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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
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Köpfchen. Sofort wurde es still und schaute sie an. »Die Prophezeiung!«, murmelte sie.
    Er hatte richtig vermutet. »Auf mich wartet der Tod«, fügte Cleas noch hinzu, riss sich eine Lederschnur mit einer bunt schillernden Feder vom Hals und legte sie auf das Bündel in ihrem Arm. Im selben Moment veränderten sich seine Augen und grüne Lichtfunken flirrten um schwarze Pupillen, während das wirbelnde Leuchten in den Augen seines Sohnes zu einem stumpfen Grün erlosch. Der Mann strich vorsichtig über die Wange des Säuglings, dann raubte ihm ein Hustenanfall beinahe die Sinne. Blutiger Schaum hatte sich auf seinen Lippen angesammelt.
    »Ich werde sie von hier fortlocken. Vielleicht gelingt es mir, Hilfe zu holen«, sagte er mit heiserer Stimme.
    Aber sie wussten beide, dass er das niemals schaffen konnte.
    »Ich werde den Schnee rufen, damit er Eure Spuren verwischt«, antwortete die Alte. »Grian sei mit Euch!«
    Und sie hielt Wort. Als ihn zwei qualvolle Stunden später endgültig alle Kräfte verließen und er am Rande einer Lichtung zusammenbrach, heulte ein Schneesturm über das Land. Sterbend sah er zu, wie der Himmel ihn unter einer weißen Decke begrub.
    »Grian sei mit dir«, flüsterte er seinem Sohn einen letzten Gruß zu und der Wind trug die Worte mit sich.

    »Grian sei mit mir«, murmelte Gliceas, während er sich beinahe auf allen vieren durchs Unterholz kämpfte. Links von ihm knickte der Orkan mächtige Bäume, als wären es dürre Äste. Das Krachen des splitternden Holzes und das Heulen des Windes waren so laut, dass seine Ohren wehtaten. Die Angst des Jungen stieg ins Unermessliche. Er hatte die Anzeichen des herannahenden Sturmes rechtzeitig genug bemerkt, um nach Hause zurückkehren zu können, aber dann aus Trotz beschlossen, sie nicht zu beachten. Doch sterben wollte er keineswegs! Falls ihm das überhaupt auf diese Weise möglich war. Glic, wie er meist genannt wurde, war sich unsicher, und die Alte konnte er jetzt nicht fragen. Er wusste nur, dass ihm Eisen zum Verhängnis werden könnte. Allerdings war die Vorstellung, unter einem umgestürzten Baum gefangen zu sein, auch ziemlich beunruhigend. Wer würde ihn hier finden und befreien? Die Alte bestimmt nicht, sie wagte sich ganz im Gegensatz zu ihm schon lange nur noch ein paar Schritte von der Hütte fort. Er wunderte sich, ob sie die Bäume davon abhalten konnte, auf das Dach zu fallen. Vermutlich, sie besaß schließlich die Fähigkeit, ihm den Zugang zum Waldrand zu verwehren, und er hatte wirklich alles versucht, um dorthin zu gelangen. So wie während der letzten drei Tage, und die Wut, dass sie ihn gegen seinen Willen hier festhielt, wurde immer größer. Sie machte aus seinem Zuhause ein Gefängnis für ihn, aus dem es kein Entrinnen gab. Glaubte sie tatsächlich, er würde sich dumm anstellen und bei der ersten Gelegenheit entdeckt werden? Im Moment hielt er selbst sich bloß für dumm genug, zu spät Schutz vor dem Sturm gesucht zu haben.
    Mittlerweile war es so dunkel geworden, dass er den Dachs fast nicht gesehen hätte. Das Tier arbeitete sich auf seinen kräftigen Pfoten den kleinen Abhang vor ihm hinauf und war plötzlich verschwunden. Glic atmete auf. Das war die Rettung, dort musste ein Unterschlupf sein! Der Wind schien mit aller Kraft verhindern zu wollen, dass der Junge sein Ziel erreichte. Eiskalter Regen peitschte ihm in die Augen und nahm ihm die Sicht, Tannenzapfen und Astwerk prasselten ihm auf Kopf und Schultern. Und mehr als einmal wurde er umgeworfen. Doch im Gegensatz zu den Baumriesen hatte er Arme und Beine und konnte wieder aufstehen. Endlich war er an der Stelle angekommen, an der er den Dachs zuletzt erblickt hatte, und richtig, vor ihm öffnete sich der Eingang zu einem Fuchsbau. Glic zwängte sich ohne zu zögern und so schnell wie möglich hinein. Der Gang war sehr eng, aber Glic war schmal genug, um nicht stecken zu bleiben, und sobald er die Wohnhöhle erreichte, würde er mehr Platz haben. Vor ihm blieb alles ruhig. Offenbar war der Bau unbewohnt, sonst wäre es längst zum Kampf gekommen. Füchse mochten keine unangemeldeten Besucher.
    Er roch den Dachs, bevor er sein kurzes Fauchen hörte. »Sei ruhig, Dicker! Ich will dir ja gar nicht ans Fell.« Glic verfiel sofort in den leisen Singsang, den er Tieren gegenüber anschlug. »Rück ein wenig zur Seite, damit wir beide hier Platz haben. Bei dem Wetter will ich genauso wenig draußen sein.« Er tastete vorsichtig mit den Händen den Boden vor

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