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Die Flammenfrau

Die Flammenfrau

Titel: Die Flammenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Held
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müssen.
    Faramund ließ den Blick über die nahen Berge schweifen. Er konnte nicht verstehen, wieso Bruno es zugelassen hatte, daß dieses Weib ohne Strafe davongekommen war. Er kniff die Augen zusammen und suchte in den Felsen hinter der Lavaschlucht nach einem Zeichen von ihr. Langsam ging er noch ein paar Schritte auf den Abgrund zu, aus dem ein rötliches Licht zu ihm emporschimmerte. Er würde sie jagen, bis ihr das Fleisch von den Knochen fiele, er würde ihr die Haut mit dem Dolch abziehen, bis sie ohnmächtig dahinsank. Dann würde er sie wieder aufwecken, damit sie das Schwert sah, welches ihr den Tod brachte. Ihm, Faramund von Hohenfels, tötete niemand ein Pferd, ohne dafür zu bezahlen.
    »Sucht Ihr etwas Bestimmtes?«
    Abrupt wandte Faramund sich um. Er erblickte eine junge Frau. Sie hatte auffallend helle Augen, und ihr langes, schwarzes Haar glänzte in dem mattem Licht des heraufdämmernden Morgens. Ihr weißes Kleid aus Leinen schmiegte sich weich an ihren Körper. Sie ist sehr schön, dachte er.
    »Ich fragte, ob Ihr etwas Bestimmtes dort oben in den Bergen sucht.«
    »Nein.« Faramund schüttelte den Kopf. »Ich habe nur nachgedacht.«
    »Ich bin Antana. Die Hüterin des Feuers erwartet Euch im Raum des Lichtes.«
    »Mich?«
    »Folgt mir, ich werde Euch den Weg zeigen.« Sie wandte sich um. Ihr Gang war wie ein sanftes Schweben; es schien, als würden ihre Füße kaum den Boden berühren.
    Faramund warf noch einen kurzen Blick auf die Berge. Das Adlerweib würde ihm nicht entgehen, dachte er. Später war auch noch Zeit, auf die Jagd zu gehen.
     

     
    Bruno saß auf der Kante des großen Holzbettes und betrachtete seine Hände. Wie oft hatte er damit einen Schwertgriff umfaßt, um zu töten? Doch nach dem Zauber dieser Nacht war er nicht sicher, ob er je wieder ein Schwert berühren konnte. Er schüttelte sich. An seiner ganzen Haut haftete Luovanas Duft, obwohl sie schon vor Sonnenaufgang aufgestanden und leise gegangen war. Bruno hatte getan, als ob er schliefe, denn er wollte ihr nicht in die dunklen Augen schauen.
    Dieser Rausch hatte ihn fast schmerzhaft angefallen, wie ein wildes Tier einen anfällt, dunkel und hinterhältig. Der Wein, dachte Bruno, vielleicht war es dieser süße, schwere Wein gewesen, der ihm die Sinne geraubt hatte. Nichts von dem, was da geschehen war, hatte er wirklich gewollt.
    Wo war Genovefa? Er hatte ihr ewige Treue geschworen, und seit ihrem Tod auf dem Turnierplatz zu Worms waren nicht einmal zwei Winter verstrichen. Nicht einmal die Zeit von zwölf Monden konnte er ihr treu sein! Bruno fuhr sich durch das schulterlange Haar und hielt inne. Luovana Sie hatte auch mit seinen Haaren gespielt und ihn sanft im Nacken gestreichelt.
    Nackt und wehrlos wie niemals zuvor in seinem Leben hatte er sich in ihren Armen gefühlt, und doch war es berauschend gewesen, wie ein glorreicher Sieg.
    Was war das für eine Frau, die selbstverständlich tat, was sonst nur einem Mann zustand? Die sich nahm, was sie hätte geben sollen, die jagte, obwohl sie Beute sein sollte.
    Zögernd stand er auf und ging zum Fenster. Draußen zog träge der Morgen herauf. Hier war alles anders, hier war der Himmel bei Nacht nicht schwarz und bei Tag nicht blau. Hier war nicht Genovefa, sondern Luovana. Er atmete tief durch, gierte nach dem kalten Wind, als könne dieser Klarheit in sein verwirrtes Herz bringen. Doch nichts geschah. Seine Verwirrung blieb. Es war ihm unheimlich. Ein tiefes Verlangen nach Luovana brannte in ihm. Schon als sie ihn verließ, wollte er, daß sie wiederkam.
    Bruno starrte wieder auf seine Hände. Wie sanft waren sie geworden, als er ihre Brüste damit berührte. Wie wenig hatten diese Finger da noch vom Tod gewußt. Vom Tod, den er selbst schon hundertfach gesät hatte.
    Ein Ritter, der den Tod vergißt, selbst nur für eine Nacht, wird ein schlechter Kämpfer, das hatte ihn sein Schwertmeister vor vielen Wintern gelehrt, und auch Bruno hatte seine Schüler stets ermahnt, daß das Schwert die einzig wahre Geliebte eines Kriegers sei. Natürlich durfte ein Ritter eine Dame verehren und ihr den Hof machen. Ja, er durfte eine Frau sogar lieben, so wie er Genovefa geliebt hatte, andächtig und ehrfurchtsvoll. Aber so etwas wie diese Nacht durfte nicht passieren. Er war verloren! Diese weichwogenden Brüste, die sich seinen Händen entgegengehoben hatten, waren es wert gewesen, das Morden für immer zu vergessen. Er hatte die Rundungen immer wieder umspannt, hatte sie sanft

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