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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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Taucheranzüge aussuchen konnte, also legte ich zwei auf die Seite, die Gemma und mir am besten passen würden und auch die saubersten waren.
    Als ich mich schließlich auf der Bank im Gemeinschaftsraum ausstreckte, konnte ich nicht einschlafen. Die Sorge um meine Eltern ließ mich nicht los.
    Im Moment hatte ich nichts, was mich ablenken konnte, und es traf mich wie ein Schlag, dass ich Mum und Dad vielleicht niemals wiederfinden würde. Dass sie niemals zurückkehren würden, weil das Schlimmste geschehen war. Ich gab den Versuch auf einzuschlafen, und machte mich auf den Weg in die kleine Kombüse. Ich musste diese Gedanken abschütteln, denn sonst wäre ich bald vor Kummer wie gelähmt.
    Ich hatte gerade ein Fass mit Äpfeln geöffnet, als ich aus dem Augenwinkel ein Muster aus Punkten und Streifen wahrnahm. Ich richtete mich auf und sah durch ein großes Aussichtsfenster. Es war ganz von einer grauen Fläche mit blassen gelben Flecken und senkrechten Streifen ausgefüllt. Das musste die Flanke eines vorbeiziehenden Walhais sein. Ich trat näher, um einen besseren Blick auf den größten Fisch im ganzen Ozean werfen zu können, und lief dabei direkt gegen eine unsichtbare Wand. Nein, keine Wand. Es war Shade . Ich stolperte zurück. Der Outlaw hatte sich vor das Aussichtsfenster gestellt und war kaum zu erkennen gewesen, weil seine Haut perfekt das leicht wogende Muster des Hais angenommen hatte.
    »Entschuldigung«, murmelte ich, doch es schien ihn nicht zu kümmern.
    Mit freiem Oberkörper sah er dabei zu, wie der Walhai vorbeischwebte, und ich fragte mich, ob ihm klar war, dass seine Haut den vorbeiziehenden Fisch widerspiegelte oder ob der Farbwechsel unbewusst ablief.
    »Was glaubst du, was sie wirklich sieht?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
    »Keine Ahnung.« Ich trat neben ihn und sah dem Walhai hinterher, bis er aus unserem Sichtfeld verschwand.
    »Könnte eine Dunkle Gabe sein.« Er sah mich an, während die Flecken und Streifen auf seiner Haut verblassten.
    »Vielleicht«, stimmte ich ihm zu. »Aber sie hat nur drei Monate bei uns gewohnt.«
    »Ach, und danach?«, wollte er wissen. Es überraschte mich nicht, dass mit seiner wechselnden Laune auch die sich windenden Tätowierungen wiedererschienen.
    »Hat sie auf der Handelsstation gewohnt. Aber die Meereswache hat die Station eingenommen, also kann sie da nicht länger bleiben.«
    Shade sah wieder aus dem Aussichtsfenster und seine Haut nahm einen bräunlichen Farbton an, den er zu bevorzugen schien, auch wenn er in Wirklichkeit genauso blass und sommersprossig war wie Gemma. Nach einer Weile sagte er: »Kale war nur drei Monate in Seablite, bevor wir ausgebrochen sind. Und er hat eine Gabe.«
    Da er sich wieder entspannt hatte, beschloss ich, ihm die Frage zu stellen, über die ich die ganze Zeit nachdachte. »Weißt du, wer hinter den vermissten Townships steckt?«
    »Ich wusste bis heute nicht einmal, dass welche vermisst werden.«
    Ich vermutete, dass das Nein bedeutete.
    »Möchtest du etwas hören, worüber du dir den Kopf zerbrechen kannst?«, fragte er. »Wie wär es damit: Es war schon vorher bekannt, dass ihr Geschäfte mit der Drift machen wolltet. Die Nachricht hat die Runde gemacht, bis zu den Leuten, die den Surfs auf dem Schwarzmarkt ihre Waren verkaufen. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt damit.«
    »Und wer sind die?«
    » Die kaufen uns regelmäßig unsere Ladung ab. Sie sind unsere wichtigsten Handelspartner. Ich kann es mir also nicht leisten, mit Namen um mich zu werfen.« Seine Stimme nahm einen verbitterten Ton an. »Du hast doch selbst erlebt, dass wir nicht besonders viele Möglichkeiten haben, Geld zu verdienen.«
    »Wenn du mir keine Namen nennen willst, warum hast du dir dann überhaupt die Mühe gemacht, mir das zu erzählen?«
    »Die Jungs und ich hatten den Auftrag, euer Geschäft mit der Drift platzen zu lassen. Wir sollten die Wagenladung klauen. Aber wir haben das abgelehnt, weil ihr Siedler seid und so.«
    Er sah mich von der Seite an und ich erinnerte mich an den Moment, als er mir, nachdem ich ihn vor dem Galgen bewahrt hatte, versprechen musste, dass er keine Siedler mehr bestehlen würde. Demnach hielt er sich an dieses Versprechen.
    »Du fragst dich vielleicht, ob die Surfs auf der Drift das auch konnten«, fuhr er fort.
    »Was konnten?«
    »Nein sagen.«
    Ich sah ihn verdutzt an, denn ich verstand gar nichts.
    »Menschen oder Situationen sind nicht immer, was sie scheinen«, fügte er hinzu.
    Jetzt kapierte

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