Die Flamme erlischt
schlug Gwen! Und seither haben Sie beide ein Zusammentreffen zwischen ihr und mir verhindert.« Vikary lächelte. »Er schlug sie?« Dirk nickte. »Ich habe alles genau gehört.«
»Sie hörten ein Streitgespräch und einen Schlag, daran hege ich keinen Zweifel«, sagte Vikary. Er rieb sich den geschwollenen Unterkiefer. »Und was denken Sie, woher das stammt?«
Dirk starrte auf den anderen und fühlte sich plötzlich sehr unwohl. »Ich ... ich dachte ... ich habe keine Ahnung. Die Puddingkinder ...» »Garse schlug mich, nicht Gwen.«
»Ich würde es auch jederzeit wieder tun«, fügte Garse mürrisch hinzu. »Aber ...« stammelte Dirk, »aber was war dann eigentlich los? Gestern nacht ... und heute morgen?«
Janacek erhob sich und ging zum anderen Ende der Couch hinüber. Dann beugte er sich über Dirk. »Freund Dirk«, begann er in leicht giftigem Tonfall, »ich habe Ihnen heute morgen die Wahrheit erzählt. Gwen fuhr mit Arkin Ruark zur Arbeit hinaus. Der Kimdissi wollte sie gestern schon den ganzen Tag sprechen. Er war überaus erregt. Eine Unzahl von Panzerkäfern, so erzählte er mir immer wieder, hätten ihre Wanderung begonnen, was ohne Zweifel auf das immer unfreundlicher werdende Klima zurückzuführen sei. Ein Ereignis dieser Art ist selbst auf Eshellin sehr selten zu beobachten – auf Worlorn muß man es als einzigartig und unwiederbringlich bezeichnen. Kein Wunder also, daß Ruark Gwen unbedingt dazu bringen wollte, den Zug der Käfer zu beobachten. Verstehen Sie jetzt alles, mein Freund t'Larien?« »Hm«, machte Dirk. »Davon hätte sie mir doch bestimmt erzählt.« Janacek verzog sein hohlwangiges, scharfgeschnittenes Gesicht zu einer Fratze und ging zu seinem Sitzplatz zurück. »Mein Freund nennt mich einen Lügner«, knurrte er.
»Garse sagt die Wahrheit«, schaltete sich Vikary ein. »Gwen erwähnte, sie würde Ihnen eine Nachricht hinterlassen, einen Zettel oder ein Band. Vielleicht hat sie es in der Aufregung der Vorbereitungen vergessen. So etwas kommt vor. Sie geht ganz in ihrer Arbeit auf, Dirk. Sie ist eine gute Ökologin.«
Dirk musterte Garse Janacek. »Augenblick mal«, sagte er. »Heute morgen haben Sie zugegeben, daß Sie es darauf anlegen, Gwen von mir fernzuhalten.«
Jetzt sah Vikary verblüfft drein. »Garse?«
»Es stimmt«, meinte Janacek widerwillig. »Er kam herauf und ließ sich nicht abwimmeln. Mit einer durchsichtigen Lüge verschaffte er sich Zutritt zu unseren Räumen. Mehr noch, er ließ sich nicht davon abbringen, daß Gwen von den heimtückischen Eisenjades gefangen gehalten werde. Ich bezweifle, daß er sich mit etwas anderem zufriedengegeben hätte.« Bedächtig trank er von seinem Wein. »Das war nicht sehr klug, Garse«, sagte Vikary. »Unwahrheit empfangen, Unwahrheit gegeben«, sagte Janacek selbstgefällig.
»Du gibst keinen guten Freund ab.« »Fortan werde ich mich bessern«, sagte Janacek. »Das freut mich«, meinte Vikary. »Nun, t'Larien, wollen Sie Garses keth sein?«
Dirk dachte eine Weile darüber nach. »Ich glaube schon«, sagte er schließlich.
»Trinken wir darauf«, sagte Vikary. Gleichzeitig hoben die drei Männer ihre Gläser – Janaceks war schon halb geleert – und der Wein floß heiß und ein wenig bitter über Dirks Zunge. Es war nicht der beste Wein, den er je getrunken hatte, aber er war gut genug.
Nachdem Janacek sein Glas bis zur Neige geleert hatte, stand er auf. »Wir müssen uns über die Duelle unterhalten.«
»Ja«, sagte Vikary. »Heute war ein bitterer Tag. Keiner von euch beiden hat sich besonders klug verhalten.«
Janacek lehnte sich unterhalb eines scheel blickenden Wasserspeiers gegen den Kaminmantel. »Du, Jaan, bist davon auch nicht ausgenommen. Verstehe mich richtig, ich fürchte ein Duell mit Bretan Braith und Chell Leere-Hände nicht – aber es gab für uns keinen echten Grund dafür. Du hast es absichtlich provoziert. Nach deinen Worten mußte der Braith die Forderung aussprechen, um zu vermeiden, daß selbst sein eigener teyn ihn angespuckt hätte.«
»Es lief nicht so, wie ich erhofft hatte«, wandte Vikary ein. »Ich dachte, Bretans Furcht vor uns wäre so groß, daß er von einem Duell mit t'Larien absehen würde.«
»Nein«, bemerkte Janacek, »das hätte ich dir vorher sagen können. Du hast ihn zu weit gedrängt und dich gefährlich nahe an die Grenze zum Duellbruch herangewagt.«
»Was ich getan habe, verstößt nicht gegen den Kodex.« »Mag sein. Und doch hatte Bretan recht. Für ihn wäre es
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