Die Flieger von Antares - 08
aus Walfarg stammten.
Ein drittes Sklavenmädchen brachte den Wein. Sie war eine Fristle, eine hübsche kleine Fifi. Das Mädchen schenkte mir Wein ein. Der Kelch bestand aus gelbem Kristallglas.
All diese Dinge bedeuteten mir wenig angesichts der unmöglichen Erscheinung der drei Sklavinnen. Sie trugen keine grauen Lendentücher. Ich hatte schon gehört, daß gewisse Herren ihre Sklaven mit Ketten versahen, eine Perversion, die als Nohnam bekannt ist. Esmes Sklavinnen trugen knappe Seidenkleider, die kaum ihre Blöße bedeckten. Um Hals, Hand- und Fußgelenke zogen sich Metallbänder, die durch Silberketten miteinander verbunden waren. Bei jeder Bewegung bewegten sich die Ketten klirrend mit. Und wenn man an den Ketten in bestimmter Weise zog, wurde das Mädchen in einer erniedrigenden Stellung festgehalten, in der es hilflos jedem Mann ausgeliefert war.
In meiner Zeit im Jikhorkdun von Hyrklana hatte ich Männer prahlen hören, welchen Spaß es machte, Sklavenmädchen in Nohnam zu fesseln und sie dann zu nehmen. Sie schienen zu glauben, daß sie sich selbst erhöhten, wenn sie die Mädchen auf diese erniedrigende Weise mißbrauchten.
Merle, das Sklavenmädchen, das Esme geschlagen hatte – vermutlich nur, um sie zu peinigen –, trat näher heran, als ich keine Anstalten machte, den Wein zu trinken.
Die Wunden an ihren Händen und Füßen waren schlimm; einige waren wieder aufgebrochen und eiterten. Sie hatte notdürftig einige Stoffetzen zwischen Haut und Metall gestopft, um die Reibung zu vermindern. Doch die Wunden unter dem breiten Halsband waren fürchterlich. Die Bewegung des Halses, die einfach unvermeidlich ist, hatte an vielen Stellen das rohe Fleisch zutage treten lassen, Geschwüre hatten sich gebildet und waren ausgewaschen worden, bluteten und eiterten aber immer wieder von neuem. Esme bemerkte meinen Blick und versetzte Merle einen Schlag auf den Rücken.
»Wasch dir den Hals, du dreckige Rast!«
»Ja, Lady«, sagte Merle und hüpfte mit rasselnden Ketten hinter eine spanische Wand.
Ich hörte Wasser plätschern.
Die Wunden des farbigen Mädchens waren nicht so schlimm, doch auch sie hatte manches zu erleiden. Bei der Fristle wirkte der weiche Pelz als Schutz, doch auch er war abgeschabt, und die zarte Haut darunter schimmerte wund.
»Die Mädchen sind zu nichts nütze, Chaadur. Wenn wir in die Hauptstadt zurückkehren, kaufe ich Sklaven, die sich auf gute Umgangsformen verstehen.«
Noch hatte ich kein Wort gesprochen. Dafür redete Esme um so mehr.
»Du bist nur ein Gul, Chaadur – im Augenblick jedenfalls. Du bist kaum besser als ein Sklave. Ich möchte, daß du dich des neunfachen Bades unterziehst – wir haben hier ein ganz gutes Badehaus –, und dann können wir wohl ein kleines Gespräch führen, das zu unserer beider Vorteil ist. Ich kann dir eine schnelle Beförderung garantieren. Ich kann dir in Havilfar besorgen, was du willst. Das ganze hamalische Reich steht dir zur Verfügung.« Sie stockte, begann zu lachen und trank einen Schluck Wein. In ihrer Hast war sie zu weit gegangen. »Ich meine natürlich, daß dir in Hamal unter der weisen und wohltätigen Obhut des Herrschers der Weg ins Glück offensteht. Du kannst sogar Horter werden – ich wüßte keinen Grund, warum du es nicht eines Tages zum Kov bringen solltest.«
Ich sagte noch immer nichts. Reglos blieb ich auf dem Kissen sitzen, das sich ziemlich hart anfühlte. Ich musterte die Frau gelassen – sie und ihre Sklavinnen und den schäbig herausgeputzten kleinen Salon.
Ich dachte an die anderen Frauen, die ich bisher auf Kregen kennengelernt hatte und die sich mit ähnlichen Ansinnen getragen hatten! Prinzessin Shusheeng, Prinzessin Natema, Königin Lila, Kovneva Katrin Rashumin, Königin Fahia, die Piratin Viridia und noch einige mehr ... Ich lächelte nachdenklich.
Esme erwiderte nervös das Lächeln.
»Verstehst du, was ich meine, Chaadur? Du brauchst mir nur willens zu sein«, sagte sie, um dann flüsternd fortzufahren: »Du kannst mir so viel geben ...« verlangend öffneten sich ihre feuchten roten Lippen.
In diesem Augenblick kehrte Merle zurück. Das Wasser schmerzte sichtlich in ihren Wunden.
»Warum sagst du nichts, Chaadur?« Esme schien anzunehmen, daß mein Schweigen auf eine Reaktion zurückzuführen war, wie sie wohl schon mancher andere Sklave angesichts des prächtigen Salons gezeigt hatte. »Dies ist noch gar nichts, Chaadur, verglichen mit dem Luxus, den du erringen kannst, wenn du mir
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