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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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abspielte. Das dünne Metallgitter bog sich, wenn der Bullenhai es rammte. Doch Shade schien es völlig egal zu sein, dass das rasende Biest kurz davor stand, das Gitter zu durchstoßen.
    »Ich wusste, dass du hier aufkreuzen würdest.« Er grinste. »Ich wette, die Jungs waren nicht besonders nett zu dir.«
    Ich konnte meinen Blick nicht von dem Hai abwenden, der dabei war, nicht nur das Gitter, sondern auch seine Schnauze zu zerfetzen. Das Tier war zwar nur etwa drei Meter lang, aber kräftig gebaut und äußerst aggressiv.
    »Er hat mein blutiges Bein gerochen und will wohl Hallo sagen«, bemerkte Shade.
    Ich sah zu dem Outlaw hinüber, der gelassen und mit leuchtender Haut in der überfluteten Gefängniszelle saß. Kein Schein konnte ein solches Leuchten verursachen. Aber eine Dunkle Gabe konnte es. »Ich möchte dir einen Deal vorschlagen«, sagte ich zu ihm.
    »Bin ganz Ohr.«
    Ein lautes, metallisches Krachen lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf den um sich schlagenden Hai.
    »Ich lasse ihn die Arbeit machen«, erklärte Shade. »Er soll mich hier rausholen.«
    »Und wenn er durchgebrochen ist, was dann?«
    »Dann könnte es interessant werden.« Er hob die Faust aus dem Wasser, öffnete sie und zeigte mir ein scharfes Stück Metall, das wahrscheinlich vom Bettgestell stammte. »Es sei denn, du kannst etwas Besseres anbieten …«
    Ich hielt den Schlüssel in die Höhe und sein Lächeln wurde noch breiter.
    »Wie ich schon sagte, ich bin ganz Ohr.«
    Ein weiterer Einschlag des Hais ließ mich meinen Plan ändern. Ich tastete unter Wasser nach dem Schlüsselloch, steckte den Schlüssel hinein und drehte ihn so schnell wie möglich um. Gerade als ich die Tür aufzog, krachte der Hai mit dem Maul durch das Gitter und arbeitete sich mit schnappendem Kiefer in die Zelle vor.
    Shade erhob sich. »Ich denke, du willst mir einen Handel vorschlagen?«
    »Komm einfach raus da!«
    »Wenn du darauf bestehst.«
    Der Kopf des rasenden Hais war in dem Loch im Gitter eingezwängt und Shade spazierte an ihm vorbei, als würde ihn das nicht die Bohne interessieren.
    Ich schlug die Tür zu und schloss wieder ab.
    »Verhandlungen sind nicht so deine Stärke, oder? Denn ich verstehe nicht ganz, was du bei diesem Geschäft herausschlagen willst. Es sei denn, du möchtest ein Outlaw werden.«
    »Wir verhandeln immer noch. Sonst kann ich auch die Treppe hochgehen und Bürgermeister Fife erzählen, dass du auf freiem Fuß bist. Vielleicht kannst du mit der Specter rechtzeitig entkommen, vielleicht aber auch nicht.«
    »Wenn ich dich umbringe, kannst du niemandem mehr irgendetwas erzählen.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Miene war todernst.
    Ich wünschte, ich könnte auf seinen Bluff eingehen und ihn daran erinnern, wer Gemma ein Zuhause gegeben hatte. Doch ein Teil von mir war nicht wirklich davon überzeugt, dass er bluffte oder dass seine Dankbarkeit stärker als sein Verlangen nach Freiheit war. Genau in diesem Moment brach der Hai endgültig durch das Gitter, hinterließ dort ein klaffendes Loch und pflügte durch die nicht sehr stabil gebaute Zelle.
    »Ich muss zu den Hardluck Ruinen«, sagte ich schnell und war mir nicht sicher, vor wem ich mehr Angst haben sollte – vor dem Bullenhai oder dem Outlaw. Ich wollte nur noch raus hier.
    »Hättest einfach fragen können«, sagte Shade etwas freundlicher.
    »Ich muss morgen dorthin und ich möchte, dass du mitkommst, für den Fall, dass Gabion vorhat, mich zu töten.«
    »Ich hab schon gehört, dass du den Faustkampf gewonnen hast.«
    Er wirkte nicht überrascht, dass Gabion mich umbringen wollte. Eigentlich schien er sogar damit gerechnet zu haben. Als wäre es ganz selbstverständlich, dass ich nach dem Sieg um mein Leben fürchten musste. »Heißt das, du machst es?«
    »Wenn ich mich belästigt fühle, werde ich dir das schon sagen.«
    Ich deutete das als Ja und watete den Gang zurück, um endlich von dem Bullenhai wegzukommen, der jetzt gegen die Zellentür hämmerte.
    Oben auf der Treppe angekommen, blieb Shade stehen und seine Haut wurde pechschwarz. Auch seine Augen wurden schwarz, was mehr als beunruhigend war, vor allem, als er sie auf mich richtete. »Ist die Specter noch in der Nähe?«, fragte er.
    »Ich glaube schon.«
    »Hol Gemma. Nehmt die Seilbahn zurück zum Festland. Wir holen euch an den Docks ab.«
    Ich sagte nichts und fragte mich, ob ich ihm vertrauen konnte. Wenn er erst an Bord der Specter war, könnte er sich genauso gut dazu

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