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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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die sich noch nicht tief genug in mein Fleisch gebohrt hatten, lösten sich von meiner Haut und verschwanden. Dabei wurde mir plötzlich bewusst, dass hier irgendetwas nicht stimmte.
    Die Unterströmung müsste sich in Richtung offenes Meer bewegen und nicht auf die Küste zu. Ich schickte ein paar Schallwellen über meine Schulter und verlor fast drei Meter, während ich nach hinten gepeitscht wurde. Genau in diesem Moment sah ich es vor meinem geistigen Auge – eine schwerfällige Unterwasserturbine saugte das Wasser an, um die Stadt mit Energie zu versorgen. Ihr vergittertes Gehäuse würde mich zwar davor bewahren, von den Turbinenschaufeln zerfleischt zu werden, aber ohne Atemluft würde ich kaum die Kraft haben, mich von ihm wegzubewegen. Wie ein Wahnsinniger versuchte ich, noch schneller zu schwimmen.
    Da tauchte plötzlich etwas Großes herab. Der Bullenhai! Ich keuchte und schluckte Meerwasser. Obwohl ich fast erstickte, warf ich meine Arme über den Kopf, um mich zu schützen … und stieß mit den Händen gegen Metall, nicht gegen das Fleisch eines Meerestieres. Für eine Sekunde konnte mein Hirn die graue Masse über mir nicht einordnen, dann begriff ich, wogegen ich gestoßen war. Über mir schwebte die Specter .
    Immer noch würgend, tastete ich mich auf der Suche nach einem Eingang an der Unterseite entlang, während ich gleichzeitig gegen die Dunkelheit ankämpfte, die meine Sinne zu verfinstern drohte. Ich registrierte, dass die Einstiegsluke noch geschlossen war, und mir wurde klar, dass Shade die ganze Zeit nur einen Plan verfolgt haben musste – mich ertrinken zu lassen. Ich sah einen Lichtschimmer und etwas streifte meinen Nacken. Sicher ein weiteres Neunauge, das auf ein Festessen aus war. Ich versuchte, das Vieh wegzuschlagen, doch es biss noch fester zu und zerrte mich nach oben. Ein großes Neunauge , war mein letzter Gedanke. Dann wurde ich ohnmächtig.
    Ich kam wieder zu mir, als ich auf festem Boden landete. Ich rollte mich auf die Seite und hustete fast das halbe Meer aus. Als meine Augen endlich wieder scharf sehen konnten und ich mich umblickte, war ich wieder einmal von der Seablite-Gang umstellt.
    Shade lächelte mich schief an. »Willkommen an Bord der Specter .«

18
    Die meisten der umstehenden Outlaws verschwanden durch eine Luke nach Nebenan, als Pretty sich daranmachte, zwei Neunaugen aus meinem Nacken zu ziehen. Ich hatte starke, stechende Schmerzen. Er stellte einen Fuß auf meine Schulter und drückte mich auf den Boden, dann öffnete er eine Flasche Alkohol und begoss mich damit. Beinahe hätte ich laut geschrien. Er hätte die offenen Wunden auch gleich anzünden können. Doch ich biss lieber die Zähne zusammen, als zu zeigen, wie sehr es wehtat. Eel konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    Ich sah mich in dem Chaos um, das im Ausrüstungsraum der Specter herrschte. Ein Teil der Gerätschaften schaukelte ungesichert an Haken über uns, Waffen waren wahllos auf Regalen gestapelt, während Taucheranzüge, Helme und Stiefel die Sitzbank und den Boden bedeckten. Der Geruch nach alten Socken und Schweiß war aber noch schlimmer als das ganze Durcheinander.
    Die Specter nahm Fahrt auf, doch weil ich keine Schiffsschrauben hören konnte, vermutete ich, dass sie eine Art Tarnkappen-U-Boot war, das von künstlichen Muskeln angetrieben wurde, die sich zwischen dem inneren und äußeren Schiffsrumpf befanden und das Boot so lautlos wie einen Hai durch das Meer gleiten ließen.
    »Wo ist Gemma?«, fragte ich. Eels Grinsen verschwand und er nickte zur Luke, die in den nächsten Raum führte.
    Ich richtete mich auf und mein Körper schmerzte. »Geht es ihr gut?«
    »Es geht voran«, erwiderte Eel. »Sie ist auf dem Weg von ›starr vor Angst‹ zu ›zittrig‹.«
    »Es geht ihr gut«, mischte sich Pretty ein, als wäre er der Mediziner an Bord.
    Ich schob die Luke auf und trat in den Gemeinschaftsraum, in dem die Atmosphäre und der Geruch einer Walfänger-Schlafbaracke herrschten. Waffen und ausgestopfte Meerestiere schmückten die Wände und ein Sandsack schaukelte in der Ecke. Die Lampen waren in die Zimmerdecke eingelassen und gedimmt, sodass keine hell erleuchteten Aussichtsfenster die Anwesenheit des U-Bootes verraten konnten. Als sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, sah ich Gemma in einer Ecke auf einer gepolsterten Bank hocken.
    Shade, der immer noch seine nasse Kleidung trug, warf mir ein Handtuch zu. »Na, gut durchgeatmet?«
    Ich nickte. Das Handtuch war

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