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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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tauchen. Sie konnte wieder wie früher mit mir im offenen Meer schwimmen.
    Bis zur Abenddämmerung hatten wir massig Zeit, aber ich wollte die Grenzen von Prettys Hypnose nicht gleich beim ersten Mal austesten. Ich gab ihr ein Zeichen, dass wir uns auf den Weg zurück zur Specter machen sollten, doch sie schüttelte den Kopf und spannte Hatchets ausgeliehene Armbrust, die mit einem spitzen Pfeil aus Messingdraht geladen war. Sie wollte versuchen zu jagen, wie ich es ihr vor ein paar Monaten beigebracht hatte.
    Ich grinste und löste Eels Speer von der Schlinge an meinem geborgten Taucheranzug. Mit einer Drehung ließ ich den Teleskop-Schaft herausfahren, bis ich einen eineinhalb Meter langen Speer in den Händen hielt. Er war leicht, stabil und hatte eine rasiermesserscharfe, dreikantige Spitze – ein guter Speer. Ich konnte kaum erwarten, ihn zu benutzen. Anders als mit einer Harpune erforderte das Speerfischen List und eine flinke Hand. Eine weitaus aufregendere Art, sich das Mittagessen zu erbeuten. Außerdem gab es dem Fisch eine faire Chance.
    Das Tal lag verborgen zwischen ein paar unterseeischen Bergkämmen. Ich bezweifelte, dass irgendjemand sonst von seiner Existenz wusste, was bedeutete, dass es dort massenhaft Fisch gab.
    Ich wollte auf keinen Fall die Erinnerung an ihren letzten Tauchgang heraufbeschwören und war deshalb äußerst vorsichtig vorgegangen, umso überraschter war ich, als sie einfach über den Rand der Klippe in das Tal schwamm.
    Ich folgte in ihrem Kielwasser und tauchte an der Klippenwand hinab, an der unzählige farbenfrohe Seeanemonen die Felsvorsprünge bedeckten, während neonblaue Krabben sich darunter verkrochen. Knapp außer Reichweite huschte eine Schar Goldener Schnapper davon.
    Als ich auf dem Boden aufsetzte, hatte Gemma bereits einen fetten, fast zwei Meter langen Schwertfisch im Visier. Sie hielt ihren Arm ruhig und zielte, doch bevor sie den Pfeil abfeuern konnte, war sie plötzlich von einem Schwarm silberner Stachelmakrelen umgeben. Mit ihren rundlichen und flachen Körpern reflektierten die Fische das Sonnenlicht wie tausend Spiegel. Gemma verscheuchte sie. Doch als sie sich endlich zerstreut hatten, war der Schwertfisch längst fort. Ich lachte über ihren frustrierten Blick und deutete auf den pilzförmigen Kegel eines erloschenen unterseeischen Vulkans in einiger Entfernung, denn dorthin hatte sich der Schwertfisch davongemacht.
    Gemeinsam tauchten wir durch das Tal, geschützt durch die hohen Felswände, an denen sowohl Weichkorallen als auch Schwämme und Seefedern blühten. Als wir uns der Felsformation näherten, ließ ich mich auf den Meeresboden sinken. Höchstwahrscheinlich hatte sich der Schwertfisch am Boden versteckt. Gemma kam neben mir auf und ich schob den hüfthohen Seetang zur Seite. Ich entdeckte den grünmetallisch glänzenden Fisch unter einer Felsnase. Nur sein gegabelter Schwanz lugte hervor und ich winkte Gemma näher.
    Gerade als sie die Armbrust hob und zielen wollte, hallte eine Stimme in unseren Helmen wider.
    »Wir sind auf dem Weg zu euch«, rief Trilo durch den Empfänger. »Macht euch bereit, an Bord zu kommen.«
    Zu gerne hätte ich auf meinem Tauchcomputer am Handgelenk als Antwort eingetippt, dass wir noch nicht umkehren wollten, doch etwas an seinem aufgeregten Ton machte mir Sorgen.
    Als wir die Silhouette der Specter über uns erblickten, schwammen wir hinauf zur Luke an der Unterseite und zogen uns hinein. Gleich nachdem Trilo den Deckel zugemacht hatte, rief er in die Sprechanlage: »Sie sind drin. Los!«

20
    »Was ist los?«, fragte ich, sobald meine Lunge frei von Liquigen war.
    »Nichts, was dich etwas angeht«, erwiderte Trilo und lief zur Durchgangsluke.
    Ich versperrte ihm den Weg. »Früher oder später werden wir es sowieso herausfinden, also sag schon.«
    Er dachte darüber nach, dann zuckte er die Schultern. »Während ihr zwei draußen spielen wart, haben wir zufällig was vor die Linse bekommen.«
    »Was?«, fragte Gemma.
    »Einen Schleppnetzfischer. Also sind ein paar Jungs los, um das Schiff genauer unter die Lupe zu nehmen. Jetzt holen wir sie wieder ab.«
    Ich ließ ihn noch nicht durch. »Unter die Lupe nehmen? Was soll das heißen?«, fragte ich, obwohl ich mir die Antwort denken konnte.
    Gemma atmete scharf ein. »Rauben die etwa ein Schiff aus?«
    »Wir müssen irgendwas mitbringen, wenn wir zu den Ruinen wollen.« Er drängte sich an mir vorbei, doch dann blieb er vor der Luke noch einmal stehen. »Mit leeren

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