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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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Hoffnung löste sich in Luft auf. Wer wusste sonst noch, wo sich der Schwarzmarkt der Surfs befand? Jedenfalls kein Siedler, das stand fest. Und falls Kommandantin Revas es wusste, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass sie mir die Lage verriet, noch geringer als bei Fife.
    Gemma sah mich an, doch ich konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten. »Was?«
    Sie antwortete, indem sie die Hand öffnete und mir einen Schlüssel zeigte.
    Ich schnappte nach Luft. »Den hast du aus Bürgermeister Fifes Tasche!« Eigentlich hätte ich nicht besonders überrascht sein dürfen. Ich hatte schon einmal gesehen, wie sie diesen Trick anwendete.
    »Wenn wir Shade nicht zur Flucht verhelfen, wird die Seablite-Gang hinter dir her sein.«
    Vermutlich war das nicht der wahre Grund, weshalb sie ihren Bruder befreien wollte, aber das sagte ich nicht.
    »Und mal davon abgesehen«, fuhr sie fort, »kann er uns vielleicht sagen, wo sich die Hardluck Ruinen befinden.«
    Nachdem sie mich gerade so nachdrücklich vor Gabion gewarnt hatte, konnte ich gar nicht glauben, dass sie diesen Ort immer noch finden wollte.
    Sie bemerkte meine Bedenken und seufzte. »Es ist der einzige Hinweis, den wir haben.«
    »Wieso sollte Shade etwas über die Hardluck Ruinen wissen? Er ist doch kein Surf.«
    »Wenn er mit seiner Gang Versorgungsschiffe ausraubt, muss er die Waren ja irgendwo verkaufen. Zum Beispiel auf einem Schwarzmarkt …«
    Ich nickte. Das machte Sinn.
    »Aber wir werden ihn nicht einfach nur nach dem Weg fragen«, sagte sie bestimmt. »Er muss versprechen, dass er als dein Bodyguard mitkommt.«
    Ich musste zugeben, dass es nicht schaden konnte, von Shade beschützt zu werden. Ich hätte sie für ihre Klugheit küssen können. Und aus tausend anderen Gründen. Doch ich zwang mich, meine volle Aufmerksamkeit der Aufgabe zu widmen, die vor uns lag – Shade aus dem Gefängnis zu befreien.
    »Okay, ich bin dabei.«
    Während ich die Treppe hinabeilte, ließ ich meinen Blick über die einzelnen Decks wandern und fragte mich, wie wir aus Rip Tide rauskommen sollten. Die Seilbahn kam nicht infrage – zumindest nicht für Shade. Ich wusste, dass sich mein Schicksal unweigerlich mit den Outlaws verbinden würde, wenn wir ihn befreiten. Doch er war die einzige Person, die mir möglicherweise helfen konnte, zu den Hardluck Ruinen zu gelangen. Und nicht einmal das war hundertprozentig sicher.
    Als ich die dritte Ebene betrat, rief jemand: »Hey, Junge!« Ich drehte mich um und sah Kommandantin Revas auf mich zukommen. »Was machst du immer noch hier?«
    Bevor ich irgendeine Entschuldigung stammeln konnte, meldete sich einer ihrer Gardisten.
    »Kommandantin, es sind alle Mann an Bord.« Er stand neben einem Enterhaken, der an der Brüstung festgemacht war.
    »Dann gehen Sie«, sagte Revas zu ihm. »Ich komme gleich nach.«
    Ich war überrascht, als der Gardist über die Balustrade sprang und verschwand. Ich lief hinüber und sah noch, wie er an einem Seil hinabkletterte und in die Luke eines riesigen U-Boots der Meereswache stieg.
    »Wohin wollen Sie?« Ich sah Revas an.
    »Wir folgen einem Hinweis.«
    Ich fragte mich, ob Gabion ihr ebenfalls den Tipp gegeben hatte, zu den Hardluck Ruinen zu fahren. Doch da Gabion vorhin offensichtlich eine Begegnung mit Kommandantin Revas hatte vermeiden wollen, war das wohl eher unwahrscheinlich.
    »Geht es dabei um meine Eltern?«
    Sie sprach es zwar nicht aus, doch ihr Blick sagte es nur zu deutlich: Frag lieber nicht .
    »Es gibt vieles, was ich dir nicht sagen kann, Ty, aber ich möchte, dass du wenigstens verstehst, warum ich Fife nicht erlauben konnte, dich als Gewinner auszurufen.«
    Ich zuckte die Schultern, als sei mir das egal, obwohl ich deshalb innerlich immer noch kochte. Ich hatte ganz klar gewonnen. Etwas so Nebensächliches wie mein Alter hätte keine Rolle spielen dürfen.
    »Ich kann nicht zulassen, dass ein Kind ausgebeutet wird. Nicht ein einziges Mal«, sagte sie. »Weil ein Mistkerl wie Fife dann denkt, er käme damit ungestraft davon.« Sie machte eine Pause und fügte hinzu: »Und der nächste Junge hätte vielleicht nicht so viel Glück auf dem Floß wie du.«
    Ich biss die Zähne zusammen, denn sonst wäre mir herausgerutscht, dass der »nächste Junge« reine Theorie war, während die Gefahr, in der meine Eltern schwebten, echt war.
    »Doch wenn das Gesetz jedes Mal hart durchgreift«, fuhr sie fort, »wissen die Halunken, dass sie es gar nicht erst versuchen sollten.«
    »Sicher«, meinte ich.

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