Die Flirtfalle
gemacht!“, lobte ich meinen Sohn später, wie sich das für eine erleuchtete Mustermutter eben gehörte.
Kapitel 2
Lisa - meine glücklich geschiedene, alleinerziehende beste Freundin - wurde nach der Auflösung ihres Ehebundes Opfer einer Kurzschlussreaktion. In einem Augenblick des Zweifels und der Verzweiflung hatte sie ihre fünfjährige Tochter Franka gepackt und war zurück in das elterliche Bauernhaus gezogen. Das Domizil gehörte zu einem Dorf, das aus einigen Häusern, zwei Tante-Emma-Läden und einem Friedhof bestand, aber damit nicht genug. Es wurde ja bereits von Lisas Mutter und Großmutter bewohnt. Als Mitglied dieser Vier-Generationen-Wohngemeinschaft hatte meine Freundin es wahrlich nicht leicht.
Lisa und ich hatten einiges gemeinsam. Das Thema ‚Männer’ war ein für allemal abgehakt, es sei denn, es handelte sich um männerfeindliche Äußerungen, die Balsam für die Seele und jederzeit willkommen waren. Sprüche wie „Einen schönen, intelligenten und sensiblen Mann nennt man ein Gerücht“ gehörten zu unseren Gesprächen wie die Sahne zur Obsttorte. In letzter Zeit allerdings war ich immer seltener in den Genuss von Lisas männerfeindlichen Sprüchen gekommen, was unsere Konversationen manchmal etwas trocken verlaufen ließ.
Ich hatte nicht einmal den Motor meines Wagens abgestellt, als Lisa auf mich losstürzte, wie ein Hund, der nach langer Zeit sein Herrchen wiedersah.
„ Melanie, wir müssen reden!“, rief sie, während sie mich in Richtung Veranda zog. Franka begrüßte Justin mit einem Sandkuchen aus echtem Sand mit Sahne aus echtem Schlamm.
„Du wirst es nicht glauben!“ Sie schubste mich in einen der Verandastühle, setzte sich mir gegenüber und sah mich gespannt an.
„Erzähl! Was ist los? Hat die Sau endlich geworfen?“ Ich schaute zum Stall hinüber. „Nein, warte, deine Nachbarin Sybille ist wieder schwanger? Moment, ich hab es: Sybille lässt sich scheiden!?“
„Nichts dergleichen!“
Langes, unangenehmes Schweigen folgte. Es war mir danach, etwas männerfeindliches zu sagen, um Lisa auf die Sprünge zu helfen.
„ Melanie, Folgendes: Es geht um einen Mann!“
Das Lächeln gefror mir im Gesicht. Eine böse Vorahnung machte sich in mir breit.
„Gestern Abend, da war ich zum ersten Mal richtig mit ihm aus!“
Mir wurde schwarz vor Augen. Ich musste mich am Tisch festhalten, um nicht umzukippen.
„Sag mal, machst du Witze? Lisa, was soll das? Warst du etwa öfter unrichtig mit diesem Mann aus?“
Lisa kicherte, was nur ein ‚ja’ bedeuten konnte. Ich war fassungslos.
„Gestern Abend hat er mich geküsst, weißt du, und naja, nicht nur das, aber auch nicht das, was man, wenn man, denn …“
Ich hörte nicht mehr zu. Lisa war nicht mehr bei Sinnen. Die Arme stammelte wild gestikulierend vor sich hin, meinen verbitterten Gesichtsausdruck völlig ignorierend.
„ Melanie, ich denke nur noch an ihn!“, ließ sie endlich die Bombe platzen und sah mich erwartungsvoll an. Es dauerte eine Weile, bis mir eine gescheite Antwort darauf einfiel.
„ Du hast den Verstand verloren! Und du hast mich sehr enttäuscht! Mensch, wir waren uns doch einig, dass wir keine Männer brauchen, um glücklich zu sein!“
„Ja, schon. Aber schau mal , ich bin erst siebenundzwanzig und keine siebenundachtzig Jahre alt!“ Lisa sah mich an, als hätte sie gerade eine interessante Neuigkeit verkündet.
„Gut, alles klar. Mensch, sag doch gleich, was Sache ist.“
Ein Welpe, der plötzlich aufgetaucht war und auf meinem Fuß zum Pinkeln ansetzte, lenkte mich kurz vom Thema ab.
„Wo waren wir stehen geblieben? Du willst also nach so vielen Jahren wieder Sex haben. Warum eigentlich? Ich meine, ein Kind hast du ja schon und …“
„Das ist es nicht! Melanie, ich glaube, ich hab mich verliebt. Gestern Abend, da …“
Ich hielt mir eine Weile unauffällig die Ohren zu.
„… nicht mehr klar denken und stellte mir vor, wie wunderbar es nur wäre, wenn er und ich …“
„ Lisa, das reicht! Erzähl. Wie sieht er aus?“
„Kurze dunkelblonde Haare, braune Augen, dicke Lippen. Außerdem ist er Brillenträger.“
„Das ist nicht dein Ernst. Brillenträger, dicke Lippen . Und in so einen Typen willst du dich verguckt haben?“
„Ich weiß, dein Typ ist er nicht. Du stehst ja mehr auf schwarzhaarige Südländer.“
„Wie bitte? Du weißt ganz genau, dass ich weder auf Süd- noch auf Nordländer stehe, schließlich bin ich mit
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