Die Flammende
Schultern.«
Fire ging zu Clara hinüber, massierte ihr die Schultern und schob sich in ihr Bewusstsein, um ihr so viel wie möglich von ihrer Anspannung zu nehmen. Garan, der keiner von beiden Aufmerksamkeit schenkte, sah mürrisch auf die Papiere auf seinem Schreibtisch. »Alle Minen im Süden, die vor dem Krieg geschlossen wurden, sind wieder geöffnet«, sagte er. »Und jetzt findet Brigan, die Bergarbeiter werden nicht gut genug bezahlt. Und Nash ist derselben Meinung, dieser nervige Felskopf.«
Fire strich mit den Fingerknöcheln über die verspannten Muskeln in Claras Nacken. Der Palastschmied hatte zwei Finger für sie angefertigt, die mit Riemen an ihrer Hand befestigt wurden und ihr dabei halfen, Sachen aufzuheben und zu tragen. Beim Massieren halfen sie nicht, deshalb nahm sie sie ab, genau wie den Schal um ihren Kopf, um den Druck auf ihrer Kopfhaut zu lindern. »Die Arbeit in einem Bergwerk ist schwer«, sagte sie, »und gefährlich.«
Garan knallte seine Feder neben ihren Metallfingern auf den Tisch. »Wir schwimmen nicht im Geld.«
»Bauen die Bergarbeiter nicht das Gold des Königreichs ab?«
Er runzelte die Stirn. »Clara, was hältst du davon?«
»Mir ist das egal«, stöhnte Clara. »Nein, bleib an der Stelle. Da ist es genau richtig.«
Garan sah zu, wie Fire seine hochschwangere Schwester massierte. Als Clara erneut stöhnte, hoben sich seine Mundwinkel. »Hast du schon gehört, wie die Leute dich nennen, Fire?«, fragte er.
»Was ist es denn diesmal?«
»âºDas Monster, das Leben schenktâ¹. Und ich habe auch den Begriff âºSchutzmonster der Dellsâ¹ herumschwirren hören.«
»Bei allen Felsen«, sagte Fire leise.
»Und es gibt Schiffe im Hafen, die neue Segel in Rot, Orange, Rosa und Grün aufgezogen haben. Hast du sie gesehen?«
»Das sind alles Farben des dellianischen Wappens«, sagte Fire â abgesehen von Rosa, fügte sie im Stillen hinzu und ignorierte eine rosa Strähne am Rande ihres Blickfelds.
»Natürlich«, sagte Garan. »Und wahrscheinlich erklärst du damit auch, was sie mit der neuen Brücke machen.«
Fire atmete kurz durch, wappnete sich und sah Garan an. »Was machen sie mit der neuen Brücke?«
»Die Bauherren haben beschlossen, die Türme grün zu streichen«, sagte er, »und die Querbalken mit Spiegeln zu verkleiden.«
Fire blinzelte. »Was hat das mit mir zu tun?«
»Ãberleg doch mal«, sagte Garan, »wie das bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang aussehen wird.«
Da geschah etwas Eigenartiges in Fires Innerm: ganz plötzlich verlor sie den Kampf. Sie trat einen Schritt zurück von dem Gefühl, das diese Stadt ihr entgegenbrachte, und sah es ganz deutlich. Es war unverdient. Es gründete sich nicht auf ihre Person, sondern auf Erzählungen, auf eine Vorstellung von ihr, einer Ãbertreibung. Das ist es also, was ich für die Leute bin, dachte sie bei sich. Ich weià nicht, was es bedeutet, aber das ist es, was ich für sie bin.
Ich werde es akzeptieren müssen.
Sie besaà einige Dinge, die Archer ihr geschenkt hatte und die sie täglich benutzt hatte, ohne je darüber nachzudenken. Ihr Köcher und ihre Armschutzplatte, die durch jahrelanges Tragen weich und bequem geworden war â beides waren vor Jahren Geschenke von Archer gewesen. Ein Teil von ihr wollte sie jetzt zur Seite legen, weil ihr Herz sich bei ihrem Anblick jedes Mal um einen tiefen Schmerz herum zusammenzog. Aber sie brachte es nicht über sich. Sie durch einen anderen Köcher und eine andere Armschutzplatte zu ersetzen war unmöglich.
Eines Tages strich sie in einer sonnigen Ecke des Haupthofes über das weiche Leder ihrer Armschutzplatte und dachte nach, als sie in ihrem Sessel einschlief. Sie wachte davon auf, dass Hanna sie plötzlich schlug und schrie, was sie verwirrte und erschreckte, bis sie begriff, dass Hanna drei Insektenmonster entdeckt hatte, die auf Fires Hals und Armen herumflatterten und sie zerbissen, und Hanna versuchte, sie zu retten.
»Dein Blut muss unheimlich gut schmecken«, sagte das Kind zweifelnd, während es mit den Fingerspitzen über die Quaddeln fuhr, die auf Fires Haut wuchsen, und sie zählte.
»Nur den Monstern«, sagte Fire düster. »Gib mal her. Sind sie arg zerquetscht? Ich habe einen Schüler, der sie wahrscheinlich gerne sezieren
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