Die Flamme erlischt
Fremdartigem. Garse, ich bitte dich – zum Wohl von uns allen –, Dirks Freund zu sein. Altkavalar kennt dafür kein Wort, ich weiß. Auf Hoch Kavalaan ist das nicht nötig. Dort hat ein Mann seinen Festhalt, seine kethi und vor allem seinen teyn. Aber wir befinden uns alle auf Worlorn, und morgen duellieren wir uns. Wir mögen nicht in einem Duell zusammenstehen, dennoch haben wir gemeinsame Feinde. Deshalb bitte ich dich als meinen teyn, die Namen und Namensbünde der Freundschaft mit t'Larien auszutauschen.«
»Du verlangst viel von mir«, erwiderte Janacek, seinen Wein vor sich haltend. Er beobachtete, wie die Flammen im schwarzen Glas tanzten. »T'Larien hat uns nachspioniert, hat meine cro-betheyn und deinen Namen zu stehlen versucht, und nun hat er uns in den Streit mit Bretan Braith verwickelt. Nach allem, was er uns antat, bin ich geneigt, selbst Genugtuung von ihm zu fordern. Statt dessen bittest du, mein teyn, mich darum, den Freundschaftsbund mit ihm zu flechten.« Janacek blickte auf Dirk, dann kostete er den Wein. »Du bist mein teyn«, sagte er. »Ich komme deinen Wünschen nach. Welche Bedingungen muß ich für den Namensbund der Freundschaft erfüllen?« »Behandle einen Freund, wie du einen keth behandeln würdest«, sprach Vikary. Er wandte sich halb um und musterte Dirk. »Und Sie, t'Larien, Sie haben uns großen Ärger bereitet, aber ich weiß nicht, wie groß Ihre Schuld dabei ist – falls Sie überhaupt Schuld daran tragen. Auch Sie möchte ich um etwas bitten. Seien Sie für eine gewisse Zeit Garse Eisenjade Janaceks Festhaltbruder.«
Dirk kam nicht mehr zum Antworten, denn Janacek fuhr dazwischen. »Das kannst du nicht machen! Wer ist dieser t'Larien? Wie kannst du ihn für würdig erachten, der Eisenjade beitreten zu dürfen? Er wird falsches Spiel treiben, Jaan. Er wird die Bünde nicht halten, den Festhalt nicht verteidigen und nicht mit uns zur Versammlung zurückkehren. Ich protestiere dagegen.«
»Falls er einverstanden ist, wird er die Bünde eine Zeitlang einhalten, denke ich«, sagte Vikary.
»Eine Zeitlang? Kethi sind auf ewig gebunden!« »Dann wird er eben etwas Neues sein, eine neue Art keth, ein Freund auf Zeit.«
»Das ist mehr als neu«, entrüstete sich Janacek. »Ich werde es nicht zulassen.«
»Garse«, sagte Jaan Vikary, »Dirk t'Larien ist jetzt dein Freund. Oder vergißt du so schnell? Du tust nicht recht daran, meinen Vorschlag zu blockieren. Du brichst den Bund, den du gerade eingegangen bist. So benimmt man sich nicht einem keth gegenüber.« »Einen keth würdest du nicht einladen, ein keth zu werden«, grummelte Janacek. »Er ist schon einer. Deshalb ergibt die ganze Angelegenheit auch keinen Sinn. Der Hochleibeigenenrat würde dich zurechtweisen, Jaan. Du begehst ganz eindeutig einen Fehler.«
»Der Hochleibeigenenrat sitzt auf Hoch Kavalaan – und hier sind wir auf Worlorn«, sagte Vikary. »Nur du sprichst hier für Eisenjade. Willst du deinen Freund kränken?« Janacek antwortete nicht.
Vikary wandte sich wieder an Dirk. »Nun, t'Larien?« »Ich weiß nicht«, sagte Dirk. »Ich glaube, ich weiß, was es heißt, ein Festhaltbruder zu sein, und ich fühle mich wirklich geehrt. Aber es steht eine Menge zwischen uns, Jaan.«
»Sie meinen Gwen«, sagte Vikary. »Sie steht tatsächlich zwischen uns. Dirk, ich frage Sie dennoch, ob Sie ein Festhaltbruder besonderer Art werden wollen. Nur so lange, wie Sie sich auf Worlorn aufhalten, und nur in Bezug auf Garse. Ihr Verhältnis zu mir oder irgendeinem anderen Eisenjade bleibt davon unberührt. Verstehen Sie?« »Ja, das macht es leichter.« Er warf Janacek einen Seitenblick zu. »Obwohl ich gerade mit Garse die größten Probleme habe. Er war es, der mich zu seinem Eigentum machen wollte und vor wenigen Minuten keinen Finger rührte, um mich aus dem Duell herauszuhalten.« »Ich habe nichts Unwahres gesagt«, protestierte Janacek, aber Vikary brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Darüber kann ich noch hinwegsehen, denke ich«, sagte Dirk. »Nicht aber über die Sache mit Gwen.«
»Diese Angelegenheit wird allein zwischen Ihnen, Gwen Delvano und mir gelöst werden«, sagte Vikary ruhig. »Wenn Garse auch so tun mag – er hat hierbei nichts zu melden.«
»Sie ist meine cro-betheyn«, beschwerte sich Garse. »Ich habe ein Recht darauf zu sprechen und zu handeln. Ich bin sogar dazu verpflichtet.« »Ich spreche von gestern Nacht«, sagte Dirk. »Ich stand vor der Tür. Ich hörte alles. Janacek
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