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Die Flammenfrau

Die Flammenfrau

Titel: Die Flammenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Held
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gesagt, daß die Hüterin des Feuers ein Kind erwartete. Wie hätte er da an Abreise denken können?
    Antana hatte ihm auch gesagt, daß der Adler Luovanas Leben bedrohte, weil sie ein Kind bekam.
    Bruno streifte mit der Rechten eine Locke aus seinem Gesicht und schaute hinüber zum Burgweg. Eine graue, schmale Gestalt eilte mit fliegenden Schritten geradewegs auf die steinerne Brücke zu. Voller Erstaunen fragte er sich, wer zu so früher Stunde die Burg verließ, nach dazu ohne Pferd. Der heisere Schrei eines Adlers riß ihn aus seinen Betrachtungen. Der dunkle Greif flog auf die Berge zu und verschwand dann zwischen den schwarzen Felsen. Bruno wandte interessiert seine Aufmerksamkeit wieder auf die Brücke, doch die graue Gestalt war verschwunden. Sie mußte es wirklich sehr eilig gehabt haben, das gegenüberliegende Ufer zu erreichen.
    Sonderbar, dachte Bruno. So nah an der Burg hatte er den Adler noch nie gesehen, und was trieb jemanden dazu, zu Fuß über diese Lavabrücke zu laufen? Seine Neugierde war geweckt. Immerhin hatte Luovana in dieser Nacht das Kind zur Welt gebracht. War der Adler deswegen gekommen?
    Bruno lächelte einen Lidschlag lang. Er war nun Vater einer Tochter. Luovana hatte das Mädchen Brunhild genannt. Der Ritter wandte sich von den Zinnen ab und ging zur Treppe. Er würde Faramund suchen und mit ihm in die Berge reiten, um nach dem Rechten zu sehen.
     

     
    Antana zögerte einen Augenblick und schöpfte Atem. Der Weg hier herauf war ziemlich beschwerlich gewesen, doch Pyros, der Adler, hatte bei Tagesanbruch an ihrem Fenster gesessen und sie mit heiseren Schreien gerufen. Es mußte Lursa sehr schlecht gehen, wenn der Vogel bis hinunter zur Burg flog, um Hilfe zu holen. Antana nahm all ihren Mut zusammen und schob mit der Hand die Decke beiseite, die den Eingang zur Höhle verhängte. Ein beißender Gestank von kalter Asche, Blut und Urin schlug ihr aus dem Inneren entgegen, so daß sie unwillkürlich die Luft anhielt. Sie brauchte eine Weile, bis sie die schattenhaften Umrisse der niedergebrannten Feuerstelle erkannte. Daneben hatte sich etwas bewegt.
    »Lursa?« Die Heilerin hatte Mühe, ihrer eigenen Stimme einen festen Klang zu geben, so sehr schnürte ihr der Geruch die Kehle zu. Ein leises Stöhnen war alles, was sie als Antwort erhielt. Sie holte noch einmal tief Luft, bevor sie mit raschen Schritten auf die Frau zuging, die in Decken gehüllt auf dem Boden lag. Antana kniete nieder und befühlte die glühende Stirn der anderen.
    Rasch griff sie in ihren Korb und suchte nach einem feuchten Tuch.
    »Nein!« Lursa hatte die Augen aufgeschlagen und schob Antanas Hand, die das Tuch hielt, von sich.
    »Sei ruhig, es ist nicht das heilige Wasser«, beruhigte Antana sie. Das heilige Wasser aus dem Raum des Lichtes vermochte zwar Luovana zu heilen, aber Lursa hätte es umbringen können.
    »Das Kind… du mußt es holen«, flüsterte Lursa. »Es muß leben.«
    Antana nickte und zog die Decke von Lursas Leib. Der aufgequollene Leib glänzte feucht vom Fieber und war blutverschmiert. Auf der Brust erkannte Antana eine tiefe dunkle Narbe.
    »Du hast es also doch getan«, sagte sie und deckte die andere wieder zu. »Ich habe es vermutet. In jener Nacht, als Luovana beinahe umgekommen wäre. Es war die einzige Erklärung für ihr Dahinsiechen. Du hast ihn zurückgeholt und damit euer beider Leben riskiert. Es ist sein Kind!«
    Lursa nickte. »Ja, es ist sein Kind.«
    »Ich werde es nicht holen.«
    »Du mußt! Ich kann es nicht alleine.« Unter gewaltigen Anstrengungen richtete Lursa sich auf. »Du mußt«, wiederholte sie, »sonst sterbe ich.«
    »Du hast Pyros zurückgeholt, um ein Kind zu empfangen, das nichts als Unheil bringen wird. Dieses Kind darf nicht leben.«
    »Auch dann nicht, wenn es das Kind deines Bruders ist?« sagte Lursa mit schwacher Stimme.
    »Das kann es nicht sein. Ich habe keinen Bruder«, erwiderte Antana und ließ Lursas Hand los. »Meine Mutter starb bei meiner Geburt.«
    »Nein, das tat sie nicht.« Lursa schaute ihr tief in die Augen. »Deine Mutter war die Schwester meiner Mutter, und die Gwenyar haben sie mitgenommen, weil sie einen Magier namens Elinor liebte.«
    »Du fieberst. Ich weiß, wer Elinor ist. Es ist der dunkle Geist eines Magiers, den die Hohepriesterin der Gwenyar hinter den schwarzen Wasserfall gebannt hat. Wie sollte er mein Vater sein?«
    »Deine Mutter liebte ihn. Er wohnte unweit von hier in den Bergen, in einem unterirdischen, schwarzen Palast.

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