Die Flammende
noch nicht aufgefallen ist, und dass der groÃe Baum im Herbst ganz rot wird, hast du ja bereits erlebt.«
»Naxdell hat zweimal versucht, den Baum zu stehlen«, sagte Roen und wechselte damit fröhlich das Thema. »Er wollte ihn in seinem eigenen Hof haben. Er hat die Gärtner angewiesen, ihn auszugraben, aber überall, wo die Ãste den Boden berühren, schlagen sie Wurzeln, und es war ein Ding der Unmöglichkeit. Und verrückt. Wie wollte er ihn überhaupt in den Palast kriegen â durch die Dächer? Nax und Cansrel wollten alles Schöne, was sie sahen, unbedingt besitzen.«
Fire gab auf. Das Arrangement war nicht in Ordnung, aber die Wahrheit war, dass sie das kleine grüne Haus mit seinem Garten und seinem Baum liebte und dort leben wollte, und sie wollte nicht, dass irgendjemand von denen, die bereits dort wohnten, auszog. Es spielte keine Rolle, wem es gehörte und wer wen bei sich aufgenommen hatte. Es war ein bisschen wie mit dem Apfelschimmel, der, als Fire ihn durch den Palast geführt, ihm das Gelände des grünen Hauses gezeigt und ihm zu verstehen gegeben hatte, dass dies ihr Zuhause war, es auch zu seinem Zuhause erwählt hatte. Die Stute graste hinter dem Haus an der Klippe oberhalb von Cellar Harbor, schlief unter dem Baum und folgte Fire und Small manchmal auf ihre Ausritte. Sie war ihr eigener Herr, obwohl es Fire war, die sie hinein- und hinausbrachte, und obwohl Hanna sie Horse genannt hatte und obwohl Brigan manchmal auf einer Bank im Garten saÃ, bewusst Sanftheit ausstrahlte und vorgab nicht zu bemerken, wie sie sich langsam an ihn heranpirschte, ihre Nüstern beinahe bis zu seiner Schulter ausstreckte und vorsichtig schnüffelte.
Abends massierte Fire Tessâ FüÃe und bürstete ihr silbergraues Haar, das ihr beinahe bis zu den Knien reichte. Ihre GroÃmutter bestand darauf, Fires Dienerin zu sein, und Fire verstand das. Aber wann immer sie konnte, bestand sie ihrerseits ebenfalls darauf.
Eine Person, mit der Fire ihre Zeit verbrachte, hatte nichts zu geben. Lady Murgda, des Verrats und versuchten Mordes angeklagt, wurde seit der Entscheidungsschlacht des Krieges im Verlies gefangen gehalten. Ihr Mann war tot. Ihr Bruder auch. Sie war hochschwanger, was der einzige Grund war, weshalb sie am Leben bleiben durfte. Wenn Fire sie besuchte, schleuderte Murgda ihr bittere und hasserfüllte Worte entgegen, aber Fire besuchte sie trotzdem weiter, obwohl sie nicht immer genau wusste, warum. Aus Sympathie für eine starke Persönlichkeit, die zu Fall gebracht worden war? Aus Respekt für eine schwangere Frau? Auf jeden Fall hatte sie keine Angst vor Murgdas scharfem Ton.
Als sie eines Tages Murgdas Zelle verlieÃ, traf sie auf Nash, dem von Welkley und einem der Heiler hereingeholfen wurde. Sie griff nach seiner Hand, suchte nach der Botschaft in seinem Blick und verstand, dass sie nicht die Einzige war, die Mitleid mit Murgdas jämmerlicher Situation hatte.
Sie sprachen nicht viel miteinander in jenen Tagen, Fire und Nash. Etwas Unzerbrechliches war zwischen ihnen entstanden. Ein Band aus Erinnerung und Erfahrung und eine starke Zuneigung, die offenbar keine Worte nötig hatte.
Wie herrlich, ihn auf den Beinen zu sehen.
»Ich werde immer wieder weggehen müssen«, sagte Brigan.
»Ja«, sagte Fire, »ich weiÃ.«
Es war früher Morgen und sie lagen ineinander verschlungen in ihrem Bett im grünen Haus. Fire prägte sich jede Narbe in seinem Gesicht und an seinem Körper ein. Sie prägte sich das blasse Hellgrau seiner Augen ein, weil er heute mit der ersten Abteilung Richtung Norden aufbrechen würde, um seine Mutter und seinen Vater in ihr jeweiliges Zuhause zu begleiten. »Brigan«, sagte sie, damit er sprach und sie seine Stimme hören und sich einprägen konnte.
»Ja?«
»Sag mir noch mal, wohin du gehst.«
»Hanna hat dich vollkommen akzeptiert«, sagte er wenige Minuten später. »Sie ist weder eifersüchtig noch verwirrt.«
»Ja, sie hat mich akzeptiert«, sagte Fire. »Aber ein kleines bisschen eifersüchtig ist sie schon.«
»Ist sie das?«, fragte er erschrocken. »Soll ich mit ihr reden?«
»Es ist nur ganz wenig«, sagte Fire. »Sie ist einverstanden damit, dass du mich liebst.«
»Sie liebt dich auch.«
»Das stimmt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Kind dabei zusehen könnte, wie sich sein
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