Die Flirtfalle
Man sagt oder tut etwas, das sich später …“
„Es tut mir leid, aber das kenne ich nicht.“
„Hast du dich noch nie in eine Frau verliebt und mit ihr Schluss gemacht, nur weil du aufgrund eines Missverständnisses etwas von dieser Frau gedacht hast, was eigentlich gar nicht der Fall war?“
„ Noch nie! Mir würde nie einfallen, der Frau, in die ich verliebt bin, das Aus zu erklären, ohne mit ihr ein klärendes Gespräch geführt zu haben.“
„Stell dir aber vor, du wärst so verliebt, dass du dir ein Aufklärungsgespräch unter vier Augen einfach nicht zutraust. Würdest du dann nicht eine Abschiedsrede schreiben, sie telefonisch vortragen und den Hörer ganz schnell auflegen?“
„Mein Gott, so etwas würde ich nie tun!“
„Und was würdest du tun, wenn du schon das Aus erklärt und ein paar Tage später das große Missverständnis aufgedeckt hast?“
„Dann würde ich die Frau, die ich liebe , wieder aufsuchen, ihr alles erklären und sie um Vergebung bitten.“
Ich schwieg eine Weile, um mir einen ‚Vergib mir’ - Satz kombiniert mit einer Liebeserklärung auszudenken. Es war nicht einfach, schließlich konnte ich mich nicht daran erinnern, jemals eine romantische Liebeserklärung ausgesprochen zu haben.
„Ohne dich ist meine Wohnung wie eine Gefängniszelle“, sagte ich, doch Mark sah mich schweigend an.
„Wenn du nicht bei mir bist, dann kann ich das Rauschen der Flüsse, das Zwitschern der Vögel und den schönen Klang einer Melodie nicht wahrnehmen.“
Er sah mich weiterhin schweigend an.
„Kannst du mir bitte verzeihen?“
Er schwieg.
„Verdammt noch mal , Mark, ich liebe dich!“, sagte ich resignierend und den Tränen nah. Mark kam auf mich zu, sah mir tief in die Augen.
„ Melanie, du hast mich gerade sehr glücklich gemacht. Warte hier, ich bin gleich wieder da“, sagte er und lief davon. Ich nutzte die Gelegenheit, um zu Leo hinaus zu laufen.
„Bei Mark und mir ist alles in bester Ordnung, du kannst zurückfahren, behalte bitte Justin im Auge, Mark und ich kommen später nach“, sang ich in einem Atemzug und rannte zurück ins Haus.
Als ich den Raum mit dem Ledersofa wieder betrat, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, eines der herumfliegenden Blätter in die Hand zu nehmen. Es handelte sich offenbar um Manuskriptseiten eines Romans. Ich erwischte eine Seite, auf der die Rede von einer Frau war, deren Beschreibung ziemlich genau auf mich zutraf. Ich griff nach einem anderen Blatt und las:
‚Alles sprach dafür. Ihr Unfalltrauma ließ sie manchmal wie eine Geistesgestörte reden und handeln, doch James hatte die Frau seiner Träume längst so akzeptiert wie sie war. Gut. Olga war verrückt. Sie liebte James nicht und war nur von seinem Körper besessen. Na und? Er konnte damit leben. Er mochte alles an dieser Frau und war glücklich und dankbar dafür, dass sie ihn – einen armseligen Poeten, überdurchschnittlich hässlich und unterdurchschnittlich intelligent – wie er sich selbst bezeichnete, überhaupt an ihrem Leben teilhaben ließ.’
Mark tauchte wieder auf. Er war umgezogen, seine Haare waren nass.
„Warum hast du mir nie erzählt, dass du Romane schreibst?“
„Weil du mich nie gefragt hast, was ich beruflich mache“, sagte er.
„Du hältst mich für verrückt. “
„Wie kommst du darauf?“
„Hier steht es schwarz auf weiß.“ Ich schlug drei Mal mit der flachen Hand auf das Blatt, das ich mir gerade durchgelesen hatte.
„Du heißt aber nicht Olga. Außerdem ist diese Frau überhaupt nicht verrückt. Es stellt sich nämlich heraus, dass hinter Olgas seltsamen Verhalten ein großes Missverständnis steckt.“
„Und? Gibt es ein glückliches Ende?“
„Aber selbstverständlich! Olga und James heiraten und wenn sie nicht gestorben sind, dann stehen sie sich heute noch gegenüber , glücklich, verliebt und vor Verlangen brennend. Übrigens, das Kleid steht dir fantastisch.“ Mark ergriff meine Hand und führte mich ins Nebenzimmer. „Ich möchte dir mein bescheidenes Haus zeigen. Das hier zum Beispiel ist mein Schlafzimmer und das da mein Bett. Habe ich dir überhaupt erzählt, dass James und Olga zwölf Kinder in die Welt gesetzt haben?“, fragte er.
„Deine Olga muss echt verrückt sein!“
„Na und? Selbst wenn. James liebt sie trotzdem über alles. Melanie, ich liebe dich über alles!“
Wir küssten uns. Gott, meine Knie . Weich, weich wie Käse.
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