vor Jahren um die Hälfte gekürzt.«
    »Ich möchte bei der Suche helfen«, sagte ich.
    Alle sahen mich an – Kommandantin Revas, Gemma, Lars, sogar der Gardist.
    »Nach dem Schock, den du erlebt hast, solltest du dich besser schonen, mein Sohn.« Lars legte eine

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