Die Flamme erlischt
können Sie ihn selbst fragen.«
Der Kimdissi zuckte zurück und sah ihn merkwürdig an. »Nein«, sagte er. »Nein, bei euch ist es sicherer, meine Freunde. Ihr werdet mich beschützen.«
»Wir werden Sie beschützen«, bekräftigte Jaan Vikary. »Sie haben soviel für uns getan.« Dirk und Gwen tauschten Blicke. Plötzlich startete Vikary den Gleiter. Sie stiegen hoch und flogen dann zu den düsteren Straßen von Larteyn hinab. »Wohin ... ?« fragte Dirk.
»Roseph ist tot«, sagte Vikary. »Aber er war nicht der einzige Jäger. Wir werden eine Volkszählung durchführen, Freunde, und sehen, wer noch da ist.«
Das Gebäude, in welchem Roseph Hoch-Braith Kelcek mit seinem teyn gewohnt hatte, war nicht weit von der Residenz der Eisenjades entfernt. Es war ein großer, quadratischer Bau mit einem Kuppeldach aus Metall und einer Kolonnade, die von schwarzen Eisensäulen gestützt wurde. Sie landeten kurz davor und näherten sich mit zögernden Schritten. An der Vorderfront des Hauses hatte jemand zwei Braithhunde an Säulen gekettet. Beide waren tot. Vikary besah sie sich aus der Nähe. »Ihre Kehlen wurden aus einiger Entfernung von einem Jagdlaser durchschnitten«, berichtete er. »Lautlos und sicher erlegt.« Während Gwen und Dirk das Gebäude durchsuchten, hielt Jaan draußen mit dem Lasergewehr im Anschlag Wache. Ruark wich ihm nicht von der Seite.
Neben zahlreichen leeren Zimmern fanden sie einen kleinen Trophäenraum mit vier Köpfen vor. Drei davon waren alt und vertrocknet, mit gespannter, ledriger Haut, die Gesichtszüge animalisch verzerrt. Der vierte gehörte, wie Gwen feststellte, einem Schwarzweiner Puddingkind. Dem Aussehen nach zu urteilen, war er ganz frisch. Ein anderer Raum war randvoll mit Miniaturfiguren: Banshees und Wolfsrudel, mit Messer und Schwert kämpfende Männer, Männer im Kampf mit grotesken Monstren. Alle Szenen waren in Eisen, Kupfer oder Bronze gegossen und sauber gearbeitet. »Das hat Roseph selbst gemacht«, sagte Gwen, als Dirk stehenblieb und eine Figurengruppe hochhob, um sie eingehender zu betrachten. Dann drängte sie ihn zum Weitergehen. Rosephs teyn war beim Essen überrascht worden. Sie fanden ihn im Speisezimmer. Sein Mahl – ein Eintopf aus Fleisch und Gemüse, dazu einige Scheiben Schwarzbrot – war kalt und nur zur Hälfte verzehrt. Neben dem Teller stand ein Steingutkrug mit braunem Bier. Hinter dem Holztisch lag der Körper des Kavalaren auf einem umgestürzten Stuhl. Die Wand dahinter wies dunkle Flecken auf. Vom Kopf des Mannes war kaum etwas übriggeblieben.
Gwen stand mit nachdenklichem Gesichtsausdruck über ihm. Ihr Gewehr hing nachlässig in der Armbeuge und zeigte zu Boden. Sie hob den Bierkrug und nahm einen kurzen Schluck, bevor sie ihn an Dirk weitergab. Das Getränk war schal und abgestanden, vom Schaum war nichts mehr zu sehen.
»Was ist mit Lorimaar und Saanel?« fragte Gwen, als sie draußen in der Kolonnade standen.
»Ich glaube nicht, daß sie schon aus dem Wald zurück sind«, antwortete Vikary. »Vielleicht wartet Bretan irgendwo in Larteyn auf sie. Zweifellos hat er Roseph und Chaalyn gestern hereinfliegen sehen. Möglicherweise lauert er hier irgendwo in der Nähe und hofft, seine Feinde bei der Rückkehr in die Stadt einen nach dem anderen abzufangen. Aber ich halte das nicht für wahrscheinlich.« »Warum nicht?« wollte Dirk wissen.
»Denken Sie einmal nach, t'Larien. Im Morgengrauen kamen wir in einem ungepanzerten Gleiter in die Stadt. Er griff uns nicht an. Entweder hat er geschlafen, oder er ist überhaupt nicht mehr hier.« »Was glauben Sie, wo er sein könnte?«
»Draußen in der Wildnis. Auf der Jagd nach unseren Jägern«, sagte Vikary. »Es gibt nur noch zwei Larteyns, die ihm gegenüberstehen, aber Bretan Braith kann das nicht wissen. Er muß annehmen, daß Pyr, Arris und der alte Raymaar Ein– Hand ebenfalls noch leben. Mit den anderen beiden zusammen ergibt das eine ganz schöne Streitmacht. Ich möchte wetten, daß er hinausgeflogen ist, um sie im Wald zu überraschen, vielleicht auch in der Furcht, daß sie als Gruppe in die Stadt zurückkehren und ihre kethi erschlagen vorfinden könnten. Damit wären ihnen seine Absichten bekannt gewesen.«
»Dann sollten wir uns aus dem Staub machen, bevor er zurückkommt, oder?« warf Arkin Ruark ein. »Irgendwohin gehen, wo wir vor dem Kavalarwahnsinn sicher sind. Zwölfter Traum, ja, zum Zwölften Traum. Oder Musquel. Oder Challenge. Egal wohin. Bald wird ein Schiff
Weitere Kostenlose Bücher