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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Waffen zum ersten Mal gegenüberstanden, kein bisschen weiter.
    Er hatte das dringende Bedürfnis, das Fernglas zu zücken und sich die Bewaffnung dieses Schoners sehr genau anzuschauen, doch Ferngläser waren selbst zu den besten Zeiten an Bord von Handelsschiffen rar gesät, und das galt natürlich erst recht für ein Schiff, das man bewusst so heruntergekommen erscheinen ließ wie die Guardian.
    »Bereit, Mister Synklyr«, sagte er stattdessen und schaute dann zu seinem Zweiten Offizier hinüber. »Es ist so weit, Mister Jynks«, erklärte er. »Das ist sonderbar …«, murmelte Ekohls Raynair vor sich hin, als die Galeone schließlich das Unausweichliche akzeptierte und beidrehte. Er legte die Stirn in Falten und versuchte sich zu überlegen, was genau ihm hier innerlich keine Ruhe ließ, während die Blade es dem anderen Schiff gleichtat und Nethaul und ein Dutzend schwer bewaffneter Matrosen den ersten Kutter bestiegen, um ihre Prise zu entern. Da war noch irgendetwas …
    Und dann fand Raynair heraus, was dieses ›irgendetwas‹ war. »Jetzt!«, bellte Captain Maigee, und dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig.
    Die wartenden Soldaten richteten sich auf; die Luntenschlossmusketen im Anschlag, erschienen sie hinter dem hohen Schanzkleid der Galeone, während andere, eigens dafür vorbereitete Abschnitte dieses Schanzkleides plötzlich herunterklappten und die Kanonen entblößten, die dahinter aufgestellt waren. Es waren nur ›Falken‹, deren Geschosse weniger als acht Pfund wogen − schließlich war die Guardian nur eine umgebaute Handels-Galeone. Als sie konstruiert wurde, hatte niemand an schwerere Geschütze auch nur gedacht, doch jede dieser ›leichten‹ Kanonen wog immer noch mehr als eine Tonne. Es wäre schlichtweg nicht möglich gewesen, größere, noch schwerere Geschütze an Bord zu bringen, und selbst wenn auch nur ein Zehntel aller Geschichten stimmten, die über die neuen Kanonen der Charisianer kursierten, würde ihre eigene Breitseite sehr viel langsamer abgefeuert werden können. Doch das Freibeuterschiff verfügte nur über fünf Kanonen auf jeder Breitseite, die Guardian hingegen über achtzehn. Raynair hatte das Gefühl, ihm bliebe das Herz stehen, als dieses dohlaranische ›Handelsschiff‹ plötzlich die Zähne fletschte. Er öffnete den Mund, doch bevor er auch nur den ersten Befehl erteilen konnte, schien rings um ihn der ganze Tag zu explodieren.
    An Bord dieses Schiffes befanden sich mindestens einhundert Musketiere. Jetzt tauchten sie aus ihren Verstecken auf und eröffneten das Feuer auf den Kutter der Blade. Über diese Entfernung hinweg konnten nicht einmal Luntenschlossmusketen ihr Ziel verfehlen, und die konzentrierte Salve verwandelte den Kutter in ein geborstenes Wrack, das allmählich versank − angefüllt mit blutüberströmten Leichen.
    Dass Nethaul soeben den Tod gefunden hatte und mit ihm auch der gesamte Rest seiner Entermannschaft, begriff Raynair erst allmählich, als auch schon die dohlaranische Breitseite donnerte. Es waren nur dohlaranische Kanonen, doch dafür waren es wirklich viele, und ganz offensichtlich hatten diese Bordschützen verdammt viel Ahnung davon, aus welchem Ende der Kanone die Kugel kommen würde. Dennoch gelang es einigen von ihnen, ihr Ziel zu verfehlen, trotz der geradezu lächerlich geringen Entfernung. Doch die meisten leisteten deutlich bessere Arbeit, und zahllose Schreie waren vom Deck der Blade zu hören, als die Geschosse der Dohlaraner sich quer durch Raynairs Mannschaft pflügten.
    Das alleine war schon schlimm genug, doch die gleiche Breitseite ließ auch den Fockmast der Blade in einer Lawine aus Spieren und Tuch herabstürzen. Der Fockmast war der eigentliche Hauptmast eines Zweimast-Schoners, und so war die Blade kaum noch seetauglich.
    »Feuer!«, hörte Raynair jemand anderen rufen − mit seiner eigenen Stimme −, und vier der fünf Karronaden der Backbord-Breitseite des Schoners spien Flammen. »Ja!«, schrie Maigee, als der Mast des charisianischen Schiffes brach. Das war deutlich besser, als er erhofft hatte, und er konnte schon jetzt mindestens ein Dutzend Männer sehen, die auf dem völlig zerschossenen Deck des Schoners lagen.
    Doch dann verschwand das Freibeuterschiff hinter einer Rauchwolke, und Maigee taumelte, als die riesigen, ungleich schwereren Geschosse aus den Karronaden des Schoners sein eigenes Schiff trafen.
    Man hatte die Guardian als Handelsschiff geplant und gebaut. Ihre Spanten waren leichter,

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