Die Flamme erlischt
noch stärker gerötet. Er stank wie das Zimmer, schnarchte laut und hatte die Laserpistole noch immer fest im Griff. Inmitten einer Lache von Erbrochenem lag Janaceks zusammengeknäultes Hemd. Betrunken wie er war, hatte er wohl saubermachen wollen.
Dirk ging vorsichtig um Janacek herum und nahm ihm den Laser aus den schlaffen Fingern. Vikarys teyn war doch nicht so sehr jener eiserne Kavalare, den Jaan in ihm vermutet hatte.
Janaceks rechter Arm wurde noch immer von Eisen-und-Glühstein umhüllt. Einige der rotschwarzen Edelsteine waren aus ihren Fassungen gebrochen worden, die Löcher sahen obszön aus. Aber sonst war der Armreif intakt, wenn man einmal von einigen häßlichen Kratzern absah. Oberhalb des eisernen Schmuckstücks wies auch Janaceks Arm Kratzer auf. An einigen Stellen gab es tiefe Schnitte, welche die Kratzer auf dem schwarzen Eisen in das Fleisch hinein fortsetzten. Arm und Armreif waren beide von getrocknetem Blut überkrustet. Dicht neben Janaceks Stiefel bemerkte Dirk das lange, blutbefleckte Messer. Um sich den Rest vorzustellen, bedurfte es keiner besonderen Phantasieleistung. Im Vollrausch hatte er versucht, die Glühsteine herauszubrechen, wobei ihm seine linke, von der alten Wunde behinderte Hand nicht besonders dienlich gewesen war. Dann hatte er wohl die Geduld verloren und wild drauflosgestochen, sich dabei verletzt und vor Schmerz und Wut das Messer fallen lassen.
Dirk ging einige Schritte zurück und machte einen weiten Bogen um Janaceks übelriechendes Hemd. Im Türrahmen blieb er stehen, hob sein Gewehr und schrie: »Garsei«
Janacek gab außer Schnarchen keinen Muckser von sich. Dirk rief noch einmal. Diesmal wurde das Schnarchgeräusch vernehmbar leiser. Ermutigt bückte sich Dirk und hob den nächstgelegenen Gegenstand – einen Glühstein – auf, und schleuderte ihn in die Richtung des Kavalaren. Er traf Janacek mitten im Gesicht.
Blinzelnd richtete sich der Mann langsam auf. Dann sah er Dirk und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. »Aufstehen«, befahl Dirk und winkte mit dem Laser. Zitternd kam Janacek auf die Beine, sah sich aber sofort nach seiner eigenen Waffe um.
»Den Laser werden Sie nicht finden«, sagte Dirk höhnisch. »Ich habe ihn hier.«
Janaceks Augen waren verklebt und sahen müde aus, aber er schien seinen Rausch fast ausgeschlafen zu haben. »Was wollen Sie hier, t'Larien?« sagte er langsam und in einem Tonfall, der mehr Erschöpfung als die Nachwirkungen des Alkohols ausdrückte. »Sind Sie hergekommen, um über mich zu spotten?« Dirk schüttelte den Kopf. »Nein, Sie tun mir leid.«
Janacek starrte ihn ungläubig an. »Ich tue Ihnen leid?« »Sie sind also nicht der Meinung, daß Sie Mitleid nötig haben? Sehen Sie sich einmal um!«
»Vorsichtig«, warnte Janacek. »Wenn Sie sich weiter über mich lustig machen, werde ich herausfinden, ob Sie Manns genug sind, diesen Laser abzufeuern, den Sie so ungeschickt halten.« »Lieber nicht, Garse«, sagte Dirk. »Bitte, ich benötige Ihre Hilfe.« Janacek warf den Kopf in den Nacken und röhrte los. Als er sich müde gelacht hatte, erzählte ihm Dirk alles, was geschehen war, seit Myrik Braith von Vikary getötet wurde. Janacek hörte zu. Steif, die Arme eng vor seiner nackten, narbigen Brust verschränkt, stand er da. Als Dirk ihm seine Erkenntnisse über Ruark eröffnete, lachte er ein weiteres Mal. »Die Manipulatoren von Kimdiss«, murmelte er. Dirk ließ ihn murmeln und beendete dann seine Geschichte. »Na und?« bemerkte Janacek danach. »Wie kommen Sie darauf, daß mich das alles etwas angehen könnte?«
»Ich meine, Sie sollten nicht zulassen, daß die Braiths Jaan wie ein Tier jagen.«
»Er hat sich selbst zum Tier gemacht.«
»Nach dem Recht der Braiths, wie ich annehme«, erwiderte Dirk. »Sind Sie ein Braith?« »Ich bin Kavalare.«
»Sind jetzt alle Kavalaren gleich?« Er zeigte auf den Steinkopf des Wasserspeiers, der im Kamin lag. »Wie ich sehe, nehmen Sie jetzt auch Trophäen, genau wie Lorimaar.«
Daraufhin erwiderte Janacek nichts. Seine Augen blickten sehr kalt. »Vielleicht hatte ich unrecht«, sagte Dirk, »aber als ich hier hereinkam und alles sah, wurde ich nachdenklich. Ich kam zu der Überzeugung, daß Sie möglicherweise doch dem Mann menschliche Gefühle entgegenbringen, der so lange Ihr teyn war. Ich erinnerte mich an Ihren Ausspruch, daß Sie und Jaan einen Bund eingegangen sind, der angeblich stärker ist als alles, was ich kenne. Aber das war wohl eine Lüge.« »Es
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