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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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»Danke.«
    Cashiv sah Inevera an, als hätte er sie erst jetzt bemerkt. Er zeigte sein hübsches Lächeln und verneigte sich. »Gesegnet mögest du sein, Inevera vah’Kasaad, während deiner Verwandlung zur Frau. Ich wünsche dir einen guten Ehegemahl und viele Söhne, alle so ansehnlich wie dein Bruder.«
    Inevera lächelte und spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg, während die beiden Krieger davonschlenderten.
    Endlich setzte sich die Schlange in Bewegung. Der Tag zog sich in die Länge, während sie in der prallen Sonne standen und jeweils nur ein Mädchen mit seiner Mutter eingelassen wurde. Manche kamen bereits nach wenigen Minuten wieder zurück – andere blieben fast eine volle Stunde lang drin. Alle trugen beim Herausgehen schwarze Kleidung, die meisten wirkten eingeschüchtert und erleichtert zugleich. Einige der Mädchen starrten wie versteinert ins Leere und rieben sich geistesabwesend die Arme, während ihre Mütter sie heimwärts bugsierten.
    Als sie sich der Spitze der Schlange näherten, festigte Ineveras Mutter ihren Griff um die Schultern des Mädchens, und ihre Fingernägel gruben sich durch das Kleid in ihr Fleisch.
    »Halte den Blick auf den Boden gerichtet, und sprich nur, wenn man dich dazu auffordert«, zischte Manvah. »Beantworte niemals eine Frage mit einer Gegenfrage, und gib keine Widerworte. Sprich mir nach: ›Ja, dama’ting .‹«
    »Ja, dama’ting «, wiederholte Inevera.
    »Merke dir diese Antwort gut«, drängte Manvah. »Wenn du eine dama’ting beleidigst, beleidigst du das Schicksal selbst.«
    »Ja, Mutter.« Inevera schluckte hart und merkte, wie sie sich innerlich verkrampfte. Was ging in diesem Pavillon vor? Hatte ihre Mutter nicht dasselbe Ritual durchgemacht? Wovor hatte sie solche Angst?
    Eine nie’dama’ting öffnete den Zelteingang, und das Mädchen, das vor Inevera an der Reihe gewesen war, kam heraus. Sie trug nun ein Kopftuch, doch es war von gelbbrauner Farbe, so wie das Kleid, das sie immer noch anhatte. Ihre Mutter tätschelte ihre Schultern und murmelte tröstende Worte, während sie weiterstolperten, doch beide weinten.
    Die nie’dama’ting betrachtete die Szene mit heiterer Gelassenheit, dann wandte sie sich an Inevera und ihre Mutter. Sie war vielleicht dreizehn Jahre alt, groß und stämmig, mit vorspringenden Wangenknochen und einer Hakennase, die sie wie ein Raubvogel aussehen ließ. »Ich bin Melan.« Sie bedeutete ihnen, einzutreten. » Dama’ting Qeva wird euch jetzt empfangen.«
    Inevera holte tief Luft, als sie und ihre Mutter die Schuhe abtreiften, Schutzsiegel in die Luft zeichneten und in den dama’ting -Pavillon hineingingen.
    Sonnenlicht sickerte durch das in die Höhe strebende Dach aus Leinen und füllte das große Zelt mit strahlender Helligkeit. Alles hier war weiß, angefangen von den Zeltwänden bis zu den lackierten Möbeln und dem Fußboden aus dickem Leinen.
    Umso bestürzender wirkte das Blut. Große rote und braune Flecken besudelten den Boden des Eingangsbereichs, und eine breite Spur aus schmutzigen roten Fußabdrücken führte vorbei an rechts und links angebrachten Trennwänden.
    »Das ist Sharum -Blut«, ließ sich eine Stimme vernehmen. Erschrocken prallte Inevera zurück, denn erst jetzt bemerkte sie die Braut des Everam, die direkt vor ihnen stand, und deren weiße Robe beinahe völlig mit dem Hintergrund verschmolz. »Es stammt von den Verwundeten, die im Morgengrauen vom alagai’sharak hierhergebracht wurden. Jeden Tag wird der Leinenfußboden weggeschnitten und während des Aufrufs zum Gebet auf den Spitzen der Minarette des Sharik Hora verbrannt.«
    Als wäre dies das Stichwort gewesen, hörte Inevera nun die Schmerzensschreie, die sie umgaben. Hinter den dicken Trennwänden wanden sich Männer in Qualen. Sie stellte sich vor, unter ihnen sei ihr Vater – oder schlimmer noch Soli –, und zuckte bei jedem Aufschrei und jedem Stöhnen zusammen.
    »Everam, hol mich zu dir!«, brüllte ein Mann verzweifelt. »Ich will nicht als Krüppel weiterleben!«
    »Gebt Acht, wohin ihr tretet«, mahnte dama’ting Qeva. »Eure Fußsohlen sind nicht würdig, das Blut zu berühren, das ehrenhafte Krieger für euch vergossen haben.«
    Inevera und ihre Mutter schlängelten sich an den Blutflecken vorbei, um vor die dama’ting zu treten, die vom Kopf bis zu den Zehen in weiße Seide gehüllt war, die lediglich ihre Augen und Hände unbedeckt ließ. Qeva war groß gewachsen und kräftig wie Melan, besaß jedoch frauliche

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