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Die Flamme erlischt

Die Flamme erlischt

Titel: Die Flamme erlischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Braith Lantry plötzlich recht geräuschvoll seinen typischen Laut aus. »Ruhe«, verlangte die Sandpapierstimme, und sofort trat Ruhe ein. »Das hat keine Folgen. Die Dinge liegen gleich. Ihr sagt, er ist ein Mensch, Eisenjade. Ist das der Fall, kann er kein korariel sein, und Ihr könnt ihn nicht beschützen. Ob er es wünscht oder nicht – Ihr könnt ihn nicht beschützen. Meine kethi werden darüber wachen.« Er drehte sich auf den Absätzen herum und stand Dirk von Angesicht zu Angesicht gegenüber. »Ich fordere Euch, Dirk t'Larien.«
    Keiner sagte einen Ton. Larteyns Steine glühten, und der Wind blies sehr kalt. »Ich beabsichtigte keine Beleidigung«, sagte Dirk, sich an Worte erinnernd, die die Eisenjades bei anderer Gelegenheit gebraucht hatten. »Darf ich mich entschuldigen?« Er bot Bretan Braith die leeren, nach oben gerichteten Handflächen an.
    Das Narbengesicht zuckte. »Die Beleidigung wiegt zu schwer.« »Sie müssen sich mit ihm duellieren«, sagte Janacek. Langsam sanken Dirks Handflächen herab. An seinen Seiten wurden sie zu Fäusten. Er sagte nichts.
    Jaan Vikary starrte bekümmert zu Boden, aber Janacek war quicklebendig. »Dirk t'Larien weiß nichts von den Duellgepflogenheiten«, teilte er den beiden Braiths mit. »Diesen Brauch gibt es auf Avalon nicht. Erlaubt Ihr mir, ihn zu unterrichten?«
    Bretan Braith nickte, es war dieselbe ungeschickte Bewegung von Kopf und Schultern, die Dirk schon am frühen Nachmittag in der Garage bemerkt hatte. Chell schien gar nicht zuzuhören, der alte Braith stand noch immer murmelnd und wutschnaubend vor Vikary.
    »Viermal gilt es, die Wahl zu treffen, t'Larien«, sagte Janacek zu Dirk. »Als Geforderter wählen Sie zuerst. Ich schlage vor, die Wahl der Waffen zu treffen und Klingen zu wählen.« »Klingen«, wiederholte Dirk leise.
    »Ich treffe die Wahl der Art und Weise«, krächzte Bretan, »und wähle das Todesquadrat.«
    Janacek nickte. »Sie haben noch die dritte Wahl, t'Larien. Da Sie keinen teyn haben, ist die Zahl der Duellanten vorgeschrieben. Es können nur zwei sein. Ihnen steht es frei, entweder diese Angabe zu machen oder den Ort des Duells zu wählen.« »Alt-Erde?« sagte Dirk hoffnungsvoll.
    Janacek grinste. »Nein. Nur einen Ort auf dieser Welt, fürchte ich. Eine andere Wahl ist nicht legal.« Dirk zuckte die Achseln. »Von mir aus hier.«
    »Ich treffe die Wahl der Zahl«, sagte Bretan.
    Mittlerweile war es dunkel geworden, und nur die weitverstreuten Sterne der Außenwelten beleuchteten den schwarzen Himmel. Das Auge des Braith flammte, und eigenartig reflektiertes Licht glitzerte naß auf seinen Narben. »Ich wähle den Zweikampf, wie es sein muß.«
    »Dann ist alles geregelt«, sagte Janacek. »Ihr müßt Euch auf einen Kampfrichter einigen und dann ...«
    Jaan Vikary blickte auf. Seine Züge waren verschwommen und schattenverzerrt, nur das blasse Licht der Glühsteine spiegelte sich auf ihnen, aber sein geschwollener Kiefer warf eine seltsame Silhouette. »Chell«, sagte er sehr bedächtig und mit großer Selbstbeherrschung. »Ja?« erwiderte der alte Braith.
    »Nur Narren glauben an Spottmenschen«, warf ihm Vikary an den Kopf. »Ihr seid beide Narren, wenn Ihr an Spottmenschen glaubt.« Dirk sah sich noch immer Bretan Braith gegenüber, als Vikary zu sprechen begann. Das vernarbte Gesicht zuckte einmal, zweimal, dreimal. Chells Stimme klang, als würde er sich in Trance befinden. »Das ist eine Beleidigung, Jaantony Hoch-Eisenjade, falscher Kavalare, Spottmensch! Ich fordere Genugtuung.«
    Bretan wirbelte herum und versuchte, etwas zu schreien. Seine Stimme war dazu jedoch nicht in der Lage, sie überschlug sich, und er stotterte. »Ihr ... Duellbrecher! Eisenjade ... Ich ...«
    »Dergleichen ist im Kodex vorgesehen«, erwiderte Vikary halbherzig. »Aber für den Fall, daß Bretan Braith großzügig über den kleinen Fehltritt eines unwissenden Fremden hinwegsehen könnte, würde ich mich dazu bereit finden, von Chell fre-Braith Vergebung zu erbitten.« »Nein«, sagte Janacek düster. »Bitten sind unehrenhaft.« »Nein«, echote Bretan. Sein Gesicht glich jetzt einem Totenschädel. Sein Glühsteinauge funkelte, und seine Wange war vor Wut total entstellt. »Ich habe mich so tief wie möglich vor Euch verbeugt, falscher Kavalare. Ich werde die Weisheit meines Festhalts nicht in den Schmutz ziehen lassen. Mein teyn sah die Dinge richtiger als ich. Es war falsch von mir, ein Duell mit Euch Lügner vermeiden zu wollen,

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