Die Flammenfrau
verband Pyros, ihren Sohn, durch ein magisches Band mit mir, der ältesten Tochter ihrer Schwester, genauso, wie ich das Leben von Luovanas Tochter mit meinem Sohn verbinden werde, um sie zu zerstören.« Lursa hielt inne, um Atem zu schöpfen. Der Schweiß rang ihr übers Gesicht, doch sie ließ Antana nicht los. »Du, Antana, bist geboren, um dem Schicksal zu dienen. Es ist deine Pflicht, dieses Kind zu holen, damit der Kreis sich schließen kann.«
»Nein.« Antana riß sich los, dabei fuhren ihr Lursas Fingernägel tief ins Fleisch und hinterließen blutige Wunden auf ihrem Arm. Lursas Augen funkelten erregt, als sie das frische rote Blut erblickte, und gierig leckte sie sich die Lippen.
»Gib es mir, dann habe ich Kraft genug, dieses Kind zu bekommen.«
»Nein!« Antana schrie auf, doch mit der gewaltigen Kraft einer Frau, die nicht sterben will, hatte Lursa ihren Arm wieder gepackt und leckte mit der Zunge über die Wunden. Antana stieß Lursa mit Gewalt von sich und sprang auf die Füße. Hastig griff sie nach ihrem Korb und floh zum Höhlenausgang. Lursas Stöhnen ließ sie jedoch innehalten. Sie wandte sich noch einmal um.
»Ich darf dieses Kind nicht holen, damit würde ich die dunkle Magie weitergeben. Und ich kann es erst recht nicht holen, wenn das, was du sagst, die Wahrheit ist. Lieber lasse ich dich sterben, um diesem elenden Fluch ein Ende zu bereiten.«
Lursa lächelte wieder. Das Blut schien ihr tatsächlich Kraft gegeben zu haben. »Du wirst mich nicht sterben lassen.«
»Doch Lursa, das werde ich! Deine Mutter war eine gütige, liebe Frau. Sie hat mich die Heilkunst gelehrt. Ich würde sie verraten, wenn ich dir helfen würde. Pyros ist die Dunkelheit, und er ist Vater dieses Kindes. Er wird mit seinem Zorn und seiner Finsternis uns alle vernichten. Wenn er Elinor befreit, werden die Gwenyar für alle Zeiten dieses Land verlassen und die Göttin wird zurück in die geheiligten Gärten gehen. Nichts als die Gewalt des Feuers und kalte staubige Asche wird bleiben. Nein, Lursa, die Liebe und die Heilung sind meine einzigen Pflichten gegenüber dem Schicksal. Die Liebe zur Göttin verlangt von mir, daß ich deinen Sohn nicht auf diese Welt hole.«
Sie schob die Decke, die den Eingang verhängte, zur Seite. »Ich hätte etwas für dich tun können, wenn nicht Pyros der Vater wäre.«
»Du wirst deinem Schicksal nicht entkommen. Ehe es Nacht wird, wirst du mein Kind holen«, keuchte Lursa.
Antana schüttelte entschlossen den Kopf. »Du irrst dich. Ehe es Nacht wird, Lursa, wirst du tot sein.«
Sie griff in ihren Kerb und holte ein kleines Kristallfläschchen mit einer dunklen Flüssigkeit heraus. Sie ging zurück und legte das Fläschchen neben die schwangere Frau. »Das ist alles, was ich für dich tun kann! Wenn es unerträglich wird, trink dies. Du wirst keine Schmerzen haben.«
Lursa schob das Fläschchen verächtlich zur Seite. »Laß das, ich brauche es nicht!«
Die Heilerin hielt inne. »Gut«, sie wandte sich um.
»Antana, du hast keine andere Wahl!«
»Falsch, Lursa, man hat immer die Wahl«, sagte Antana und verließ die Höhle. »Es ist eines von den Dingen, die mich deine Mutter gelehrt hat«, sagte sie, während sie hinunter auf die Burg schaute, die in einem warmen Lichterkranz dalag. Wie immer, wenn sie für kurze Zeit in den Bergen war, genoß Antana diesen verträumten Anblick. Lange jedoch blieb sie nie fort, sie verließ Luovana nur ungern und nur dann, wenn es wichtig war, um Kräuter zu suchen oder wenn einer der Leute aus den nahen Dörfern in Lebensgefahr schwebte. Eine geheimnisvolle Ahnung riet ihr, stets der Hüterin des Feuers zur Seite zu stehen. Ihr Schicksal war mit dem Licht verbunden, nicht mit der Dunkelheit!
Unten verließen zwei Reiter das Burgtor und galoppierten auf den steinernen Überweg zu. Das war ungewöhnlich. Sie ritten die grauen Pferde der Hüterin des Feuers und hatten es sehr eilig. Was war da geschehen? Mit flinken Schritten verließ Antana den kleinen Felsvorsprung vor Lursas Höhle und betrat den schmalen Pfad, der sie hinunter zum Burgweg brachte. Vielleicht wurde sie gebraucht.
7
Luovana schlug die Bettdecke zurück und stand auf. Sie fühlte sich nach den Anstrengungen der Nacht noch ein wenig schwach. Die Geburt der kleinen Brunhild war anstrengend gewesen, doch Antana hatte ihr Bestes gegeben. Das Mädchen hatte begnadete Hände und verstand eine Menge von der Seele einer Frau. Luovana hielt ihre Finger über
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