Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)
Schwanz in einen Misthaufen zu stecken. Und was deine Töchter angeht, ich würde nichts unternehmen, was ihre Heirat mit irgendeinem armen khaffit hinauszögert, bloß damit sie ihre hässlichen Gesichter endlich unter einem Schleier verstecken.«
Er nahm seine Hand von ihrem Nacken und trieb sie und die anderen Frauen mit scharfen Hieben aus dem Verkaufsstand hinaus. Krishas Töchter halfen, ihre Schwestergemahlinnen zu stützen, als die fünf Frauen die Gasse entlangstolperten.
Manvah rappelte sich auf die Füße und klopfte sich den Staub ab. Sie ignorierte Kasaad und ging gleich zu Inevera. »Bist du verletzt?« Inevera schüttelte den Kopf.
»Überprüfe die Waren«, befahl Manvah. »Sie hatten nicht viel Zeit. Schau nach, ob wir noch etwas retten können …«
»Zu spät«, sagte Soli und deutete die Gasse hinunter. Drei Sharum näherten sich. Ihre schwarze Kluft war ärmellos, und die Brustharnische aus schwarzem Stahl waren so geformt, dass sie die ohnehin vollkommenen, muskulösen Oberkörper noch zusätzlich betonten. Schwarze Seidenbänder waren um ihre schwellenden Bizepse gebunden, und an den Handgelenken trugen sie mit Nieten beschlagene Armschützer. Auf dem Rücken hatten sie ihre glänzende goldene Schilde festgeschnallt, sie trugen lässig ihre kurzen Speere und hatten den geschmeidigen Gang schleichender Wölfe.
Manvah schnappte sich einen kleinen Krug voll Wasser und schüttete ihn über Kasaad aus, der stöhnte und sich halbwegs auf die Füße hievte.
»Rein mit dir, schnell!«, fauchte Manvah und versetzte ihm einen Tritt, damit er sich bewegte. Kasaad ächzte, aber es gelang ihm, in das Zelt und außer Sichtweite zu kriechen.
»Wie sehe ich aus?« Soli zupfte an seiner Kleidung herum und machte sie vorne noch weiter auf.
Es war eine alberne Frage. Kein Mann, den Inevera je gesehen hatte, war auch nur halb so hübsch wie ihr Bruder. »Sehr gut«, flüsterte Inevera zurück.
»Soli, mein süßer ajin’pal ! «, rief Cashiv. Er war fünfundzwanzig, ein kai’Sharum und bei weitem der Attraktivste der drei; sein kurz getrimmter Bart war mit Duftöl eingerieben und seine glänzende Haut war von der Sonne gebräunt. Seinen Brustharnisch schmückte dama Badens Symbol, die aufgehende Sonne – zweifelsohne aus echtem Gold –, und in der Mitte seines Turbans prangte ein großer Türkis. »Ich hatte gehofft, dich hier zu treffen, wenn wir die Ware für heute Abend abholen …« Er war jetzt nahe genug, um das Chaos in ihrem Verkaufsstand zu sehen. »Ach du meine Güte! Ist eine Kamelherde durch euer Zelt getrampelt?« Er schnüffelte. »Und hat im Laufen gepisst?« Er nahm den Nachtschleier aus weißer Seide, der locker um seinen Hals geschlungen war, und zog ihn sich über die Nase. Seine Gefährten taten es ihm gleich.
»Wir hatten ein paar … Probleme«, gestand Soli. »Meine Schuld, weil ich kurz weggegangen bin.«
»Das ist wirklich eine Schande.« Cashiv ging zu Soli, ohne von Inevera auch nur die geringste Notiz zu nehmen. Er streckte einen Finger aus und strich damit über Solis muskulöse Brust, wo ein wenig Blut hingespritzt war. Nachdenklich rieb er das Blut zwischen Daumen und Zeigefinger. »Aber wie es scheint, kamst du noch rechtzeitig zurück, um die Dinge zu regeln.«
»Diese spezielle Kamelherde dürften wir wohl für immer los sein«, pflichtete Soli ihm bei.
»Aber sie hat genug Schaden angerichtet«, meinte Cashiv betrübt. »Wir werden unsere Körbe schon wieder bei Krisha kaufen müssen.«
»Bitte.« Soli legte eine Hand auf Cashivs Arm. »Wir brauchen diesen Auftrag. Nicht der ganze Vorrat ist ruiniert. Könnten wir euch nicht wenigstens die Hälfte davon verkaufen?«
Cashiv blickte auf die Hand, die auf seinem Arm ruhte, und lächelte. Verächtlich zeigte er auf das Durcheinander aus Körben. »Pah! Wenn auf einen gepisst wurde, sind alle verdorben. Derart beschmutzte Waren werde ich doch nicht meinem Gebieter bringen. Gieß einen Eimer Wasser darüber aus und verscherbel sie an khaffit .«
Er trat dichter an Soli heran und legte ihm eine Hand auf die Brust. »Aber wenn du Geld brauchst, dann kannst du es dir vielleicht verdienen, indem du morgen beim Fest Körbe trägst, anstatt sie zu verkaufen.« Er schob seine Finger unter Solis geöffnete Gewänder und streichelte seine Schulter. »Du könntest mit der dreifachen Summe nach Hause gehen, die die Körbe wert sind, wenn du … deine Sache gut machst.«
Soli lächelte. »Körbe sind mein Geschäft, Cashiv.
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