Die Finsternis
Hand auf meine Schulter. »Komm mit mir nach Hause und ruh dich aus. Dann bist du da, wenn Zoe aufwacht.«
»Hadal hat sein Leben geopfert, um mir die Möglichkeit zu geben, meine Familie zu retten. Das wenigste, was ich jetzt tun kann, ist, zu versuchen seine zu retten.«
»Das ist die Aufgabe der Meereswache«, stellte Revas richtig, doch ihre Worte klangen nicht unfreundlich. »Kümmere dich um dich selbst und um deine Schwester, Ty. Niemand erwartet mehr von dir.«
Sie ließ mich gehen, aber das wollte ich nicht. »Ich kenne den Müllstrudel besser als jeder andere. Wenn den Menschen auf der Drift nur noch Zeit bis Tagesanbruch bleibt, dann brauchen Sie meine Hilfe.«
»Unsere Hilfe«, fügte Gemma hinzu.
»Ty, bist du sicher, dass du das tun willst?«, fragte Lars.
»Meine Eltern würden wollen, dass ich bei der Suche mitmache. Ich will es.«
»Was deine Eltern betrifft, hast du vollkommen Recht«, seufzte er. »Sie hätten gewollt, dass alle Siedler mit anpacken.«
Ich wandte mich an Kommandantin Revas. »Nun?«
Sie sah mich nachdenklich an. »Kannst du einen Skimmer fahren?«
Während ein Gardist ein Fahrzeug für uns vorbereitete, versicherte ich Lars, dass ich gleich am Morgen zu seinem Haus kommen würde, um da zu sein, wenn Zoe aufwachte.
Lars kletterte in sein U-Boot. »Also, am Meeresboden verankert, ja?«, fragte er, als könnte er es nicht glauben. »Ich werde ein bisschen herumtelefonieren. Mal sehen, ob ich ein paar unserer Nachbarn aus den Betten holen kann, um bei der Suche mitzuhelfen.«
»Das wäre großartig.«
»Es ist mitten in der Nacht«, warnte er. »Es könnte sein, dass ich niemanden erreiche.«
»Ich weiß. Aber falls doch jemand helfen will, dann sag ihnen, dass wir am südlichen Ende sind.«
»Du weißt aber schon, dass dieser Strudel die Größe eines ganzen Staates hat, oder?«
Ich nickte.
»Dann viel Glück. Du wirst es brauchen.«
Nachdem ein Gardist namens Escabedo mir eine kurze Einführung in die Steuerung eines Skimmers gegeben hatte, liefen wir zum Moonpool, der mehr als die Hälfte der Ausrüstungsbucht einnahm. Gemma wartete auf der überfluteten Stufe neben dem Skimmer, der bereits zu Wasser gelassen worden war.
»Hast du verstanden, wonach wir den Bildschirm absuchen sollen?«, fragte sie und kletterte in das Frontgehäuse.
»Nach einem tieffrequenten Geräusch. Wir werden es nicht hören, aber es wird im Gegensatz zu Walgesang in periodisch wiederkehren Abständen auf dem Bildschirm abzulesen sein.«
Als ich ihr hinterherklettern wollte, hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Ich drehte mich um und sah Escabedo auf uns zukommen.
»Das habe ich fast vergessen«, sagte der Gardist. »Kommandantin Revas hat mir aufgetragen, dir das zu geben.« Er überreichte mir eine kleine Plakette aus Metall. »Das ist die Eigentumsmarke der Nomad . Jetzt gehört das Schiff offiziell dir. Wir haben sogar die Motoren repariert.«
»Die Meereswache hat die Untersuchungen auf der Nomad schon abgeschlossen?«
»Wir konnten alle nötigen Erkenntnisse zusammentragen. Die Drift hat denselben Reservegenerator wie die Nomad . Er ist alt, aber wenn sie ihn zum Laufen bringen konnten, haben sie zumindest Sauerstoff. Nur keine Wärme.«
»Wie auf der Nomad «, sagte ich und erinnerte mich an all die in Decken gewickelten Leichen auf dem Boden.
Er nickte. »So haben wir auch herausgefunden, wie wir die Drift eventuell lokalisieren könnten. Als wir die Nomad wieder in Gang gesetzt hatten, haben wir bemerkt, dass der Reservegenerator ein tieffrequentes Summen ausstößt. Es ist zu niedrig, um es hören zu können, aber die Geräte empfangen es.«
»Und dieses Geräusch werden wir vielleicht auf dem Bildschirm zu sehen bekommen«, vermutete ich.
»Ganz genau.« Er wandte sich zum Gehen. »Die Ironie daran ist nur, dass wir zwar hoffen, dass die Surfs auf der Drift den Generator einschalten konnten. Aber wenn sie es tatsächlich geschafft haben, ist das Summen so tief, dass es sie krank macht.« Er winkte zum Abschied und lief zum Fahrstuhl.
»Okay«, sagte Gemma. »Los geht’s.«
Ich nickte, obwohl meine Gedanken plötzlich fieberhaft eine andere Spur verfolgten. »Bin gleich zurück.«
Ich sprang vom Skimmer auf den Rand des Moonpools. »Wie krank?«, rief ich Escabedo hinterher.
Er drehte sich um, obwohl sich die Fahrstuhltür bereits geöffnet hatte.
»Wie macht das Summen die Leute krank?«, fragte ich noch einmal.
»Es bringt ihr Innenleben durcheinander, ohne
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